Einzelhandelskaufmann/-kauffrau – Ausbildung


Einzelhandelskaufleute sind die zentralen Figuren im Marktgeschehen: Sie stehen im Ladenlokal der Kundschaft gegenüber, beraten und verkaufen – und sorgen hinter den Kulissen dafür, dass Waren rechtzeitig in angemessener Menge zu einem akzeptablen Preis für den Verkauf zur Verfügung stehen.

Einzelhandelskaufmann/-kauffrau Ausbildung

Bildungsweg:
Duale Ausbildung

Einzelhandelskaufmann/-kauffrau Abschluss

Empfohlener Abschluss:
mittlerer Bildungsabschluss

Einzelhandelskaufmann/-kauffrau Ausbildungsdauer

Ausbildungsdauer:
3 Jahre

Einzelhandelskaufmann/-kauffrau Ausbildungsvergütung

Ausbildungsvergütung:
ab 650 € / Monat im
1. Ausbildungsjahr


Was macht ein Einzelhandelskaufmann/-kauffrau?

Einzelhandelskaufleute – also Einzelhandelskaufmänner und, in sehr vielen Fällen, auch Einzelhandelskauffrauen – sind das Bindeglied zwischen Hersteller bzw. Großhandel auf der einen und Endabnehmern, der Kundschaft, auf der anderen Seite. Ihre Zuständigkeit erstreckt sich vom Einkauf bis zum Verkauf – und das in jeder Branche, ob Food- oder Non-Food-Bereich, vom Anglerbedarf über den Lebensmittelhandel bis zum Zweiradgeschäft. Daher sind sie in den unterschiedlichsten Sparten des Handels zu finden – nicht nur bei Discountern, Lebensmittel- und Verbrauchermärkten oder Warenhäusern, sondern unter anderem auch in Baumärkten und Boutiquen, im Elektro- und Elektronikhandel sowie in Gartencentern, Möbelhäusern und Schuhläden, im Spielwarenhandel oder in Sportgeschäften.

Dabei sind Einzelhandelskaufleute nicht nur Berater und Verkäufer, sondern auch Betriebswirtschaftler. Denn „König Kunde“ vor Ort im Ladenlokal zu beraten und Produkte zu verkaufen, ist das eine – das ist die Seite des Verkäufers oder Fachverkäufers. Dafür zu sorgen, dass die gewünschten Güter und nachgefragten Waren auch zu einem marktfähigen Preis gekauft werden können, ist das andere. Das ist die Seite der Betriebswirtschaft. Hier setzt beim Disponieren, Einkaufen, Kalkulieren, Verbuchen und Verwalten das kaufmännische Denken an. Einzelhandelskaufleute verbinden beide Seiten und vermitteln an der Schnittstelle von Angebot und Nachfrage. Damit sind sie die zentralen Figuren auf dem Konsumgütermarkt.

Die Kernaufgaben von Einzelhandelskaufleuten sind das Kaufen und das Verkaufen. Dabei sind wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen, damit dies auch rentabel ist und Gewinn abwirft. Die Arbeit beginnt also beim Einkauf – oder sogar schon davor, bei der Einholung von Angeboten für die Beschaffung der benötigten Waren, falls keine festen Beziehungen zu Lieferanten bestehen oder Lieferketten und Bezugswege vorgegeben sind. Geprüft werden die Offerten dann im Hinblick auf Menge, Qualität und Lieferkonditionen. Die unterschiedlichen Angebote sind zu vergleichen. Aspekte, bei denen möglicherweise Spielräume bestehen, sollten verhandelt werden – wenn es sich um ausländische Firmen handelt, unter Umständen auch in Englisch oder einer anderen Fremdsprache. Letztlich ist ein Anbieter auszuwählen und mit der Lieferung der Ware zu beauftragen. Auf Basis dieser Angaben kalkulieren Einzelhandelskaufleute dann die Verkaufspreise – unter Berücksichtigung der Marktbedingungen und der Konkurrenzsituation.

Um gezielt einkaufen und das Sortiment gestalten zu können, nutzen Einzelhandelskaufleute Warenwirtschaftssysteme. Mit diesen wird mehr oder weniger automatisch erfasst, welche Stückzahlen welcher Produkte in welchem Zeitraum verkauft wurden. Daraus lässt sich nachvollziehen, wie sich die Bestände entwickelt haben, abschätzen, wie sie sich voraussichtlich weiter entwickeln werden, und ermitteln, welche Mengen nachbestellt werden sollten. Grundlage für die Berechnungen sind die Einbuchungen der angelieferten Güter und die automatischen Abbuchungen über die Kassen beim Verkauf. Weitere Hilfsmittel sind Inventuren oder Abschreibungen von Waren, die durch Beschädigung, unsachgemäße Lagerung, das Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums oder mangels Nachfrage ausgesondert werden müssen.

