Automobilkaufmann – Ausbildung


Der Automobilkaufmann ist oft der erste Ansprechpartner beim Autohändler oder in der Autowerkstatt. Er verkauft Ersatzteile, Verbrauchsmaterialien sowie Zubehör und vergibt Termine für die Wartung oder Reparatur. Außerdem berät er beim Autokauf und bietet Serviceleistungen an.

Automobilkaufmann Ausbildung

Bildungsweg:
Duale Ausbildung

Automobilkaufmann Abschluss

Empfohlener Abschluss:
mindestens Realschulabschluss

Automobilkaufmann Ausbildungsdauer

Ausbildungsdauer:
3 Jahre

Automobilkaufmann Ausbildungsvergütung

Ausbildungsvergütung:
ab 700 € / Monat im
1. Ausbildungsjahr


Was macht ein Automobilkaufmann?

Anders als man vermuten würde, ist ein Automobilkaufmann kein Neuwagenverkäufer oder Gebrauchtwagenhändler – er kann es aber werden, durch eine zehn- bis zwölfmonatige Weiterbildung zum „Fachverkäufer Kraftfahrzeuge“ oder eine sechsmonatige Qualifizierungsmaßnahme mit Abschluss als „Geprüfter Automobilverkäufer (GAV)“, die von Automobilherstellern und Importeuren von Kraftfahrzeugen angeboten wird.

Aber ein Automobilkaufmann hat natürlich etwas mit dem Verkauf von Autos, Autoteilen, Zubehör und anderen Artikeln rund um das Fahrzeug sowie dem Angebot von Dienstleistungen zu tun – schließlich ist er Kaufmann. Und damit umfasst sein Arbeitsgebiet die gesamte Spanne vom Einkauf über die Beratung bis zum Verkauf – und die Zeit danach.

Daher muss ein Automobilkaufmann Bescheid wissen über die Modelle, die Technik und die verschiedenen Ausstattungsvarianten der Marke – oder Marken –, die er vertritt, damit er seine Kunden kompetent beraten kann. Im Rahmen der Gespräche vor einem Neuwagenkauf kann er als Fachmann die verschiedenen Karosserievarianten vorstellen – vom Kompaktwagen über Sport Utility Vehicle (SUV) bis zum Van. Zudem sollte er auf die Vor- und Nachteile der möglichen Antriebsvarianten für die potenziellen Interessenten eingehen, ob Verbrenner-, Hybrid- oder Elektrofahrzeug, ob Front-, Heck- oder Allradantrieb. Darüber hinaus hat er die vielfältigen Assistenz- und Hilfssysteme, die das Fahren und Einparken erleichtern sollen, auf Nachfrage in ihrer Funktion zu erläutern. Dabei muss der Automobilkaufmann nicht nur wissen, was sich hinter Abkürzungen wie ABS (Antiblockiersystem), ASR (Antischlupfregelung), ESP (elektronisches Stabilitätsprogramm) oder GPS (Global Positioning System) verbirgt. Er muss auch wissen, wie Tempomat, Spurhalte-, Abstandswarn- und Notbremssysteme, eine Blackbox oder der automatische Notruf funktionieren. Auch bei den immer neuen Varianten von Car-Entertainment-Systemen und Angeboten zur Vernetzung des Fahrzeugs mit dem Internet ist seine Expertise gefragt.

Um die Kundschaft bei der Kaufentscheidung zu unterstützen, kann der Automobilkaufmann auch Probefahrten vereinbaren oder selbst durchführen. Ist die Entscheidung zum Kauf gefallen, bereitet er den Kaufvertrag vor und bespricht mit den Kunden die Finanzierungsmöglichkeiten. Er stellt den Barkauf, die Ratenzahlung, Finanzierungsmöglichkeiten und auch das Leasing als Alternativen vor und rechnet auf Wunsch die verschiedenen Angebote durch. Zudem weist er auf Lieferfristen sowie Rabatte, Sonderkonditionen und Servicevereinbarungen hin und informiert über Möglichkeiten der Versicherung. Ist der Kauf getätigt und steht die Fahrzeugübergabe an, sorgt er als Dienstleister für die notwendigen Ab-, An- oder Ummeldungen.

