Feinwerkmechaniker – Ausbildung


Feinwerkmechaniker fertigen Präzisionsteile aus verschiedenen Materialien und montieren sie auch. Daher sollten sie nicht nur sehr genau und geschickt arbeiten, sondern auch technische Zusammenhänge überblicken und über ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen verfügen.

Feinwerkmechaniker Ausbildung

Bildungsweg:
Duale Ausbildung

Feinwerkmechaniker Abschluss

Empfohlener Abschluss:
mittlerer Bildungsabschluss

Feinwerkmechaniker Ausbildungsdauer

Ausbildungsdauer:
3,5 Jahre

Feinwerkmechaniker Ausbildungsvergütung

Ausbildungsvergütung:
ab 585 € / Monat im
1. Ausbildungsjahr


Was macht ein Feinwerkmechaniker?

Ein Feinwerkmechaniker ist ein Handwerker, der Präzisionsteile aus verschiedenen Materialien anfertigt und diese zu funktionsfähigen Einheiten zusammenbaut oder in andere Bauteile oder Baugruppen einsetzt und mit diesen verbindet. Das Spektrum reicht von Anlagenteilen im Maschinen- und Formen im Werkzeugbau über feinmechanische und optische Geräte, etwa in der Medizintechnik, bis hin zu elektronischen Mess-, Regel- und Steuerungseinheiten oder Sensoren für die Automatisierungstechnik. Die Werkstücke fertigt er meist aus Metall an, aber auch Werkstoffe wie Kunststoffe, Verbundmaterialien, Keramik und sogar Holz bearbeitet er.

Die Arbeitsaufgaben hängen vom Schwerpunkt ab, auf den sich der Feinwerkmechaniker schon während seiner Ausbildung spezialisiert hat: Maschinenbau, Werkzeugbau, Zerspanungstechnik oder Feinmechanik. Je nach Einsatzgebiet, Material und geforderter Genauigkeit setzt er für die Fertigung der Werkstücke computergesteuerte Maschinen ein, die die Bearbeitung auf ein Maß von Hundertstel und Tausendstel Millimeter ausführen, oder auch handgeführte Geräte oder Handwerkzeuge. Die Präzision der Teile prüft er mit verschiedenen Messverfahren, von der Schieblehre und der Mikrometerschraube bis hin zur lasergesteuerten optischen Vermessung. Bei der Montage sind insbesondere handwerkliches Geschick, Fingerspitzengefühl und Feinmotorik gefragt. Daher ist der Feinwerkmechaniker nicht nur in Produktionshallen und Fertigungseinrichtungen, sondern gerade auch in Werkstätten zu finden. Selbst in einem Messlabor oder an einem Computerarbeitsplatz kann er seinen Tätigkeiten nachgehen, wo er beispielsweise die Programme für CNC-Dreh- oder Fräsmaschinen schreibt.

Die Aufgaben eines Feinwerkmechanikers beginnen bei der Arbeitsplanung. Er wählt unter Berücksichtigung der einzusetzenden Verfahren und Materialien die dafür vorgesehenen Arbeitsmittel und Maschinen aus, stellt die notwendigen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bereit, richtet Werkzeugmaschinen ein und rüstet auch CNC-Maschinen um. Er bearbeitet Rohlinge und andere Werkstücke aus Metallen und anderen Werkstoffen präzise mittels spanender Verfahren wie Drehen, Fräsen, Bohren, Schleifen und Honen und prüft die Qualität der Arbeitsergebnisse im Hinblick auf vorgegebene Maßtoleranzen. Die gefertigten Einzelteile und Geräte fügt er zusammen und justiert sie mit hoher Präzision. Danach prüft er die Funktionsfähigkeit der gefertigten Einheit und gewährleistet deren sicheren Betrieb. Auch die Suche nach Fehlern und Ursachen von Qualitätseinbußen an vorhandenen Fertigungseinrichtungen unterstützt er systematisch und trägt so zur Behebung von Mängeln bei. „Auf Montage“ beim Kunden weist er dessen Mitarbeiter in die Bedienung der angefertigten Gerätschaft ein und führt später Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten oder auch Reparaturen durch.