Einzelhandelskaufleute begleiten außerdem die Waren im Laden von der Anlieferung bis zum Verkauf. Sie prüfen, ob die Lieferungen pünktlich und korrekt erfolgen, die Waren also rechtzeitig in der georderten Menge und Qualität sowie ohne Beschädigungen ankommen, und sorgen für eine fachgerechte Lagerung. Im Verkaufsraum pflegen und gestalten sie das Angebot: Sie positionieren die Waren in den Verkaufsflächen, zeichnen Artikel aus, füllen Regale auf und setzen werbe- und verkaufsfördernde Maßnahmen um. Dazu gehören beispielsweise die auffällige Platzierung von Sonderangeboten und Aufstellern mit nicht standardmäßig gelisteten Waren oder die Möglichkeit zur Verkostung von Lebensmitteln. Bei Fragen vonseiten der Kundschaft geben sie Auskunft und bieten Beratung an – und schließlich sind sie auch an der Kasse zu finden, wo sie die Ware nach der Bezahlung an die Kundschaft übergeben.

Doch damit enden die Tätigkeiten von Einzelhandelskaufleuten noch nicht. Denn mit der Registrierung der Verkäufe im Kassensystem erfolgt auch automatisch die Buchung im Warenwirtschaftssystem. Und dieses ist ein wesentlicher Baustein für das Disponieren, den Einkauf von Waren und die Inventur – also letztlich die Pflege und die Bewirtschaftung des Warenbestands. Die Aufgaben können sich aber bis hinein in die Finanzbuchhaltung erstecken, wenn Einzelhandelskaufleute die generierten Einnahmen und anfallenden Ausgaben buchhalterisch anhand von Belegen erfassen und betriebswirtschaftlich auswerten. Letztlich können sie so sogar an der Erstellung einer Bilanz oder einer Gewinn-und-Verlust-Rechnung („GuV“) mitwirken – dies ist häufig in kleineren Betrieben der Fall. Aber auch die Personalplanung als Einsatzplanung der Mitarbeitenden – im Verkauf und an der Kasse oder beim Einräumen der Regale – unter Berücksichtigung von Arbeitszeitregelungen und Urlaubsansprüchen ist Teil der komplexen Aufgaben von Einzelhandelskaufleuten.

Aufgrund der vielfältigen Tätigkeiten sind Einzelhandelskaufleute im Präsenzhandel auf der Verkaufsfläche, im Lager und im Büro anzutreffen – und das zu allen üblichen Ladenöffnungszeiten, also auch an Samstagen und in den Abendstunden sowie bei Sonderaktionen oder in Verkaufsräumen beispielsweise an Verkehrsknotenpunkten wie Flughäfen oder Bahnhöfen auch sonn- und feiertags. Neben dem direkten Umgang mit der Kundschaft und der körperlichen Arbeit beim Hantieren mit den Waren ist die Bedienung von Kassen- und Warenwirtschaftssystemen wichtig. Bei dieser Büroarbeit werden Computer mit entsprechender Software eingesetzt – vom Office-Paket mit Schreib- und Tabellenkalkulationsprogrammen bis hin zu SAP-Modulen. Betreibt der Arbeitgeber einen Onlinehandel, können sie auch Onlineshops betreuen, Produktkataloge pflegen und Onlinemarketing betreiben.

Die vielschichtigen Anforderungen an Einzelhandelskaufleute lassen sich so zusammenfassen:

  • Sortiment gestalten;
  • Waren ansprechend präsentieren;
  • Werbe- und verkaufsfördernde Maßnahmen initiieren und umsetzen;
  • Kundschaft beraten;
  • Waren verkaufen, Verkäufe registrieren und verbuchen;
  • kassieren und abrechnen;
  • Warenbestände überwachen und Inventuren durchführen;
  • Bestellungen aufgeben und Lieferungen disponieren;
  • Angebote anfordern und vergleichen;
  • mit Lieferanten über Bezugskonditionen verhandeln;
  • Preise kalkulieren;
  • eingehende Lieferungen annehmen, kontrollieren und fachgerecht einlagern;
  • Personaleinsatz planen;
  • bei der Finanzbuchhaltung und den Rechnungsabschlüssen mitwirken.

Für wen ist die Einzelhandelskaufmann-Ausbildung geeignet?