Und, ob Neufahrzeug oder Gebrauchtwagen: Der Automobilkaufmann hat den Überblick, welche Zubehörteile und Trägersysteme es für die verschiedenen Modelle gibt und wie ein Fahrzeug individualisiert werden kann. Als Fachmann weiß er, mit welchem Aufwand Anbauten installiert und Umbauten durchgeführt werden und was davon in die Fahrzeugpapiere einzutragen ist. Die Bandbreite reicht vom Kindersitz über die Dachbox und den Fahrradträger bis zum tiefergelegten Fahrwerk samt Sportfelgen mit Breitreifen und erhöhter Motorleistung durch Chip-Tuning.

In den meisten Fällen werden sich Kunden aber einfach wegen Wartungsarbeiten, Reparaturen oder der Vorführung zur Hauptuntersuchung an den Automobilkaufmann wenden. Als Schnittstelle zur Kundschaft und deren erster Ansprechpartner vergibt er dafür Werkstatttermine und bietet zusätzliche Serviceleistungen an – von der „Winterdurchsicht“ und dem „Urlaubscheck“ bis hin zum Fahrdienst oder Leihwagen.

Neben dem direkten Kundenkontakt hat der Automobilkaufmann allerdings auch noch viele Aufgaben hinter den Kulissen, im „Backoffice“, zu erfüllen. Unter anderem ist er zuständig für die Warenwirtschaft und die Lagerhaltung – er sorgt also dafür, dass die Beschaffung von Zubehör und Ersatzteilen in der gewünschten Qualität und Menge rechtzeitig und zu möglichst günstigen Bezugskonditionen erfolgt, und verhandelt dabei auch mit den Zulieferern. Dazu verbucht er auch Warenein- und -ausgänge, wirkt bei der Inventur sowie bei der Aufstellung der Rechnungsabschlüsse mit und berechnet betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Auf dieser Basis erstellt er Preis- und Kostenkalkulationen – für den Verkauf von Teilen und Materialien sowie Neu- und Gebrauchtfahrzeugen ebenso wie für die Werkstattkosten oder die abzurechnenden Arbeitseinheiten. Darüber hinaus beobachtet und analysiert der Automobilkaufmann den Markt, das Kaufverhalten der Kundschaft und die Maßnahmen der Konkurrenz. Daraus leitet er – in Abstimmung mit der Marketingstrategie der vertretenen Automobilhersteller – Werbemaßnahmen ab oder setzt gezielte Kaufanreize für die Zielgruppe. Außerdem stellt er Angebote von Neu- und Gebrauchtwagen zusammen und hängt sie nicht nur im Schaufenster oder im Verkaufsraum aus, sondern stellt sie auch auf der hauseigenen Webseite ins Internet – wo er auch den Online-Handel betreut. Auch bei der Personalplanung, als Einsatzplanung der Mitarbeiter im Autohaus oder in der Werkstatt, kann er beteiligt sein. Hier hat er unter anderem Arbeitszeitregelungen und Urlaubsansprüche zu berücksichtigen.

Aufgrund der vielfältigen Aufgaben sind Automobilkaufleute nicht nur am Kundendienstschalter und im Verkaufsbereich anzutreffen. Sie arbeiten auch im Büro, im Lager und in der Werkstatt. Die Arbeitszeit richtet sich nach den Geschäftszeiten des Arbeitgebers, meist Montag bis Freitag. Bei den gerade im Autohandel verbreiteten Sonderausstellungen wie „Motorshows“ und Aktionen wie einem „Tag der offenen Tür“ sind allerdings auch der Samstag und der Sonntag einzuplanen – ganz abgesehen von Vereinbarungen mit Kunden zu Probefahrten, die unter Umständen erst am Feierabend stattfinden können.

Zu den verschiedenen Tätigkeiten, die ein Automobilkaufmann übernimmt, gehören unter anderem die im Folgenden stichpunktartig zusammengefassten:

  • Präsentation von Neu- und Gebrauchtwagen;
  • Beratung von Kunden beim Fahrzeugkauf sowie im Teile- und Zubehörhandel;
  • Vereinbarung und Durchführung von Probefahrten;
  • Information über Finanzierungs- und Versicherungsmöglichkeiten;
  • Unterbreiten von Service- und Dienstleistungsangeboten;
  • Vorbereitung von Fahrzeug-Kaufverträgen;
  • Verkauf von Autoteilen und Zubehör;
  • Auftragsannahme für Wartungs-, Reparatur- und Umbauarbeiten sowie Terminvergabe;
  • Beschaffung von Waren und Verhandlung der Bezugskonditionen;
  • Warenwirtschaft und Lagerhaltung;
  • Rechnungslegung und Finanzbuchhaltung;
  • Mitwirkung bei Inventuren und Rechnungsabschlüssen;
  • Kalkulation von Verkaufspreisen und Kosten;
  • Marktbeobachtung und -analyse;
  • Initiierung und Umsetzung von Werbe- und verkaufsfördernden Maßnahmen on- und offline;
  • Planung des Personaleinsatzes.

