Der Industriekaufmann gehört zum administrativen Rückgrat jedes Unternehmens, unabhängig von der Branche und der Betriebsgröße. Und als Allrounder kann er in allen Bereichen eingesetzt werden – von der Beschaffung über das Finanz- und das Personalwesen bis hin zu Marketing und Vertrieb.
Bildungsweg:
Duale Ausbildung
Empfohlener Abschluss:
mindestens mittlerer Bildungsabschluss
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Ausbildungsvergütung:
ab 700 € / Monat im
1. Ausbildungsjahr
Was macht ein Industriekaufmann?
Die Kernaufgaben eines Industriekaufmanns als Kaufmann sind das Kaufen und das Verkaufen. Damit dies auch wirtschaftlich rentabel ist, holt er Angebote für die Beschaffung der benötigten Waren ein und prüft diese im Hinblick auf Menge, Qualität und Lieferkonditionen. Die Offerten der unterschiedlichen Anbieter vergleicht er, verhandelt Aspekte, bei denen er Spielräume sieht – bei international agierenden Firmen unter Umständen auch in Englisch oder einer anderen Fremdsprache –, und wählt danach die Lieferanten aus. Auf Basis dieser Angaben und der aus der Produktion vorliegenden Daten kalkuliert der Industriekaufmann seine Verkaufspreise. Dann setzt er Werbe- und Marketingmaßnahmen an und um und vertreibt sein Produktportfolio aus Sach- und Dienstleistungen an Zwischenhändler oder Endabnehmer.
Die dabei generierten Einnahmen und anfallenden Ausgaben erfasst er buchhalterisch anhand von Belegen und wertet sie betriebswirtschaftlich aus. Sind die Margen zu gering, hat er sich planend, steuernd und überwachend in die Fertigung und die anderen betrieblichen Bereiche – von der Anlieferung bis zu Vertrieb und Service – einzubringen. Zu bestimmten Terminen erstellt der Industriekaufmann eine Bilanz oder eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung („GuV“) oder wirkt an deren Aufstellung mit. In diese Abrechnungen fließen auch die Personal- und viele weitere Kosten ein, die er den Kostenträgern zuweisen und entsprechend verbuchen muss. Damit die richtige, das heißt entsprechend qualifizierte Person auch am richtigen Platz sitzt – also die Arbeitsanforderungen bestmöglich erfüllt –, wirkt er zudem bei der Personalbeschaffung mit und veranlasst Personalentwicklungsmaßnahmen, falls nötig.
Als Industriekaufmann wirkt er auch bei Kosten-Nutzen-Analysen mit, bereitet Investitionsentscheidungen vor, verhandelt mit Geldgebern und sorgt für den rechtzeitigen Schuldendienst. Dabei hat er immer die Liquidität im Blick, die hinreichend sein muss, um die wirtschaftliche Existenz seines Arbeitgebers nicht zu gefährden.
All diese komplexen unternehmerischen Aufgaben sollte der Industriekaufmann prinzipiell nach seiner Ausbildung beherrschen. Als Allrounder in einem Kleinunternehmen oder Handwerksbetrieb mit geringem Personalbestand und einem überschaubaren Auftragsvolumen ist das vielleicht noch zu leisten – aber in großen Unternehmen nicht. Deshalb durchlaufen Industriekaufleute in mittelständischen und Großbetrieben alle Abteilungen, um einen Gesamtüberblick über die Tätigkeiten zu erhalten. Danach spezialisieren sie sich meist auf ein bestimmtes Gebiet wie Materialwirtschaft, Marketing und Vertrieb, Personalwesen oder Finanz- und Rechnungswesen.
Bei der Auflistung der Aufgaben wird deutlich, dass viele Tätigkeiten im Büro ablaufen und nur wenige in der Warenannahme, der Produktionshalle, im Lager oder im Verpackungsbereich. Die beiden Hauptarbeitsmittel sind der Computer, der mit entsprechender Software ausgestattet ist – vom Office-Paket mit Schreib- und Tabellenkalkulationsprogrammen über Warenwirtschaftssysteme bis hin zu SAP-Modulen –, und das Telefon bzw., als modernere Variante, Internet-fähige, Informations- und Kommunikationssysteme (IKT).