Da er in den meisten Fällen Metalle und Legierungen spanend bearbeitet, kommt er häufig mit Kühl-Schmierstoffen in Berührung. Beim Fügen durch Schweißen und Löten oder beim Trennen mittels Schleifhexe oder Schneidbrenner ist er neben Lichteffekten, Funkenflug und Lärm auch verschiedenen Metall- und Kunststoffstäuben sowie Löt- und Schweißrauchen ausgesetzt, die ohne entsprechende persönliche Schutzausrüstung ein Risiko darstellen. Zudem sollte sich ein Feinwerkmechaniker auf Schichtdienste einstellen und bereit sein, auch mehrere Tage in größerer Entfernung vom Unternehmenssitz beim Kunden zu verbringen.

Zu den Aufgaben eines Feinwerkmechanikers gehören damit also unter anderem:

  • das Erfassen und Umsetzen von Unterlagen wie technischen Zeichnungen und Montageplänen;
  • die Arbeitsvorbereitung und das Bereitstellen der benötigten Roh-, Betriebs- und Hilfsstoffe;
  • die (hoch-)präzise Fertigung von Einzelteilen und Baugruppen mithilfe von Werkzeugen, handgeführten Geräten und computergesteuerten Maschinen;
  • das regelmäßige Überprüfen der Werkstücke auf Maßhaltigkeit;
  • das genaue Zusammenfügen und Einsetzen der angefertigten Teile;
  • das Rüsten, Bedienen und Überwachen der Arbeitsmittel;
  • das Prüfen der Funktionsfähigkeit von Bauteilen und Baugruppen;
  • die Pflege, Wartung und Instandhaltung der eingesetzten Gerätschaften;
  • die Inbetriebnahme von Anlagen bei Kunden und die Einweisung des Personals.

Für wen ist die Feinwerkmechaniker-Ausbildung geeignet?

Fein gewirkt statt grob gestrickt! Was für (Bekleidungs-)Stoffe und Armbänder gilt, gilt auch für Maschinen und Instrumente: Wer ein gutes Auge für Spaltmaße hat – beispielsweise beim Autokauf –, sich an präzise abgestimmter Mechanik wie in einer historischen Rechenmaschine, einem Uhrwerk oder einem modernen Getriebe erfreuen kann und mit ruhiger Hand Kleinteile im Modellbau zusammenfügt, hat für die Ausbildung zum Feinmechaniker schon die richtigen Voraussetzungen.

Das Wort „Mechaniker“ als Bestandteil der Berufsbezeichnung weist auf die Mechanik als Bereich der Physik hin. Damit wird deutlich, dass neben handwerklichem Geschick beim genauen und sorgfältigen Umgang mit Werkzeugen und Maschinen auch physikalische sowie mathematische – und neuerdings auch informationstechnische – Kenntnisse benötigt werden. Wer Interesse an der Ausbildung zum Feinwerkmechaniker hat, sollte sich also in den MINT-Fächern stark fühlen:

  • Mathematik ist notwendig, um verschiedene technische und physikalische Berechnungen durchzuführen und Messungen auswerten zu können.
  • Informatik wird benötigt, um Computerprogramme anzuwenden, Maschinen zu programmieren und zu steuern sowie automatisierte Fertigungseinheiten zu bedienen.
  • Naturwissenschaften wie Physik und Chemie sind wichtig, um Prinzipien und Gesetze aus der Mechanik und der Elektrizitätslehre zu verstehen und in der Praxis anzuwenden sowie im Bereich Werkstoffkunde Materialeigenschaften abzuleiten und einzuordnen.
  • Technisches Verständnis muss vorhanden sein, um technische Zeichnungen und Montagepläne lesen und verstehen, das Zusammenwirken der Einzelteile in verschiedenen Baugruppen und gesamten Anlagen überblicken sowie unterschiedliche Werkstoffe per Hand oder Werkzeug bearbeiten zu können.