Für wen ist die Automobilkaufmann-Ausbildung geeignet?

Leidenschaft für das Auto und Interesse an der darin verbauten Technik sollten unbedingt vorhanden sein, damit man als Automobilkaufmann seine Begeisterung auf andere Personen – die Kundschaft – übertragen kann, authentisch wirkt und überzeugt. Dabei muss man nicht einmal handwerklich geschickt sein und selbst Hand anlegen, denn das „Herumschlossern“ an den Fahrzeugen kann man anderen überlassen.

Wichtig für eine erfolgreiche Arbeit als Automobilkaufmann sind drei Voraussetzungen:

  • technisches Verständnis. Ein Automobilkaufmann muss wissen, worin sich Fahrzeugmodelle und -varianten unterscheiden und welche Motor- und Antriebskonzepte darin verbaut sind. Darüber hinaus sollte er die Funktionsweisen der verschiedenen in den Fahrzeugen installierten Systeme kennen und die vielen Ausstattungsdetails und Zubehörangebote bei unterschiedlichen Fahrzeugtypen zuordnen können.
  • Für einen Automobilkaufmann als Repräsentant des Arbeitgebers an der Schnittstelle zur Kundschaft sind ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild und ein ansprechendes Auftreten grundlegend für einen positiven ersten Eindruck. Er sollte zudem freundlich und offen auf die Kunden zugehen, höflich und respektvoll sein und über gute kommunikative Fähigkeiten verfügen: Genaues Zuhören, Einfühlungsvermögen, sprachlicher Ausdruck, Seriosität, Verbindlichkeit und Überzeugungskraft sind hier gefragt, um festzustellen, welche Wünsche oder Anliegen der Kunde hat und wie diese – zu beiderseitiger Zufriedenheit und ohne aufdringlich zu sein – erfüllt werden können. Neben diesen notwendigen Soft Skills kommen aus fachlicher Sicht auch die Beratungsleistungen dazu. Basis dafür sind umfassende Kenntnisse über die angebotenen Fahrzeugmodelle und Zubehörteile sowie über Dienstleistungs- und Serviceangebote. Das reicht von der Terminvergabe für Werkstattarbeiten und der Vermittlung von Leihfahrzeugen bis hin zur Finanzierung von Neuwagen samt Garantie- und Versicherungsangeboten sowie Behördengänge bei Ab-, An- und Ummeldungen.
  • betriebswirtschaftliche Denkweise. Der Einsatz an Personal, Sachgütern und Dienstleistungen muss sich rentieren. Die Kernaufgabe des Automobilkaufmanns besteht darin, Einkauf, Lagerhaltung und Verkauf so aufeinander abzustimmen, dass eine möglichst große Gewinnspanne als Marge im Unternehmen verbleibt. Das heißt: Es ist einerseits Verhandlungsgeschick bei Absprachen über Bezugskonditionen mit Lieferanten gefragt. Andererseits ist der Absatz an Fahrzeugen, Zubehörteilen oder Serviceleistungen langfristig zu sichern – nicht nur durch die Bindung vorhandener, sondern auch die Akquisition neuer Kunden. An den dafür notwendigen Werbe- und Public-Relations-Maßnahmen ist der Automobilkaufmann ebenfalls beteiligt – on- und offline. Zudem sind Lager-, Werkstatt- und Personalkosten durch geschickte Planung möglichst gering zu halten. Bei all diesen Aufgaben werden Warenwirtschaftssysteme, Kalkulations- und Buchhaltungsprogramme sowie moderne Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt – mit der Arbeit am Computer sollte man also vertraut sein und sie sollte nicht nur widerwillig übernommen werden.