Die vielschichtigen Aufgaben eines Industriekaufmanns lassen sich mit diesen Stichwörtern zusammenfassen:
- Anforderung und Vergleich von Angeboten;
- Verhandlungen mit Lieferanten über Bezugskonditionen;
- Kontrolle der eingehenden Lieferungen und Begleitpapiere;
- Planung, Steuerung und Überwachung der Herstellung von Sachgütern und des Angebots an Dienstleistungen;
- Erstellen von Auftragsbegleitpapieren;
- Ausarbeitung von Kalkulationen und Preislisten;
- Verkaufsverhandlungen mit Abnehmern;
- Mitwirkung bei der Ausarbeitung von Marketingstrategien;
- Arbeiten in der Buchhaltung, im Rechnungswesen und in der Finanzwirtschaft;
- Aufgaben im Personalwesen, vom Personaleinsatz über die -beschaffung und -auswahl bis zur Personalentwicklung.
Für wen ist die Industriekaufmann-Ausbildung geeignet?
Industriekaufleute müssen rechnen und verhandeln können, dabei seriös und vertrauenserweckend auftreten und informiert sein. Wer gute Noten in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch sowie Wirtschaft vorweisen kann, sprachlich begabt ist und gesellschaftspolitische Entwicklungen verfolgt, hat sicher gute Voraussetzungen für diesen Beruf.
- Grundlage ist also zunächst einmal die Mathematik, inklusive der Statistik. Denn beides wird benötigt, um betriebswirtschaftliche Berechnungen und Auswertungen anzufertigen, Produktions- und Vertriebsdaten zu verarbeiten, Kennzahlen abzuleiten, Markt- und Konkurrenzanalysen zu erstellen, Trends zu erfassen und Marketingmaßnahmen bewerten zu können.
- Dazu sollte ein Industriekaufmann über ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten verfügen, denn er führt wichtige Gespräche mit Geschäftspartnern und Kunden, aber auch Angehörigen des eigenen Unternehmens. Bei Verhandlungen mit Lieferanten oder Abnehmern, Geld- und Kreditgebern oder Schuldnern sowie – auch zukünftigen – Mitarbeitern sollte er nicht nur die Position seines Gegenübers verstehen und die Argumentation nachvollziehen, sondern auch seine eigenen Ansichten und Eckpunkte freundlich, aber bestimmt darstellen können. Offenheit und Wertschätzung sind bei der Kommunikation auf Augenhöhe gefragt, aber auch Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen, um die Interessen des eigenen Arbeitgebers möglichst durchzusetzen.
- Auch Sprachkenntnisse – im Sinne von schriftlichem Ausdrucksvermögen und Textverständnis, in Deutsch, Englisch und idealerweise noch in anderen Fremdsprachen – haben einen hohen Stellenwert. Wichtig werden sie für Tätigkeiten wie der Ausarbeitung von Offerten, dem Vergleich von Angeboten, der Erstellung von Begleitpapieren, der Bearbeitung von Personalunterlagen sowie bei Anfragen und Reklamationen von Kundenseite.
- Grundkenntnisse im Bereich Wirtschaft sind von Vorteil, um die auf den Märkten wirkenden Kräfte zu verstehen. Gesellschaftspolitisches Hintergrundwissen hilft dabei, die Zusammenhänge und Auswirkungen einordnen zu können.
- Seriosität ist für den Industriekaufmann als Geschäftsmann die Basis seines Wirkens. Verbindlichkeit in den Aussagen, gepaart mit sicherem Auftreten und einem gepflegten äußeren Erscheinungsbild, schaffen das für die Vertragsgestaltung und Abschlüsse von Transaktionen notwendige Vertrauen.