Angehende Feinwerkmechaniker sollten sich zudem auf diese drei Tätigkeiten einlassen:

  • Das Handwerk mit seinen konkreten praktischen Tätigkeiten bildet den Schwerpunkt. Das beginnt beim präzisen Bearbeiten von Werkstücken – ob manuell oder maschinell. Gefertigte Teile müssen dann exakt positioniert sowie sorgfältig eingepasst und montiert werden, damit die Funktionsfähigkeit garantiert werden kann. Zudem sind Steuerungs- und Regelungseinheiten oder Sensoren anzuschließen, um den Betrieb auch (halb-)automatisch ablaufen lassen zu können. Dazu kommen letztlich auch Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten sowie Reparaturen von Instrumenten, Geräten und Maschinen.
  • Theoretisch-abstrakte Tätigkeiten bestehen in erster Linie in der Programmierung und der Auswahl von Softwarelösungen bei der Steuerung von computergesteuerten Maschinen. Dazu kommt das analytisch-methodische Vorgehen bei der Identifizierung von Fehlerursachen und Störungen in Gerätschaften.
  • Auch organisatorisch-prüfende Tätigkeiten fallen an. Das Einstellen von mechanischen Bauteilen, die Kalibrierung von elektronischen Komponenten und das Einstellen von Steuerungseinheiten gehören ebenso dazu wie das Vorbereiten und Auswerten von Messvorgängen und Arbeiten im Rahmen der Qualitätssicherung.

Durchgeführt werden können viele der hochpräzisen Feinarbeiten nur mit entsprechendem handwerklichem Geschick, einem sicheren Auge und einer ruhigen Hand als physischen Voraussetzungen für feinmotorische Tätigkeiten. Kraft und Ausdauer können bei anstrengenden handwerklichen Arbeiten mit Werkzeugen wie Sägen und Feilen oder Bohrern nützlich sein. Ein gutes Hörvermögen hilft in lauter Arbeitsumgebung, um mit den anderen Beschäftigten zu kommunizieren oder auf Warnhinweise reagieren zu können. Konzentrationsfähigkeit ist ebenfalls gefragt, damit insbesondere Zeitdruck, Lärm oder belastende Umgebungsbedingungen die Aufmerksamkeit nicht beeinträchtigen.

Da komplexe, aus vielen maßgefertigten Einzelteilen hergestellte Produkte wie Geräte oder Instrumente in der Regel nicht von einer Person allein hergestellt werden, ist Teamarbeit gefordert. Entsprechend sollte das Sozialverhalten ausgeprägt sein: Der Feinwerkmechaniker sollte zu jeder Zeit Anweisungen von einer Führungskraft entgegennehmen und umsetzen sowie Absprachen treffen und verlässlich einhalten können. Weitere Randbedingungen sind beispielsweise die Arbeit im Schichtbetrieb, am Wochenende oder feiertags, auch auf Baustellen oder bei der Kundschaft. Hier sind auch der sprachliche Ausdruck und Kritikfähigkeit wichtig, um Anforderungen von Kundenseite und technische Notwendigkeiten diskutieren zu können. Zu bedenken ist bei einem solchen Außeneinsatz immer: Der Feinwerkmechaniker ist in diesem Fall der Repräsentant seines Unternehmens und das Gesicht seiner Firma und sollte entsprechend auftreten!

Die Voraussetzungen für den Beruf eines Feinwerkmechaniker kann man damit so zusammenfassen:

  • hohe Sorgfalt;
  • präzise und selbstständige Arbeitsweise;
  • räumliches Denken und Abstraktionsvermögen;
  • technisches Verständnis;
  • Interesse an Informatik und Physik;
  • handwerkliches Geschick und ausgeprägte Feinmotorik;
  • Konzentrationsfähigkeit;
  • Teamfähigkeit und sprachliche Kompetenz;
  • zeitliche und örtliche Flexibilität.