Einen Hinweis drauf, ob diese Voraussetzungen erfüllt werden können, bieten gute Noten in Schulfächern wie Mathematik, Deutsch und Wirtschaft:

  • Mathematik und Statistik werden benötigt für betriebswirtschaftliche Berechnungen, Preis- und Kostenkalkulationen oder die Auswertung von Marketingaktionen. Außerdem dienen mathematische Methoden dazu, Finanzierungsangebote zu erstellen und Versicherungsleistungen miteinander zu vergleichen.
  • Deutsch ist Grundlage der Kommunikation. Das sprachliche Ausdrucksvermögen ist von hoher Bedeutung sowohl bei der Beratung von Kunden als auch bei Verhandlungen mit Geschäftspartnern. Die schriftlichen Fertigkeiten zeigen sich in der Korrespondenz per Brief oder E-Mail und bei der Bearbeitung von Vertragsunterlagen, aber auch bei der Pflege des Internetauftritts oder der Ausarbeitung von verkaufsfördernden oder Werbemaßnahmen.
  • Im Fach Wirtschaft werden Hintergründe zum Marktgeschehen und zum Verhalten von Marktteilnehmern wie Zulieferern, Mitanbietern und Abnehmern vermittelt. Deutlich werden so die rechtlichen, gesellschaftlichen und wettbewerblichen Rahmenbedingungen, aber auch die eigenen Möglichkeiten zur Beeinflussung des Marktes.

Zusammengefasst sollte ein Automobilkaufmann diese vier Aufgabenstellungen engagiert angehen wollen:

  • kaufmännische Tätigkeiten. Kaufen und Verkaufen, Kalkulieren, Prüfen, Verbuchen sind Kernthemen für Kaufleute. Sie berechnen Preise und Kosten, bezahlen Rechnungen, beurteilen die Absatzchancen des Warenangebots und passen das Sortiment an. Außerdem planen sie verkaufsfördernde Maßnahmen und Werbemittel.
  • sozial-beratende Tätigkeiten. Hier steht das Auftreten gegenüber der Kundschaft im Vordergrund – im direkten Kontakt bei der Beratung und der Beantwortung von Fragen, bei der Terminvergabe oder im Verkaufsgespräch. Kunden- und Serviceorientierung sind die Leitlinien des Handelns.
  • verwaltende und organisatorische Tätigkeiten. Den Lagerbestand erheben, Nachbestellungen ausführen, den Zahlungsverkehr kontrollieren oder Verträge gewissenhaft vorbereiten – das sind einige Aufgaben, die hier anstehen. Aber auch die Planung des Personaleinsatzes kann dazu gehören.
  • theoretisch-abstrakte Tätigkeiten. Das Spektrum beginnt hier bei der Auswertung der Kundendaten, um das Marketing an den Zielgruppen orientiert auszurichten. Dazu kommen Analysen des Marktes, des Kaufverhaltens und der Wettbewerber, um auf Trends reagieren zu können und die Werbeaktionen und die Angebotspalette entsprechend auszurichten.

Ein Automobilkaufmann wird auf intellektueller Ebene und in seinem Sozialverhalten also durchaus gefordert, wogegen die physischen Voraussetzungen eher gering sind. Mathematische Fähigkeiten und Akribie sind bei den Berechnungen und den buchhalterischen Aufgaben sowie bei der Erstellung von Finanzierungmodellen und der Vorbereitung von Verträgen gefordert. Die Merkfähigkeit sollte gut ausgeprägt sein, um den Überblick über die Vielzahl an Modellen, Ausstattungsvarianten und Zubehörteilen zu behalten, aber auch, um Kunden namentlich ansprechen und mit ihren Anliegen einordnen zu können. Geistige Flexibilität hilft dabei, sich schnell auf immer neue Situationen im Kundenkontakt einzustellen. Ein ansprechendes Auftreten und sympathisches Wesen sowie Freundlichkeit und Empathie, gepaart mit Kommunikationsstärke, Verbindlichkeit bei Zusagen und Verlässlichkeit bei Absprachen, aber auch Durchsetzungsvermögen zeichnen den erfolgreichen Verkäufer aus. Körperlich ist die Arbeit dagegen nicht schwer – auch wenn hin und wieder ein größeres oder sperrigeres Teil aus dem Lager hervorgeholt werden muss und es dabei unter Umständen auch einmal schmutzige Finger geben kann. Die Sehkraft sollte normal ausgeprägt sein, um Unterlagen und Warenetiketten lesen und Artikel ein- und zuordnen zu können. Ein unbeeinträchtigtes Hör- und Sprechvermögen sind wichtig für die Gespräche und Diskussionen mit Kunden und Geschäftspartnern.

Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Wirken als Automobilkaufmann lassen sich damit wie folgt zusammenfassen:

  • Begeisterung für Fahrzeuge und Kraftfahrzeugtechnik;
  • unternehmerisches Denken und geistige Flexibilität;
  • mathematische Fähigkeiten;
  • Kunden- und Serviceorientierung;
  • Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen;
  • gepflegtes äußeres Erscheinungsbild und ansprechendes Auftreten;
  • gutes sprachliches und schriftliches Ausdrucksvermögen;
  • Verhandlungsstärke und Durchsetzungsvermögen;
  • Seriosität und Verbindlichkeit;
  • hohe Merkfähigkeit;
  • Konzentrationsvermögen;
  • Organisationstalent und gutes Zeitmanagement;
  • selbstständige und genaue Arbeitsweise;
  • Interesse an Marketingaktivitäten;
  • Vertrautheit im Umgang mit Computern, Software und IKT, on- und offline.

Trotz dieser Ansprüche an die Qualitäten eines Azubis ist ein Schulabschluss keine Voraussetzung für die Ausbildung zum Automobilkaufmann. In der Praxis entscheiden sich Ausbildungsbetriebe aber überwiegend für Bewerber mit mittlerem Schulabschluss oder Hochschulreife. Dabei setzen Handwerksbetriebe wie Autowerkstätten eher auf die „Mittlere Reife“: Im Jahr 2021 hatten von den gut 1.000 Ausbildungsanfängern mehr als 60 Prozent diese Qualifikation und 30 Prozent das Abitur oder Fachabitur. Weniger als zehn Prozent starteten mit einem Hauptschulabschluss. Autohändler, -hersteller und -importeure nehmen dagegen gerne Bewerber mit Hochschulreife: Von den rund 3.540 neuen Auszubildenden im Jahr 2021 hatten 54 Prozent die Hochschulreife, 40 Prozent die Mittlere Reife und fünf Prozent einen Hauptschulabschluss. Der Anteil der Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss war mit einem Prozent verschwindend gering. Diese Zahlen gibt das Datensystem Auszubildende (DAZUBI) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) an.


Wie läuft die Ausbildung zum Automobilkaufmann ab?

Die Ausbildung zum Automobilkaufmann dauert drei Jahre. Sie wird im dualen System aus ausbildendem Betrieb und Berufsschule durchgeführt und kann im Handwerk, im Handel oder in der Industrie absolviert werden. In der Mitte des zweiten Ausbildungsjahrs steht der erste Teil der sogenannten „gestreckten Abschlussprüfung“ an, der zweite, abschließende Teil folgt am Ende des dritten Lehrjahrs. Geprüft werden die erworbenen praktischen Fähigkeiten und die theoretischen Kenntnisse. Die Ausbildung wird mit einem Fachgespräch als finaler mündlicher Prüfung abgeschlossen.

Die Ausbildung ist für die Auszubildenden im dualen System kostenlos. Aufwendungen für Lernmittel und für die Unterbringung während auswärtiger Berufsschulblöcke oder unternehmensübergreifender Lehrgänge sowie für die notwendigen An- und Abfahrten werden meist vom Arbeitgeber übernommen. Arbeitskleidung wird, bis auf einen Arbeitskittel mit Firmenemblem, in der Regel nicht gestellt. Muss ein Auszubildender seinen Wohnort wechseln, um die Ausbildung antreten zu können, kann er bei der Bundesagentur für Arbeit eine Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) als Förderung beantragen.