Bei all seinen Aufgaben nutzt der Industriekaufmann moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Der Computer mit entsprechenden Softwareprogrammen sowie ein schneller Internetzugang, um E-Mails und Newsletter zu verschicken, mittels Suchmaschinen den Markt zu beobachten oder per Social Media mit den Kunden in Kontakt zu treten, sind neben dem Telefon unabdingbare Hilfsmittel, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen.
Wer sich für den Beruf des Industriekaufmanns interessiert, sollte sich daher gerne mit diesen Aufgaben befassen:
- Das Interesse an kaufmännischen Tätigkeiten sollte stark ausgeprägt sein. Der Ein- und Verkauf samt der dazugehörigen Verhandlungen und dem Aufsetzen von entsprechenden Schriftstücken ist nur ein Teil. Dazu kommen das Verbuchen von Belegen, die Mitwirkung bei der Bilanz oder der GuV sowie das Erstellen von Geschäftsberichten. Auch die Durchführung von Kalkulationen sowie das Prüfen von Investitionsentscheidungen und Finanzierungskonzepte unter Abwägung der dabei entstehenden Kosten, Nutzen und Risiken gehören dabei regelmäßig zum Arbeitsspektrum. Die Marktbeobachtung und die Konkurrenzanalyse sind daneben Aufgaben, die Industriekaufleuten die Entscheidungen im Marketing und im Vertrieb erleichtern.
- Auch verwaltende und organisatorische Tätigkeiten können einen breiten Raum einnehmen. Dazu gehören beispielsweise das Aufstellen von Dienstplänen in der Produktion oder Aufgaben der Personalabteilung – von der Personalbeschaffung und -auswahl bis zu Maßnahmen der Personalentwicklung. Übernimmt der Industriekaufmann Arbeiten im Marketing, unterstützt er beispielsweise Werbe- und verkaufsfördernden Maßnahmen, etwa durch das Anfertigen von Texten oder die Verarbeitung und Weitergabe von Daten.
- Die soziale Komponente wird bei beratenden Tätigkeiten sichtbar, insbesondere im Kontakt mit Geschäftspartnern und Kunden. Das Spektrum reicht von der Akquisition bis zum Reklamationsmanagement.
- Theoretisch-abstrakt werden die Tätigkeiten, wenn es darum geht, Zusammenhänge zu erkennen und sich Verbindungen zu erschließen. Das reicht von der volkswirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen bis hin zur betriebswirtschaftlichen Ebene. Zu erkennen und zu beurteilen sind dann beispielsweise das Marktgeschehen und die Auswirkungen auf die Lage des eigenen Unternehmens sowie die Verknüpfung von betrieblichen Einzelplänen mit der Liquiditäts- und Finanzplanung.
Die intellektuellen Voraussetzungen sind damit recht hoch, denn Konzentrations- und Merkfähigkeit sowie geistige Flexibilität und Organisationstalent spielen bei vielen Arbeiten – von Berechnungen bis Verhandlungen – eine große Rolle. Dafür sind die physischen Voraussetzungen eher gering. Fingerfertigkeit beim Bedienen von IKT-Geräten ist wichtig, die Sehkraft sollte nicht eingeschränkt sein, um Unterlagen lesen zu können, und die Hör- und Sprechfähigkeit sind wichtig in Gesprächen und Diskussionen.
Aufgrund der häufigen Kontakte mit anderen Personen ist das Sozialverhalten wichtig. Kommunikative Fähigkeiten, Seriosität, Auftreten sind für den Industriekaufmann als Teamplayer, Gesprächspartner und Repräsentant des eigenen Unternehmens von großer Bedeutung.
Die berufsspezifischen Voraussetzungen für das erfolgreiche Wirken als Industriekaufmann lassen sich in Stichpunkten so zusammenfassen:
- mathematische Fähigkeiten;
- betriebswirtschaftliches und unternehmerisches Denken;
- selbstständige und akribische Arbeitsweise;
- Verhandlungsstärke und Durchsetzungsvermögen;
- organisatorisches Geschick;
- hohe Konzentrations- und Merkfähigkeit;
- Verantwortungsbewusstsein und -bereitschaft
- sprachliche und schriftliche Kompetenz;
- geistige Flexibilität;
- Kontaktbereitschaft und Kundenorientierung;
- Affinität zu Computerarbeit und IKT.