Für die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker ist ein Schulabschluss nicht zwingend: Ein Prozent der etwas mehr als 1.600 Anfänger im Jahr 2020 konnte keinen solchen vorweisen. 30 Prozent hatten den Hauptschulabschluss, 55 Prozent die Mittlere Reife und sechs Prozent sogar mit dem Abitur oder Fachabitur die Hochschulzugangsberechtigung, wie das Datensystem Auszubildende (DAZUBI) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) angibt. In der Praxis ist also oft der mittlere Schulabschluss das Einstellungskriterium. Ein „Quereinstieg“ ist möglich mit einer abgeschlossenen Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik der Fachrichtung Zerspanungstechnik. Diese zweijährige Lehre kann auf die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker mit Schwerpunkt Zerspanungstechnik angerechnet werden.


Wie läuft die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker ab?

Feinwerkmechaniker ist ein anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk, der in 3,5 Jahren erlernt wird. Die Inhalte werden im dualen System aus ausbildendem Betrieb und Berufsschule vermittelt. Am Ende des zweiten Ausbildungsjahrs wird der erste, allgemeine Teil der Abschlussprüfung als theoretische und praktische Zwischenprüfung abgelegt. Der zweite Teil der Gesellenprüfung bezieht sich in Theorie und Praxis vermehrt auf die gewählte Vertiefungsrichtung – Maschinenbau, Werkzeugbau, Zerspanungstechnik oder Feinmechanik – und markiert nach rund dreieinhalb Jahren das Ende der Ausbildung.

Die betriebliche Ausbildung ist für die Azubis kostenfrei. Lernmittel und Berufskleidung werden gestellt – bei der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) aus Sicherheitsschuhen, Gehörschutz, Handschuhen, Schutzbrille etc. ist der Arbeitgeber sogar dazu verpflichtet. Auch die Aufwendungen für die Fahrten zur Ausbildungsstätte werden häufig übernommen. Die unter Umständen notwendige Unterkunft und Verpflegung, wenn der Berufsschulunterricht in teils mehrwöchigen Blöcken in weiter entfernten Schulzentren zusammengefasst wird, geht ebenfalls zulasten des Ausbildungsbetriebs. Wird ein Wohnortwechsel zur Aufnahme der Ausbildung nötig, können Azubis über die Bundesagentur für Arbeit eine Förderung im Rahmen der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) beantragen.

Die schulische Ausbildung erfolgt in der Berufsschule zu normalen Unterrichtszeiten, entweder an ein oder zwei Tagen pro Woche oder in jeweils mehrwöchigen Unterrichtsblöcken an Schwerpunktschulen. So wird beispielsweise der Berufsschulunterricht für Feinwerkmechaniker, die ihre Lehre in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt absolvieren, in länderübergreifenden Fachklassen in Hamburg durchgeführt. Neben der beruflichen Theorie sind auch allgemeinbildende Fächer Pflicht.

Zu den berufsspezifischen Inhalten zählen in den ersten beiden Jahren zum Beispiel das Herstellen von Dreh- und Frästeilen mit handgeführten Werkzeugen und Maschinen und das Fertigen von einfachen Baugruppen. Dazu kommen das Planen und Organisieren der rechnergestützten Fertigung und das Inbetriebnehmen steuerungstechnischer Systeme sowie das Warten und Instandhalten von Anlagen. Im dritten und vierten Jahr kommt neben der Feinbearbeitung von Flächen und der Kunststoffbearbeitung die Vertiefung im gewählten Schwerpunkt Maschinenbau, Feinmechanik oder Werkzeugbau. Themen sind beispielsweise Schweißen, Umformen, Montage und Demontage, Programmieren oder Techniken zur Herstellung von Werkzeugen. Neben diesem fachspezifischen Unterricht stehen allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Wirtschaft und Sozialkunde auf dem Lehrplan.