Für die schulische Ausbildung ist die Berufsschule zuständig. Ist sie „vor Ort“, also für den täglichen Besuch in zumutbarer Entfernung, findet der Unterricht an maximal zwei Tagen pro Woche statt – Ferienzeiten ausgenommen. Ist sie weiter entfernt, erfolgt der Unterricht in jeweils mehrwöchigen Berufsschulblöcken. Vermittelt werden berufliche Theorie und allgemeinbildende Fächer – wie Mathematik, Deutsch, Englisch, Wirtschaft und Sozialkunde. Bei den berufsspezifischen Lerninhalten liegen die Schwerpunkte im ersten Jahr auf der Beschaffung, der Lagerung und dem Verkauf von Teilen und Zubehör sowie der Erfassung von Beständen, der Buchung von Zu- und Abgängen und auf Rechnungsabschlüssen wie der Bilanz oder der Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV). Im zweiten Lehrjahr stehen die Auftragsannahme, die Disposition von Neu- und Gebrauchtfahrzeugen sowie Geschäftsprozesse wie der Verkauf oder das Angebot von Finanzdienstleistungen im Mittelpunkt. Im dritten Ausbildungsjahr liegt der Fokus auf der Steuerung der Wertschöpfungsprozesse, auch durch gezielten Personaleinsatz und unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Entwicklung bei unternehmerischen Entscheidungen. Zudem werden vertieft Möglichkeiten verkaufsfördernder und werbewirksamer Maßnahmen betrachtet.

Die praktische Ausbildung übernimmt der ausbildende Betrieb. Hier lernt der Azubi sukzessive alles, was für die selbstständige Bearbeitung der alltäglich anfallenden Aufgaben notwendig ist. Basis dafür ist die vertiefte Kenntnis der vom Hersteller angebotenen Fahrzeugmodelle, Karosserie- und Ausstattungsvarianten samt der darin jeweils verbauten Technik. Das lernt der Azubi unter anderem auch bei verschiedenen Tätigkeiten in der Werkstatt. Dazu kommt der sichere Überblick über das eigene Sortiment an Neu- und Gebrauchtfahrzeugen sowie Teilen und Zubehörartikeln. Als Schnittstelle zwischen Handel und Werkstatt darf er in den ersten 15 Monaten der Ausbildung dann bereits Teile und Zubehör bereitstellen und verkaufen, den Kundendienst mitorganisieren und den Servicebereich unterstützen. Außerdem wird er bei Marketingaktivitäten von der Planung bis zur Durchführung einbezogen – ob sie offline stattfinden wie ein „Tag der offenen Tür“ oder online wie das Einstellen von aktuellen Neu- und Gebrauchtwagenangeboten. Ab dem 16. Monat der Ausbildung kommt zum Teilehandel und der Terminvergabe für die Werkstatt die Unterstützung des Verkaufs ganzer Fahrzeuge hinzu, inklusive der vorbereitenden und nachbereitenden Arbeiten, also der Ausarbeitung und dem Angebot von Finanz- und Servicedienstleistungen. Zudem übernimmt der werdende Automobilkaufmann Aufgaben in den Bereichen Controlling und Personalwesen.

Schon im Verlauf der Ausbildung können Zusatzqualifikationen erworben werden, die die vermittelten Lehrinhalte ergänzen und so prinzipiell die Arbeitsplatzsicherheit erhöhen:

  • Die Zusatzqualifikation „Fremdsprache für kaufmännische Auszubildende“ bereitet auf den Einsatz im internationalen Umfeld vor. Kern ist die Bearbeitung typischer im Berufsalltag anfallender Aufgaben in einer Fremdsprache wie Englisch. Trainiert wird unter anderem das Verhalten in verschiedenen Gesprächssituationen – in Gegenwart des Gesprächspartners, am Telefon oder in Online-Konferenzen. Dazu kommen die Besonderheiten der geschäftlichen Korrespondenz, beispielsweise per Brief oder E-Mail. Am Ende der Qualifizierungsmaßnahme steht eine schriftliche und mündlichen Prüfung.
  • Für die Zusatzqualifikation „Europaassistent“ wird ein mindestens mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt – den die meisten der angehenden Automobilkaufleute ja vorweisen können. Vertieft werden die Fächer Englisch und eine weitere Fremdsprache sowie internationale Wirtschaft mit dem Schwerpunkt europäisches Waren- und Wirtschaftsrecht. Ein mehrwöchiges Praktikum im EU-Ausland ist bei dieser Maßnahme Standard.

Wie viel verdient ein Automobilkaufmann?