Ein Schulabschluss ist zwar keine rechtliche Voraussetzung für die Ausbildung zum Industriekaufmann, aber in der Praxis wird mindestens die Mittlere Reife vorausgesetzt und eine Hochschulzugangsberechtigung gerne gesehen. 2020 hatten demgemäß von den knapp 14.300 Personen, die sich für eine solche Lehre in Industrie- und Handelsunternehmen entschieden, etwas mehr als ein Viertel einen mittleren Bildungsabschluss und 70 Prozent die Hochschulreife. Der Anteil von Startern ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss lag bei drei Prozent. Im Handwerk war die Lage vergleichbar, aber weniger zugespitzt: Von den 87 Anfängern hatten knapp 60 Prozent das Abitur, knapp 40 Prozent die Mittlere Reife und drei Prozent einen Hauptschulabschluss, so das Datensystem Auszubildende (DAZUBI) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).
Wie läuft die Ausbildung zum Industriekaufmann ab?
Die Ausbildung zum Industriekaufmann erfolgt im dualen System aus Ausbildungsbetrieb und Berufsschule über einen Zeitraum von drei Jahren. Nach der Hälfte der Zeit, in der Mitte des zweiten Ausbildungsjahrs, findet eine Zwischenprüfung statt, am Ende des dritten Lehrjahrs gilt es eine Abschlussprüfung zu bestehen. Beide Prüfungen bestehen aus einem theoretischen und einem praktischen Teil; abgeschlossen wird die Lehre mit einer mündlichen Prüfung, die aus einer Präsentation und einem Fachgespräch besteht.
Die duale Ausbildung ist für die Azubis nicht mit direkten Kosten verbunden. In der Regel übernimmt der Arbeitgeber die Aufwendungen für Lernmittel, Berufskleidung und eine Unterbringung während auswärtiger Berufsschulblöcke oder unternehmensübergreifender Lehrgänge, falls diese nötig werden. Auch die Fahrten zur Ausbildungsstätte werden oft erstattet. Wenn Azubis an den Ausbildungsort ziehen und deshalb ihren Wohnsitz verlegen müssen, können sie bei der Bundesagentur für Arbeit eine Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) als Förderung beantragen.
Die schulische Ausbildung findet in der Berufsschule vor Ort bzw. in der Nähe des Ausbildungsbetriebs statt, an ein bis zwei Tagen pro Woche. Sie kann aber auch zu jeweils mehrwöchigen Unterrichtsblöcken an zentralen Schwerpunkt-Berufsschulen zusammengefasst werden. Inhalte des Unterrichts sind die berufliche Theorie und allgemeinbildende Fächer. In den ersten beiden Jahren liegen die Schwerpunkte auf berufsspezifischen Lernfeldern wie Marktgeschehen und betriebliche Geschäftsprozesse, Wertstrom und Wertschöpfung von der Beschaffung über die Produktion bis zum Vertrieb, Personalwirtschaft oder Bilanzierung. Im dritten Jahr geht es um Absatzprozesse, Investitions- und Finanzierungsvorhaben sowie Unternehmensstrategien. Zu den allgemeinbildenden Fächern gehören beispielsweise Deutsch und Englisch sowie Wirtschafts- und Gemeinschaftskunde.