Was wünschen wir uns vom Personal des Geschäfts, in dem wir einkaufen? Es sollte freundlich und adrett sein, höflich und zuvorkommend, aber nicht aufdringlich. Wenn wir uns mit Fragen an die Mitarbeiter wenden, sollten sie diese rasch beantworten. Sind wir bei der Auswahl unter der Vielfalt von Produkten unsicher, hoffen wir auf kompetente Beratung von den Beschäftigten. An der Kasse sollten sie die Bezahlung korrekt und zügig abwickeln – und möglichst auch noch über verschiedene Zahlungsweisen, Rabatte und Bonussysteme sowie Rückgabeoptionen oder Garantiezeiten informieren können.

Damit Einzelhandelskaufleute diese Wunschliste erfüllen können, müssen sie zunächst einmal Menschen gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt, kontaktfreudig und kommunikativ sein. Zudem sollten sie vertrauenswürdig auftreten und verlässliche Angaben machen sowie verbindliche Auskünfte geben können. Außerdem haben sie, insbesondere an der Kasse, korrekt und sorgfältig zu arbeiten. Aber das sind nur die im direkten Kundenkontakt wichtigen Anforderungen.

Weniger sichtbar sind die organisatorischen Tätigkeiten im Hintergrund, die notwendig sind, damit „der Laden läuft“. Dies beginnt bei der Warenannahme mit der Kontrolle der Lieferungen und geht über die Lagerhaltung bis zum Auffüllen der Regale oder der Positionierung der Angebote auf den Verkaufsflächen. Hier ist oft Körperkraft gefragt, wenn Paletten mit Flurförderzeugen bewegt oder Gitterboxen von der Rampe in das Lager und in den Verkaufsraum geschoben werden. Beim Einräumen von Regalen ist eher Ausdauer angesagt – und selbstständiges, gewissenhaftes Arbeiten, damit die Produkte auch ordentlich präsentiert werden. Bei verderblichen Waren ist zudem darauf zu achten, dass Produkte älteren Datums an der Front der Verkaufsfläche stehen, also vorgezogen werden.

Außerdem müssen Einzelhandelskaufleute das Kaufverhalten der Kundschaft beobachten und die Wirksamkeit der Werbe- und Verkaufsförderungsmaßnahmen einschätzen. Ein Maß dafür sind die Bestandsveränderungen im Warenwirtschaftssystem, die sich über die Eingaben an den Registrierkassen nachvollziehen und dann analysieren lassen. Das geschieht am Computer mit spezieller Software. Dies ist auch erforderlich, um andere alltägliche Aufgaben durchzuführen – von der Bestellung über die Verbuchung bis zur Abrechnung in der Finanzbuchhaltung, aber auch zur Preiskalkulation bei unterschiedlichen Bestellmengen und Lieferwegen. Gute Kaufleute ziehen daraus ihre Rückschlüsse für die Sortimentsgestaltung – abhängig von den Wünschen und Produktvorlieben der Endabnehmer – und suchen neue Handelspartner als Lieferanten. Hier ist Verhandlungsgeschick gefragt, um bestmögliche Konditionen und Lieferbedingungen zu vereinbaren.

Wer Einzelhandelskaufmann oder -kauffrau werden möchte, sollte daher gerne mit Menschen umgehen, sprachlich begabt sein und im Idealfall bereits soziales Engagement gezeigt haben – beispielsweise als Leiter einer Jugendgruppe, Trainerin oder Schiedsrichter im Sportverein oder Klassensprecherin. Gute Noten in Schulfächern wie Mathematik und Wirtschaft sowie Deutsch und Englisch sind von Vorteil, denn:

  • Mathematik und Statistik werden benötigt, um betriebswirtschaftliche Berechnungen und Auswertungen durchführen zu können. Dazu gehört zum Beispiel, Verkaufszahlen auszuwerten, Trends zu erfassen, Werbe- und verkaufsfördernde Maßnahmen zu bewerten sowie Angebote zu vergleichen und Preise zu kalkulieren.
  • Wirtschaft ist das Fach, das die Hintergründe zum Marktgeschehen liefert. Dieses Wissen wird wichtig, um die Marktteilnehmer – Lieferanten, Konkurrenz, Endabnehmer – und ihr Verhalten zu verstehen. Auf dieser Basis können dann die eigenen Möglichkeiten zur Beeinflussung des Marktes abgeschätzt werden.
  • Deutsch hat einen hohen Stellenwert. Einerseits sind das sprachliche Ausdrucksvermögen, die Überzeugungskraft und auch die Durchsetzungsfähigkeit im Gespräch mit der Kundschaft, mit Mitarbeitern und mit Geschäftspartnern wie Lieferanten essenziell. Diese Eigenschaften sind etwa bei der Beratung oder bei Reklamationen von Kunden, bei Arbeitsanweisungen sowie der Personaleinsatzplanung oder bei Absprachen wichtig. Andererseits ist das Textverständnis bedeutend in Bezug auf Verträge und Abkommen, ob mit Geschäftspartnern oder Mitarbeitern. Bei Geschäftsbeziehungen zu ausländischen Partnern sind zudem Fremdsprachenkenntnisse – mindestens in Englisch, idealerweise noch in weiteren Sprachen – für die Unternehmenskommunikation bedeutend.