Automobilkaufleute werden im dualen System ausgebildet. Gemäß Berufsbildungsgesetz (BBiG) haben sie damit ein Anrecht auf eine angemessene Ausbildungsvergütung, die vom ausbildenden Unternehmen zu zahlen ist. Falls keine tarifvertraglichen Vereinbarungen getroffen wurden, gelten die im BBiG festgelegten Mindestvergütungen (§ 17 Absatz 1 und 2 BBiG), die nicht unterschritten werden dürfen: Wer seine duale Ausbildung zwischen dem 01.01.2022 und dem 31.12.2022 begonnen hat, erhält im ersten Lehrjahr mindestens 585 Euro brutto monatlich; wer nach dem 01.01.2023 startet, wird mit mindestens 620 Euro brutto im Monat vergütet. Während der Ausbildung erhöhen sich die Mindestsätze; sie steigen im zweiten und dritten Lehrjahr um 18 bzw. 35 Prozent bezogen auf den Betrag im ersten Lehrjahr. Wer im September 2022 zu Beginn der Ausbildung die Mindestvergütung bekommen hat, dem stehen im dritten Lehrjahr 790 Euro monatlich als Brutto zu.

Bei Automobilkaufleuten hängt die Ausbildungsvergütung davon ab, ob das ausbildende Unternehmen als Handwerksbetrieb dem Kraftfahrzeuggewerbe oder als Fahrzeug- und Teilevertrieb dem Einzelhandel zugerechnet wird – ob es sich also, vereinfacht gesagt, um eine Werkstatt oder einen Autohändler handelt. Generell vergüten Handwerksbetriebe die Ausbildung schlechter als Händler, auch wenn diese meist auch Werkstattarbeiten durchführen. Die unterschiedlichen Beträge lassen sich in den Tarifverträgen des Kraftfahrzeuggewerbes und des Einzelhandels ablesen, die zudem noch die regionalen Unterschiede zwischen den Tarifgebieten – den Bundesländern – abbilden.

Für das erste Ausbildungsjahr werden von mehreren Quellen Vergütungen von rund 700 Euro als Monatsbrutto genannt – dabei dürfte es sich um das Minimum im Handwerk handeln. Andere geben als durchschnittliche tarifliche Ausbildungsvergütung im ersten Jahr ca. 820 bis rund 890 Euro brutto im Monat an. Gesichertere Angaben gibt die Bundesagentur für Arbeit, die verschiedene Tarifverträge ausgewertet hat, zwischen Gewerbe und Handel unterscheidet und sogar nach Bundesländern differenziert. Im ersten Ausbildungsjahr liegen danach die Spannen im Kraftfahrzeuggewerbe zwischen rund 770 und 980 Euro Monatsbrutto, wobei Rheinland-Pfalz als Schlusslicht und Bayern als Spitzenreiter sich vom Hauptfeld mit Vergütungen zwischen rund 820 und 920 Euro Monatsbrutto absetzen. Im Handel liegen die Ausbildungsvergütungen im ersten Jahr zwischen gut 800 und etwas mehr als 1.000 Euro brutto im Monat. Mit Abstand am wenigsten wird in Mecklenburg-Vorpommern gezahlt; der Betrag liegt mehr als 100 Euro unter den nächst niedrigen – 920 Euro Monatsbrutto – in Bremen und Niedersachen. In den meisten Ländern sind 950 Euro bis 960 Euro monatlich als Brutto üblich – Hessen sticht mit gut 1.000 Euro Monatsbrutto nach oben heraus. Im dritten Ausbildungsjahr sind im Gewerbe 850 bis 1.150 Euro zu erwarten, im Handel rund 1.000 Euro in Mecklenburg-Vorpommern, ansonsten zwischen gut 1.100 und etwas mehr als 1.200 Euro – wiederum jeweils als Monatsbruttobetrag.

Auch bei den Einstiegsgehältern nach der Ausbildung ist die Schwankungsbreite groß. Die Angaben reichen von 1.800 bis 2.400 Euro Monatsbrutto – bis zu 2.700 Euro brutto im Monat für erfahrenere Kräfte. Auch hier gibt die Bundesagentur für Arbeit wieder verlässlichere Werte an. Als beispielhafte monatliche tarifliche Bruttogrundvergütung für Automobilkaufleute werden Beträge von rund 2.500 bis 2.920 Euro genannt – ohne zwischen Gewerbe und Handel zu unterscheiden. Zu diesem Grundstock kommen in der Regel gemäß Tarifvertrag noch das Weihnachts- und das Urlaubsgeld als Sonderzahlungen dazu – auch bekannt als „13. Monatsgehalt“.