Die praktische Ausbildung, die im Ausbildungsbetrieb absolviert wird, soll zunehmend dazu befähigen, alle täglich anfallenden Arbeiten übernehmen zu können. Das beginnt bei der Ermittlung des Bedarfs an Sachgütern und Dienstleistungen. Schwerpunkte sind der Zahlungsverkehr und das Mahnwesen sowie die Kostenkontrolle – von der Ermittlung über die Planung und Überwachung bis zu Maßnahmen der Kostensenkung. Ergänzt wird dieser Block mit dem Aufbau und dem Führen von Bestands- und Erfolgskonten, bis zu Bilanz und GuV. Weitere Bereiche sind Personalwesen, Marketing sowie Serviceleistungen. Im dritten Ausbildungsjahr ist eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Tätigkeitsfeld möglich. Zur Auswahl stehen zum Beispiel Warenwirtschaft und Lagerlogistik, Produktion und Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb, Finanz- und Rechnungswesen oder Personalmarketing. Bei der Zusatzqualifikation EU wird zusätzlicher Unterricht in Englisch und einer weiteren Fremdsprache sowie in internationaler Wirtschaft erteilt; in der Regel ist auch ein Praktikum im EU-Ausland abzuleisten. Die Zusatzqualifikation Warenmanagement kann erworben werden durch vertiefte Kenntnisse im strategischen Einkauf und in der Materialbeschaffung; auch hier sind zusätzliche Englischkenntnisse und oft auch ein Auslandsaufenthalt notwendig. Übergreifend werden in den drei Lehrjahren die Prozesse der betrieblichen Information, Kommunikation und Arbeitsorganisation thematisiert und geprobt.
Wie viel verdient ein Industriekaufmann?
Wer im dualen System ausgebildet wird, hat ein Anrecht auf eine Ausbildungsvergütung. Diese wird vom Ausbildungsbetrieb gezahlt und sollte angemessen sein: Gemäß Berufsbildungsgesetz (BBiG) darf sie im ersten Lehrjahr 585 Euro brutto monatlich nicht unterschreiten, wenn die Ausbildung nach dem 01.01.2022 begonnen wurde. Bei einem Beginn ab dem 01.01.2023 sind es mindestens 620 Euro brutto im Monat (§ 17 Absatz 1 und 2 BBiG). Danach erhöht sich das Entgelt im zweiten und dritten Lehrjahr um 18 bzw. 35 Prozent, jeweils bezogen auf die Grundvergütung im ersten Ausbildungsjahr. Wer im September 2022 eine Ausbildung mit der Mindestvergütung aufgenommen hat, kann im dritten Jahr also mit mindestens 790 Euro Monatsbrutto rechnen.
Da Industriekaufleute in fast allen Wirtschaftszweigen ausgebildet werden, ist die Angabe eines „allgemeingültigen“ Werts bei der Ausbildungsvergütung nicht möglich. Deren tatsächliche Höhe hängt ab von der Branche, der Unternehmensgröße, dem Standort des Ausbildungsbetriebs und in der Regel auch vom geltenden Tarifvertrag – denn gerade Industrieunternehmen sind oft tarifvertraglich gebunden. Schon allein in der Metall- und Elektroindustrie – einer der wichtigsten Branchen am Wirtschaftsstandort Deutschland – schwankte die tarifliche Bezahlung von Industriekaufleuten im ersten Ausbildungsjahr zwischen knapp 1.000 und 1.100 und im dritten Jahr zwischen rund 1.100 und 1.200 Euro brutto monatlich, je nach Bundesland. In der Textilindustrie waren es dagegen mit unter 900 und knapp 1.000 Euro rund 100 Euro brutto monatlich weniger. Die Ausbildungsvergütung im Handwerk ist damit vergleichbar, teils sogar etwas schlechter, da es sich meist um nicht tarifgebundene Kleinbetriebe handelt. So ist im Elektrohandwerk im ersten Ausbildungsjahr mit 700 bis 900, im dritten Ausbildungsjahr mit 875 bis 1.050 Euro Monatsbrutto zu rechnen.
Ähnliches gilt beim Einstiegsgehalt nach Abschluss der Ausbildung: Die Schwankungsbreite liegt auch hier zwischen rund 1.600 Euro brutto im Monat im Handwerk, 1.900 und 3.100 Euro im Einzelhandel und 2.800 Euro in der Metall- und Elektroindustrie sowie 3.100 bis 3.200 Euro in der chemischen Industrie. Mit etwas Berufserfahrung steigt der Tariflohn dann schnell auf Werte zwischen 3.200 und 3.525 Euro Monatsbrutto – ohne Zusatzleistungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld sowie Erfolgsprämien oder Ähnliches einzubeziehen. Die Tarifsammlung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gibt als beispielhafte tarifliche Grundvergütung 3.060 bis 3.362 Euro brutto im Monat an.