Wer als Einzelhandelskaufmann oder -kauffrau arbeiten möchte, sollte sich daher gerne mit diesen Aufgaben befassen:

  • Kaufmännische Tätigkeiten machen den Großteil des Aufgabenspektrums aus. Der Wareneinkauf inklusive der Verhandlungen mit Lieferanten und der Verkauf an Endkunden ist nur ein Teil davon. Dazu kommen die Sortimentsgestaltung auf der Basis von Marktbeobachtungen und Konkurrenzanalysen sowie die Planung von verkaufsfördernden und von Werbemaßnahmen. Weitere Schwerpunkte sind Kalkulationen sowie Finanzbuchhaltung und Rechnungswesen.
  • Verwaltende und organisatorische Tätigkeiten sind ein weiteres großes Aufgabengebiet. Das beginnt bei der Warenannahme und Kontrolle bei der Anlieferung und führt über die sachgemäße Einlagerung und die rechtzeitige Bestückung der Regale und Verkaufsflächen – auch mit Saisonartikeln oder Sonderangeboten – bis hin zum Kassieren und gewissenhaften Abrechnen des Kassenbestands. Aber auch das Aufstellen von Dienst- oder Schichtplänen kann dazu gehören.
  • In den sozial-beratenden Tätigkeiten werden Kaufleute gegenüber der Kundschaft sichtbar – im direkten Kontakt bei der Beantwortung von Fragen oder im Beratungs- oder Verkaufsgespräch.

Die Ansprüche an die intellektuellen Voraussetzungen von Einzelhandelskaufleuten sind also nicht gering: Konzentrationsvermögen ist wichtig, um Arbeiten auch an der Kasse und bei häufigen Unterbrechungen durch Kunden zu einem guten Abschluss bringen zu können. Merkfähigkeit wird benötigt, um Namen, Gesichter und Anliegen zuordnen zu können und Preise zu memorieren. Geistige Flexibilität ist notwendig, um sich schnell auf immer neue Situationen einstellen zu können. Zudem spielt das Organisationstalent eine große Rolle, um die täglich immer wieder neuen Abläufe in der immer zu knappen Zeit zu bewältigen. Die physischen Voraussetzungen sind dagegen weniger hoch. Auch wenn Warenträger wie Paletten oder Gitterboxen bewegt werden müssen und einige Artikel durchaus schwer oder sperrig sein können, liegt das Schwergewicht doch eher auf feinmotorischen Fähigkeiten wie bei der Bedienung der Kasse und des Computers oder dem Einräumen und Aufstellen von oft kleinteiligen Produktgebinden. Die Sehkraft sollte nicht eingeschränkt sein, um Unterlagen und Warenetiketten lesen und Artikel ein- und zuordnen zu können – und die Hör- und Sprechfähigkeit sind wichtig für Gespräche und Diskussionen mit Kunden und Geschäftspartnern.

Das Sozialverhalten ist aufgrund der ausgeprägten Kontakte mit anderen Personen entscheidend. Sprach- und Ausdrucksvermögen, Kritikfähigkeit, Überzeugungskraft und Durchsetzungsvermögen sowie Geduld sind in Gesprächen und Diskussionen mit Lieferanten, Geschäftspartnern, Mitarbeitern und der nicht immer zufriedenen oder einfachen Kundschaft essenziell. Seriosität, Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit sowie ein gepflegtes Erscheinungsbild sind für Einzelhandelskaufleute – wie für alle Kaufleute – ein Muss, auch als Repräsentanten ihres Arbeitgebers.

Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz als Einzelhandelskaufmann oder -kauffrau lassen sich so zusammenfassen:

  • betriebswirtschaftliches und unternehmerisches Denken;
  • mathematische Fähigkeiten;
  • Kontaktbereitschaft und Kundenorientierung;
  • Problemverständnis und Empathie;
  • gutes sprachliches und schriftliches Ausdrucksvermögen;
  • Organisationstalent und gutes Zeitmanagement;
  • selbstständige, sorgfältige und genaue Arbeitsweise;
  • Verhandlungsstärke und Durchsetzungsvermögen;
  • Seriosität, Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit;
  • hohe Konzentrations- und Merkfähigkeit;
  • geistige Flexibilität;
  • Affinität zu Computerarbeit.

Eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann oder zur -kauffrau kann man auch ohne Schulabschluss anstreben. Ausbildungsbetriebe entscheiden sich aber überwiegend für Azubis mit der „Mittleren Reife“. Gemäß Datensystem Auszubildende (DAZUBI) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hatten von den mehr als 24.200 Personen, die 2021 eine solche Ausbildungsstelle in Industrie und Handel antraten – im Handwerk, das ebenfalls ausbildet, waren es gerade einmal gut 50 – knapp die Hälfte einen mittleren Bildungsabschluss und jeder Fünfte die Hochschulreife. Weniger als ein Drittel starteten dagegen mit einem Hauptschulabschluss, zwei Prozent auch ohne diesen.


Wie läuft die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann ab?

Wer Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhandel werden will, muss eine dreijährige Ausbildung im dualen System aus ausbildendem Betrieb – in der Regel ein Einzelhandelsgeschäft oder die Filiale einer Handelskette, in seltenen Fällen auch ein Handwerksbetrieb – und Berufsschule absolvieren. Allerdings kann eine abgeschlossene zweijährige Ausbildung zum Verkäufer – auch diesen Weg schlugen 2021 mehr als 20.000 Ausbildungsanfänger im Handel ein, 50 Prozent davon mit einem Hauptschulabschluss – auf die Ausbildung angerechnet werden und diese verkürzen. Am Ende des zweiten Ausbildungsjahrs findet der erste Teil der sogenannten „gestreckten Abschlussprüfung“ als Zwischenprüfung statt, der zweite Teil folgt am Ende des dritten Lehrjahrs. Beide Prüfungen bestehen aus einem praktischen und einem theoretisch-schriftlichen Teil. Die Lehrzeit endet nach dem Bestehen einer abschließenden mündlichen Prüfung, die als Fachgespräch abläuft.

Direkte Kosten im Sinne eines „Lehrgelds“ fallen für Azubis in der dualen Ausbildung nicht an. Auch die Aufwendungen für Lernmittel oder für eine notwendige Unterbringung während auswärtiger Berufsschulblöcke übernimmt in der Regel der Arbeitgeber – ebenso wie die Kosten für eventuell anfallende unternehmensübergreifende Lehrgänge. Berufskleidung wird als Oberbekleidung – wie Arbeitskittel, Hemden, Blusen oder Sweatshirts mit Firmensignet – in vielen Geschäften gestellt; bei zum Beispiel Arbeitsschuhen für Lagerarbeiten als persönliche Schutzausrüstung ist der Arbeitgeber dazu sogar von Gesetzes wegen verpflichtet. Gerade Modehäuser legen allerdings oft Wert darauf, dass Kleidungsstücke aus der eigenen Kollektion oder aus dem eigenen Angebot getragen werden – diese gibt es dann für die Mitarbeiter meist zu ermäßigten Preisen. Liegt die Ausbildungsstelle so weit vom Wohnort entfernt, dass für einen Azubi ein Umzug ansteht, kann dieser bei der Bundesagentur für Arbeit eine Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) als Förderung beantragen.

Die schulische Ausbildung findet in der Berufsschule „vor Ort“ zu normalen Schulzeiten an maximal zwei Tagen pro Woche statt. Ist die nächste Berufsschule mit dem passenden Ausbildungsangebot weiter entfernt, wird der Unterricht oft zu jeweils mehrwöchigen Blöcken zusammengefasst, die an zentralen Schwerpunkt-Berufsschulen abgehalten werden. Die Lernbereiche sind gegliedert in die berufliche Theorie und in allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Englisch, Wirtschafts- und Sozialkunde. In der beruflichen Theorie liegen die Schwerpunkte in den ersten beiden Jahren auf der Kundenbetreuung, der Beschaffung, Annahme und Präsentation von Waren sowie auf Werbung und verkaufsfördernden Maßnahmen. Weitere Themen sind die Erfassung und Kontrolle von Geschäftsprozessen, die Vorbereitung und Durchführung preispolitischer Maßnahmen und die Bewältigung besonderer Verkaufssituationen. Im dritten Ausbildungsjahr liegt der Fokus auf organisatorischen Abläufen mit Management-Anspruch: Es geht um die Steuerung von Geschäftsprozessen wie Einkauf, Sortimentsgestaltung, Logistik und Verkauf und deren Einordnung in die Wertschöpfungskette, um Marketingkonzepte, die Planung des Personaleinsatzes und die Leitung und Entwicklung von Einzelhandelsunternehmen.