Die praktische Ausbildung erfolgt im ausbildenden Unternehmen und, bei Bedarf, in überbetrieblichen Lehrgängen. Sie zielt darauf ab, die Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Bewältigung aller täglich anfallenden Arbeiten sowie die arbeitsbezogene Kommunikation zu vermitteln und zu festigen. Das beginnt bei der Arbeitsvorbereitung mit der Auswahl der geeigneten Werkzeuge und Geräte sowie dem Bereitstellen der nötigen Roh-, Betriebs- und Hilfsstoffe und dem Einrichten, Rüsten und Inbetriebnehmen – auch Programmmieren – von Maschinen. Erlernt wird die Bearbeitung von Werkstoffen, spanend etwa durch Feilen, Sägen, Drehen, Fräsen, Bohren oder Honen oder umformend durch Biegen, Pressen oder Stanzen. Dazu kommen das Zusammenfügen von Einzelteilen, das präzise Platzieren und Montieren von Baugruppen beim Einbau und das Installieren und Bedienen von auch computergestützten Mess-, Steuer- und Regelungseinheiten. Im dritten und vierten Lehrjahr steht im Schwerpunkt Maschinenbau das Aufstellen und Inbetriebnehmen von Maschinen und Anlagen auf dem Programm. Im Schwerpunkt Feinmechanik lernt man, wie Baugruppen zu mechanischen, elektromechanischen und optischen Geräten und Systemen zusammengesetzt und justiert werden. Beim Werkzeugbau stehen die hochpräzise Fertigung von Formen und deren Einbau in Werkzeugmaschinen im Vordergrund, während bei der Zerspanungstechnik vertiefte Kenntnisse über Materialkunde und spanabhebende Fertigungsverfahren vermittelt werden. Themen wie die Wartung und Instandhaltung der Gerätschaften, Qualitätssicherung, Sicherheitsaspekte und Umweltschutz werden ebenfalls in der ganzen Zeit einbezogen.


Wie viel verdient ein Feinwerkmechaniker?

Azubis, die im dualen System ausgebildet werden, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Diese muss angemessen sein, wie es im Berufsbildungsgesetz (BBiG) heißt. Gemäß § 17 Absatz 1 und 2 BBiG darf die Vergütung im ersten Jahr der Berufsausbildung bei einem Ausbildungsbeginn zwischen dem 01.01.2022 und dem 31.12.2022 im Allgemeinen 585 Euro brutto monatlich nicht unterschreiten. Liegt der Beginn zwischen dem 01.01.2023 und dem 31.12.2023, sind mindestens 620 Euro brutto im Monat fällig. In jedem weiteren Lehrjahr steigt der Betrag prozentual an. Bezogen auf die Grundvergütung erhöht er sich im zweiten um 18, im dritten um 35 und im vierten um 40 Prozent. Wer im September 2022 eine Ausbildung mit der Mindestvergütung begonnen hat, erhält im vierten Lehrjahr also mindestens 819 Euro brutto im Monat.

Die Vergütung während der Ausbildung zum Feinwerkmechaniker hängt von der Branche, der Unternehmensgröße, einer eventuell bestehenden Tarifbindung des Ausbildungsbetriebs und von der Region ab. In einem Handwerksbetrieb in Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern wird zum Beispiel oft nur die Mindestvergütung von 585 Euro brutto im Monat gezahlt, wogegen ein Unternehmen in Baden-Württemberg, das den in der Metall- und Elektroindustrie geltenden Tarifvertag unterschrieben hat, schon im ersten Lehrjahr fast 1.000 Euro monatlich als Bruttovergütung zahlt – das ist mit Abstand der höchste Betrag. In der Regel liegen die Vergütungen im ersten Jahr zwischen 670 und 825 Euro. Im vierten Lehrjahr können auszubildende Feinwerkmechaniker mit gut 800 bis etwa 1.000 Euro brutto monatlich rechen – in Baden-Württemberg sogar mit knapp 1.180.

Die Einstiegsgehälter nach dem Abschluss der Lehre streuen ebenso breit wie die Ausbildungsvergütungen: Zwischen 1.500 bis 2.800 Euro brutto im Monat ist alles möglich, in der Regel werden 1.900 bis 2.200 Euro Monatsbrutto gezahlt. Als beispielhafte tarifliche Grundvergütung gibt die Agentur für Arbeit für Nordrhein-Westfalen rund 18,06 Euro Stundenlohn für Gesellen mit Berufserfahrung an – das entspricht gut 3.100 Euro Monatsbrutto, ohne Sonderleistungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld oder Erfolgsprämien. Andere Quellen nennen Beträge zwischen knapp 2.900 bis gut 3.000 Euro als deutschlandweites durchschnittliches Bruttomonatsgehalt – bei einer Schwankungsbreite zwischen im schlechtesten Fall nicht einmal 1.800 Euro in Mecklenburg-Vorpommern und im besten Fall fast 4.200 Euro in Baden-Württemberg.