Wie kann ein Automobilkaufmann aufsteigen?

Ein Automobilkaufmann hat zunächst einmal bei der Vielfalt an Automarken, Modellen, Karosserievarianten, Antriebskonzepten, Assistenzsystemen, Zubehör- und Tuningteilen den Überblick zu behalten – zumindest bei der Automarke oder den -marken, die sein Arbeitgeber vertritt. Hier können Schulungen der Hersteller bereits nützlich sein. Ansonsten gilt es, sich über technische Fortschritte und Entwicklungen, neue Trends, Verbrauchervorlieben und Modeerscheinungen zu informieren – und auch über rechtliche Rahmenbedingungen, mit denen Ausstattungen wie Notbremsassistenten oder automatische Notrufsysteme für Neuwagen verpflichtend werden. Hier helfen Fach- und Publikumszeitschriften, aber auch entsprechende Blogs der Automobilbranche und der Fachpresse, sich zu informieren.

Klassischerweise sollten Automobilkaufleute über kaufmännische Anpassungsweiterbildungen ihren Wissensstand bei beruflichen Themen aktuell halten und neue Entwicklungen kennenlernen. Buchhaltung und Controlling, Finanz- und Rechnungswesen, Werbung und Verkaufsförderung, Marketing und Customer Relationship Management, aber auch Handels- und Gesellschaftsrecht oder Personalwesen sind hier der Standard. Zudem verdienen die kommunikativen Kompetenzen und die Fremdsprachenkenntnisse Beachtung, um besser auf die Kundschaft eingehen zu können – die zudem immer internationaler wird. Daneben sollte auch die zunehmende Digitalisierung berücksichtigt werden: Produktkonfiguratoren, interaktive Verkaufsassistenten, virtuelle Ausstellungsräume unterstützen beim Verkauf. E-Invoicing und Mobile Payment sind zukunftsfähige Abrechnungsmodelle. Messenger Marketing und andere Online-Tools können in der Werbung und zur Kundenbindung eingesetzt werden – und auch zum Verkauf im Online-Handel.

Über Aufstiegsweiterbildungen können sich Automobilkaufleute für anspruchsvollere Aufgaben qualifizieren, etwa als Fachberater oder Fachkaufmann im Vertrieb bzw. zum geprüften Automobilverkäufer. Auch Führungspositionen im Handel, etwa als Einkaufs- oder Verkaufsleiter von Automobilhandelsketten, Markenvertretungen, Herstellern oder Zulieferern, sowie allgemein in der Geschäftsführung sind damit erreichbar. Typisch sind kaufmännische Weiterbildungen zum Fachwirt in den Fachrichtungen Handel oder Marketing bzw. zum Betriebswirt Kraftfahrzeuge, Handel oder allgemeine Betriebswirtschaft. Wer eine Leitungsfunktion anstrebt, sollte dafür auch seine Soft Skills stärken. Themen wie Führung und Personaleinsatzplanung haben hier ebenso hohen Stellenwert wie Zeit- und Selbstmanagement, Gesprächsführung oder Konfliktmanagement.

Für die Automobilkaufleute, die eine Hochschulzugangsberechtigung vorweisen können, stehen auch die Fachhochschulen oder, mit einem Abitur, auch die Universitäten für ein Studium offen. Automobilwirtschaft oder Automotive Management ist eine naheliegende Option, doch auch Studienfächer wie Handelsbetriebswirtschaft, Betriebswirtschaftslehre bzw. Business Administration oder Wirtschaftsingenieurwesen können Sprungbretter in die Karriere sein.

Mit einiger Erfahrung im betriebswirtschaftlichen und technischen Umfeld kann ein Automobilkaufmann sich auch selbstständig machen. Eine Existenzgründung ist möglich im Kraftfahrzeug- sowie im Teile- oder Zubehörhandel, aber auch im Bereich Autovermietung. In vielen Bereichen gibt es die Möglichkeit, als Franchisenehmer eine bestimmte Marke zu vertreten.

Die Gleichbehandlung aller Geschlechter ist uns wichtig und gehört zu unseren gelebten Kernwerten. In Texten verzichten wir auf sprachliches Gendern,
um ein einheitliches und unkompliziertes Lesen zu gewährleisten. Selbstverständlich sprechen wir alle Geschlechter an.