Die praktische Ausbildung findet im Ausbildungsbetrieb statt. Sie soll dazu befähigen, einen immer größeren Anteil der täglich anfallenden Arbeiten zunehmend selbstständig zu übernehmen. Grundlage ist die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Sortiment, um alle angebotenen Waren und deren Platzierung kennenzulernen und sie zu- und einordnen zu können – und der Kundschaft gegebenenfalls Alternativen anzubieten. Es folgen die Warenpräsentation und die Preiskalkulation sowie die sachgerechte Behandlung der Waren von der Anlieferung bis zum Verkauf. Bietet der Ausbildungsbetrieb auch Lebensmittel an, ist im Übrigen eine Belehrung und eine Bescheinigung des Gesundheitsamtes die Voraussetzung für die weitere Arbeit. Wichtiges Kapitel ist der Servicebereich Kasse und das tatsächliche Verkaufen der Produkte. Zudem müssen sich angehende Einzelhandelskaufleute in den ersten beiden Ausbildungsjahren für einen Schwerpunktbereich entscheiden: Ausgewählt werden kann unter den Arbeitsfeldern „Sicherstellung der Warenpräsenz“, „Kundenberatung“, „Werbung und Verkaufsförderung“ sowie „Kassensystem und Kundenservice“. Im dritten Lehrjahr geht es wie in der Berufsschule um die Prozesse im Einzelhandel – hier wird der Grundstein zur Bewältigung von Managementaufgaben gelegt. Dies zeigt sich auch in einigen der Wahlqualifikationseinheiten, in denen man sich spezialisieren kann. Zur Auswahl stehen: „Beratung von Kunden in komplexen Situationen“, „Beschaffung von Waren“, „Warenbestandssteuerung“, „Kaufmännische Steuerung und Kontrolle“, „Marketingmaßnahmen“, „Onlinehandel“, „Mitarbeiterführung und -entwicklung“ sowie „Vorbereitung unternehmerischer Selbstständigkeit“.

Bereits während der Ausbildung können Zusatzqualifikationen erworben werden, die für spezielle Bereiche des Einzelhandels relevant sind oder generell die Chancen auf einen sicheren Arbeitsplatz erhöhen:

  • Die Zusatzqualifikation „Freiverkäufliche Arzneimittel“ ist beispielsweise für Drogeriemärkte oder Discounter und Verbrauchermärkte mit entsprechendem Angebot interessant. Vermittelt werden unter anderem Kenntnisse über die Inhaltstoffe von Arzneimitteln, Zubereitungsformen, Lagerung, Gefahren unsachgemäßen Umgangs, Arzneimittelrecht und Heilmittelwerbegesetz. Das erfolgreiche Ablegen der schriftlichen Prüfung am Ende der Maßnahme wird durch ein Zertifikat bestätigt.
  • Die Zusatzqualifikation „Fremdsprache für kaufmännische Auszubildende“ soll angehende Kaufleute auf den Einsatz im internationalen Umfeld vorbereiten. Dazu gehört die Bearbeitung typischer beruflicher Aufgaben in einer Fremdsprache wie Englisch. Vermittelt werden das korrekte Verhalten in Gesprächssituationen, auch am Telefon oder in Video-Konferenzen, sowie die Eigenheiten der Geschäftskorrespondenz, ob per Brief oder E-Mail. Die abschließende Prüfung besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil.
  • Die Zusatzqualifikation „Europaassistent“ kann von Azubis mit mindestens mittlerem Bildungsabschluss angestrebt werden. Hier gibt es zusätzlichen Unterricht in Englisch und einer weiteren Fremdsprache, aber auch in internationaler Wirtschaft, zum Beispiel im europäischen Waren- und Wirtschaftsrecht. Meist ist auch ein mehrwöchiges Praktikum im EU-Ausland abzuleisten.

Wie viel verdient ein Einzelhandelskaufmann?

Einzelhandelskaufleute werden im dualen System ausgebildet und haben laut Berufsbildungsgesetz (BBiG) ein Anrecht auf eine angemessene Ausbildungsvergütung. Diese wird vom Ausbildungsbetrieb gezahlt. Ist er tarifgebunden, gelten die tarifvertraglichen Vereinbarungen. Ansonsten dürfen die im BBiG festgelegten Mindestvergütungen (§ 17 Absatz 1 und 2 BBiG) nicht unterschritten werden: Wurde die Ausbildung zwischen dem 01.01.2022 und dem 31.12.2022 begonnen, sind im ersten Lehrjahr mindestens 585 Euro brutto monatlich zu zahlen; war der Start nach dem 01.01.2023, sind es mindestens 620 Euro brutto im Monat. Im zweiten und dritten Lehrjahr erhöht sich der Betrag um 18 bzw. 35 Prozent, bezogen auf die Grundvergütung im ersten Ausbildungsjahr. Hat jemand im September 2022 seine Lehre mit Mindestvergütung begonnen, wird diese Person im dritten Jahr der Ausbildung 790 Euro brutto im Monat erhalten.