Wie kann ein Feinwerkmechaniker aufsteigen?

Ein Feinwerkmechaniker sollte den Überblick über neue Werk- und Hilfsstoffe, bisher unbekannte Herstellungs- und Fügeverfahren und den Einsatz von digitalen Hilfsmitteln behalten und daher an Anpassungsweiterbildungen teilnehmen. Themen sind beispielsweise der 3-D-Druck als additives Fertigungsverfahren, 3-D-Laserscanning zur präzisen Vermessung von Werkstücken und auch Wearable Technologies wie Virtual- oder Augmented-Reality-Datenbrillen bei der Fertigung oder der Wartung. Andere Schwerpunkte können gesetzt werden bei digitalen, sensorgesteuerte Steuer-, Mess- und Regelungseinheiten mit einem hohen Grad an Autonomie. Auch Echtzeitdatensysteme, Apps zur Überwachung der Produktionsprozesse sowie die Vernetzung von Mensch und Maschine, etwa beim Einsatz von Cobots, also kollaborativen Robotern, sind wichtige Neuerungen, die die Arbeitswelt verändern. Klassische Fortbildungen werden angeboten in den Bereichen Maschinen-, Anlagen- und Werkzeugbau sowie Feinwerktechnik, auch als Programmierung von speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) oder zum Einsatz von CNC-, CAD-, CAM- und CAQ-Techniken (Computerized Numerical Control, Computer Aided Design/Manufacturing/Quality). Weitere Schwerpunkte sind zum Beispiel Schweiß-, Füge- und Trenntechnik, MSR (Mess-, Steuer- und Regelungstechnik), Wartung und Instandhaltung sowie Qualitätsprüfung.

Aufstiegsweiterbildungen können den Weg zu anspruchsvolleren Tätigkeiten und Aufgabenfeldern ebnen. Eine Technikerweiterbildung in einer der Fachrichtungen Feinwerktechnik, Maschinentechnik, Fertigungstechnik, Mechatronik, Zerspanungstechnik, Medizintechnik oder auch zum REFA-Techniker ist eine Möglichkeit, der Abschluss als Feinwerkmechanikermeister oder Industriemeister Metall eine andere. Auch eine Weiterbildung zur CNC-Fachkraft, zum Konstrukteur oder zum Ausbilder bietet Perspektiven. Wer mehr kaufmännisch interessiert ist, kann den technischen Fachwirt oder den Industriebetriebswirt anstreben. Seminare zu den Themenfeldern Qualitätsmanagement, Umweltschutz oder Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz können diese Qualifizierungen ergänzen. Zusätzliche Schulungen zur Stärkung der Soft Skills – Kommunikationsfähigkeit, Selbstorganisation und -motivation, Führungsseminare – sind wichtig, falls Führungspositionen mit Personalverantwortung angestrebt werden.

Ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule steht Feinwerkmechanikern mit Hochschulzugangsberechtigung, also Abitur oder Fachabitur, offen. Ingenieurstudiengänge wie Mikrotechnik oder Mikrosystemtechnik, Maschinenbau oder Konstruktionstechnik sind naheliegend. Andere Möglichkeiten wären Produktionstechnik, Fahrzeugtechnik, aber auch Wirtschaftsingenieurwesen. Mit dem Abschluss als Bachelor oder Master bieten sich Perspektiven in der Entwicklung, der Konstruktion, der Produktion und auch im Vertrieb.

Selbst eine Existenzgründung ist möglich: Das Schneidwerkzeug- oder Graveurhandwerk ist zulassungsfrei, das heißt, ein Feinwerkmechaniker kann sich auch ohne Meisterprüfung und Berufserfahrung selbstständig machen. Mit einem Meisterbrief ist der Eintrag in die Handwerksrolle möglich. Dann kann auch beispielsweise eine feinwerktechnische Werkstatt als eigener Betrieb eröffnet werden.

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