Wie kann ein Industriekaufmann aufsteigen?
Um den Überblick über die Vielzahl an Themen zu behalten und den fachlichen Anschluss nicht zu verlieren, sollte ein Industriekaufmann auf jeden Fall mit Anpassungsweiterbildungen seinen Wissensstand in Bezug auf berufliche Themen aktuell halten und neue Entwicklungen kennenlernen. Je nach Arbeitsbereich und Spezialisierungsgrad können hier ganz unterschiedliche Gebiete wichtig werden. Von höchster Relevanz im Bereich Finanz- und Rechnungswesen sind rechtliche Themen in Bezug auf Buchhaltung, Rechnungslegung und Finanzierung, um weiterhin gesetzes- und normenkonform arbeiten zu können. Im Bereich Personalwesen sind ebenfalls Gesetze und Verordnungen sowie die jeweils aktuelle Rechtsprechung zu beachten, um beispielsweise Arbeitnehmeransprüche bewerten oder Tarifverträge mitgestalten und auslegen und Prozesse vor dem Arbeitsgericht vermeiden oder abwenden zu können. Fortbildungen zum Einsatz von kontinuierlich weiterentwickelter Software wie SAP, Warenwirtschafts- oder Enterprise-Resource-Planning- (ERP-) Systemen sowie Neuheiten wie ein digitales Dokumentenmanagement-System (DMS) oder E-Invoicing sollten ebenfalls beachtet werden. Darüber hinaus sind Fremdsprachenkenntnisse von Bedeutung, insbesondere in international agierenden Unternehmen. Hier sollte zumindest ein verhandlungssicheres Englisch angestrebt werden. Als offizielle berufliche Anpassungsweiterbildungen gibt die Bundesagentur für Arbeit die Themen Betriebswirtschaftslehre, Logistik, Finanz- und Rechnungswesen/Controlling, Personal- und betriebliches Sozialwesen, Auftragsbearbeitung, Korrespondenz, Büro/Sekretariat, Bürokommunikation und -technik, Einkauf, Vertrieb/Verkauf sowie Marketing und Lager an.
Aufstiegsweiterbildungen als Mittel zur Qualifizierung für anspruchsvollere Aufgaben und höherwertige Posten gehen oft in Richtung Fachwirt oder Betriebswirt, teils auch in Richtung Fachkaufmann oder Ausbilder. Als Fachwirt ist eine Spezialisierung in den Bereichen Industrie, Einkauf, Logistiksysteme, Marketing, Wirtschaft, Personal oder Vertrieb möglich. Die kaufmännische Weiterbildung zum Betriebswirt kann sich auf die Themenfelder allgemeine Betriebswirtschaft, Absatz/Marketing, Logistik, Personalwirtschaft, Produktionswirtschaft und Rechnungswesen beziehen. Auch der Weg zum geprüften Bilanzbuchhalter steht Industriekaufleuten offen. Um sich für Führungspositionen zu qualifizieren, sollte der Fokus aber nicht nur auf die fachlichen Aspekte gerichtet sein. Auch die Soft Skills sollten erweitert werden, etwa durch Seminare zu Themen wie Führung, Präsentationsmethoden, Zeit- und Selbstmanagement, Gesprächsführung oder Konfliktmanagement.
Die meisten der Industriekaufleute besitzen ja bereits die Hochschulreife. Ein Studium an einer Fachhochschule oder einer Universität ist daher in der Regel problemlos möglich. Weiterführende Studienfächer sind beispielsweise Betriebswirtschaftslehre bzw. Business Administration, Industriebetriebswirtschaft, Wirtschaftswissenschaften oder Wirtschaftsingenieurwesen.