Da Einzelhandelskaufleute in fast allen Branchen ausgebildet werden und das Spektrum der Ausbildungsbetriebe von dem kleinen Spezialgeschäft und dem ortsansässigen Lebensmittelmarkt über mittelgroße „Allrounder“ bis hin zu mehr oder weniger großen Ketten, Franchisenehmern und großen Handelsunternehmen mit einer Vielzahl von Filialen reicht, sind die Unterschiede auch bei den Ausbildungsvergütungen immens. Dazu kommen noch regionale Unterschiede, je nach Kaufkraft und wirtschaftlicher Attraktivität, und unterschiedliche Tarifverträge, je nach Branchenzugehörigkeit und Tarifregion.

Mit dem Mindestlohn für Auszubildende fangen vermutlich die wenigsten an, aber je nach Quellen werden für das erste Ausbildungsjahr Vergütungen von 650 bis 960 Euro brutto im Monat genannt. Andere geben durchschnittliche tarifliche Ausbildungsvergütungen an, getrennt nach westdeutschen (950 Euro brutto monatlich) und ostdeutschen Bundesländern (897 Euro brutto monatlich). Gemäß Tarifinformationen des Bundes und der Länder als offizieller Quelle reicht die Spanne im ersten Ausbildungsjahr von 815 Euro Monatsbrutto in Mecklenburg-Vorpommern – der Wert liegt rund 100 Euro unter dem nächst höheren – bis zu 1.008 Euro brutto im Monat in Hessen; alle anderen Länder liegen zwischen 910 Euro und 960 Euro als Brutto-Monatsentgelt. Im dritten Lehrjahr sind Beträge zwischen knapp 1.000 Euro und gut 1.200 Euro als Monatsbrutto üblich – wobei in Mecklenburg-Vorpommern mit 995 Euro brutto im Monat als Schlusslicht fast 120 Euro weniger gezahlt werden als beim nächstplatzierten Bundesland – das auf den vorletzten Platz abgerutschte Hessen.

Wie bei den Ausbildungsvergütungen gibt es auch bei den Einstiegsgehältern nach Abschluss der Ausbildung ein große Schwankungsbreite. Ohne Tarifbindung werden oft nur 2.000 Euro brutto im Monat gezahlt, andere Quellen geben als Bandbreite auch Werte zwischen 1.500 Euro und 2.200 Euro Monatsbrutto an. Als beispielhafte monatliche tarifliche Bruttogrundvergütung für Einzelhandelskaufleute mit Berufserfahrung gibt die Agentur für Arbeit Werte von rund 2.500 Euro bis 2.920 Euro an. Dazu kommen dann in der Regel noch Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld – auch bekannt unter dem Namen „13. Monatsgehalt“.


Wie kann ein Einzelhandelskaufmann aufsteigen?

Bei der Vielfalt an Branchen, Themen und Einsatzbereichen gilt zunächst für Einzelhandelskaufleute, sich auf ihrem jeweiligen speziellen Verkaufs-Fachgebiet über die neuesten Entwicklungen und Modeerscheinungen zu informieren, um den Anschluss an die Bedürfnisse der Kundschaft nicht zu verlieren. Das ist besonders in saisonalen und sehr schnelllebigen Bereichen wie Mode und Accessoires oder Unterhaltungselektronik und IKT – Informations- und Kommunikationstechnik wie Smartphones, Tablets, Hard- und Software – der Fall, aber auch in der Lebensmittelsparte aufgrund der immer wieder neuen Ernährungstrends sowie neu- und wiederentdeckter Nahrungsmittel. Ebenfalls schnellen Wechseln unterworfen sind die Geschmäcker bei Deko-Materialen, Möbeln, Do-it-Yourself (DIY) sowie Floristik und Garten. Hier ist jeder einzelne Kaufmann, jede einzelne Kauffrau angehalten, sich über Medien wie Zeitschriften oder das Internet auf dem Laufenden zu halten – und die Wünsche der Kundschaft sehr genau wahrzunehmen.

Darüber hinaus sollten Einzelhandelskaufleute auch die neuen technischen Entwicklungen im Auge behalten, die die vom Sortiment unabhängigen Arbeiten verändern könnten. „Smarte“ Produkte mit RFID (Radio Frequency Identification) erleichtern die automatisierte Bestandskontrolle, auch mit Wearables zur mobilen Erfassung von Wareneingängen und Beständen. Mobile Payment könnte zum kassenlosen Einkaufen führen. Serviceroboter füllen selbstständig Regale auf und interaktive Verkaufsassistenten beraten die Kundschaft und erleichtern die Kaufentscheidung. Die Buchhaltung wird durch E-Invoicing erleichtert, Store-Management- und Warehouse-Management-System unterstützen das Bestellwesen und die Steuerung der Warenströme. Außerdem können die Verkaufszeiten ausgedehnt werden, wenn der Verkauf nicht nur in Präsenz im Laden stattfindet, sondern auch im vernetzten Onlineshop – rund um die Uhr, mit entsprechendem Online-Katalog und Produktkonfigurator. Anpassungsweiterbildungen sind auf diesen Feldern notwendig, um seinen Wissensstand in Bezug auf berufliche Themen aktuell zu halten und neue Entwicklungen kennenzulernen. Neben diesen „Zukunftsthemen“ sind natürlich auch ganz klassische Gebiete für Einzelhandelskaufleute wichtig. Schulungen in Waren-, Produkt- und Sachkunde, Werbung und Verkaufsförderung, Customer Relationship Management sowie Dekoration und Warenpräsentation wirken sich sofort auf die Verkaufszahlen aus. Hinter den Kulissen sind die Bereiche Finanz- und Rechnungswesen, Buchführung und Bilanz, Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Arbeitsrecht von hoher Relevanz, da sie das betriebswirtschaftliche Rückgrat des Geschäfts betreffen. Aber auch die Fremdsprachenkenntnisse sollten aufgefrischt oder erweitert werden, da die Gesellschaft – und damit die Kundschaft – immer internationaler wird. Mit diesen klassischen Anpassungsweiterbildungen und entsprechender Selbstdisziplin ist es durchaus möglich, die ersten Karrierestufen in Richtung Abteilungsleitung, stellvertretende Filialleitung oder Filialleitung zu erklimmen.

Aufstiegsweiterbildungen sind das Mittel zur Qualifizierung für anspruchsvollere Aufgaben, etwa für Führungspositionen – wie Gebiets- oder Regionalleiter. Vielfach gewählt werden Weiterbildungen in Richtung Fachwirt oder Betriebswirt. Hier erfolgt eine entsprechende Spezialisierung in den Bereichen Handel, Vertrieb im Einzelhandel, E-Commerce oder Wirtschaft in der Fachwirtausbildung. Betriebswirte spezialisieren sich im Bereich Handel bzw. allgemeiner Betriebswirtschaft. Andere Qualifizierungen führen zu Abschlüssen als Fachkaufmann Vertrieb, Fachberater Vertrieb oder, speziell in der Möbelbranche, Einrichtungsfachberater. Möglich ist im Lebensmittelbereich auch die Spezialisierung zum Verkaufsleiter Lebensmittelhandwerk. Wer eine Leitungsfunktion anstrebt, sollte allerdings neben den fachlichen Aspekten die Soft Skills nicht vernachlässigen. Hier bieten Seminare zu Themen wie Zeit- und Selbstmanagement, Führung, Personaleinsatzplanung, Gesprächsführung und Konfliktmanagement viele hilfreiche Ansätze.

Wer als Einzelhandelskaufmann oder -kauffrau die Hochschulreife besitzt, kann auch ein Studium an einer Fachhochschule oder einer Universität anschließen. Weiterführende Studienfächer sind beispielsweise Betriebswirtschaftslehre bzw. Business Administration oder Handelsbetriebswirtschaft.

Eine Option, die prinzipiell allen Einzelhandelskaufleuten offensteht, ist die Existenzgründung. So haben es Unternehmerpersönlichkeiten geschafft, als „eingetragener Kaufmann“ ganze Firmenimperien aufzubauen – aber auch grandios zu scheitern, wie Aufstieg und Fall von Herrn Schlecker als Kaufmann zeigen. Der Beginn ist einfach, zum Beispiel mit der Eröffnung eines eigenen Einzelhandels- oder Fachhandelsbetriebs oder mit der Übernahme einer Einzelhandelsfiliale im Rahmen eines Franchisekonzepts. Wer ortsunabhängig bleiben möchte und gern reist, kann sich auch als freier Handelsvertreter selbstständig machen.

Die Gleichbehandlung aller Geschlechter ist uns wichtig und gehört zu unseren gelebten Kernwerten. In Texten verzichten wir auf sprachliches Gendern,
um ein einheitliches und unkompliziertes Lesen zu gewährleisten. Selbstverständlich sprechen wir alle Geschlechter an.