Kraftfahrzeugmechatroniker – Ausbildung
Kraftfahrzeugmechatroniker, kurz Kfz-Mechatroniker, inspizieren, warten und reparieren Kraftfahrzeuge – je nach Fachrichtung handelt es sich dabei um Motorräder, Personenkraftwagen oder Nutzfahrzeuge. Sie prüfen die technischen Systeme, halten oder setzen sie instand und rüsten Fahrzeuge mit Zusatzeinrichtungen und Zubehörteilen aus. Bei der Fehlerdiagnose setzen sie überwiegend computergestützte Mess- und Prüfsysteme ein.
Was macht ein Kraftfahrzeugmechatroniker?
Ein Kraftfahrzeugmechatroniker kümmert sich um die mechanischen, elektrischen und elektronischen Bauteile und Systeme von Privat-, Firmen- und Nutzfahrzeugen. Je nach Fachrichtung kann es sich dabei um Motorräder und Quads, Personenwagen oder Liefer- und Lastwagen sowie Busse handeln, die mit Verbrennungs-, Hybrid- oder Elektromotoren angetrieben werden. Einerseits können Kfz-Mechatroniker bei der Produktion von Neufahrzeugen eingesetzt werden; dann üben sie ihren Beruf in der Regel in großen Werkshallen in der Industrie aus. Andererseits sind sie in Werkstätten und im Kraftfahrzeughandel, also gewerblichen Unternehmen, zu finden, in denen sie handwerklich arbeiten. Dort gestalten oder rüsten sie Neu- und Gebrauchtfahrzeuge nach Kundenwünschen um oder statten sie mit zusätzlichen Teilen aus. Sie führen Inspektionen und Wartungsarbeiten durch, nehmen Schäden auf und bessern sie aus und reparieren Fahrzeuge. Hier stehen sie als Ansprechpartner und Berater auch im direkten Kundenkontakt.
Wer die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker antritt, kann sich für einen der angebotenen fünf Schwerpunkte entscheiden:
Schwerpunkt Personenkraftwagentechnik
Wenn der Kfz-Mechatroniker nicht in der Produktion von Neufahrzeugen beschäftigt ist, besteht seine Hauptaufgabe in der Inspektion, Wartung und Reparatur von Personenkraftwagen (Pkw). Er liest die Fahrzeugdaten und Fehlermeldungen aus, prüft mit digitalen und analogen Messgeräten die mechanischen, elektrischen und elektronischen Komponenten und Systeme und stellt sie ein. Sind Teile defekt oder verschlissen, ersetzt er diese. Er bessert nicht nur Schäden aus, sondern montiert auf Wunsch der Kundschaft auch Zusatzeinrichtungen, Sonderausstattungen oder Zubehörteile.
Schwerpunkt Motorradtechnik
Auch hier kann der Kfz-Mechatroniker bei der Herstellung von Neufahrzeugen oder der Wartung und Reparatur von Kundenfahrzeugen eingesetzt werden. Sein Spezialgebiet ist die Zweiradtechnik – was neben Motorrädern und -rollern auch daraus abgeleitete Fahrzeuge wie beispielsweise Quads umfasst. Neben den auch in der Pkw-Technik üblichen Arbeiten ist er zusätzlich für An- und Umbauten oder das Tuning zuständig. Hier ist eine hohe Kundenorientierung gefragt, denn gerade die Motorradszene lebt von der Individualität der Fahrer und Fahrerinnen.
Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik
Zu den Nutzfahrzeugen gehören unter anderem Lastkraftwagen (Lkws), Busse oder Sonderfahrzeuge – wie Kranwagen und Schwerlasttransporter, Reinigungsfahrzeuge der Stadtwerke oder Fahrzeuge von Einsatzkräften. Auch sie müssen produziert und – oftmals nach speziellen Kundenwünschen und Einsatzanforderungen – ausgestattet werden. Kfz-Mechatroniker fertigen diese Sonderausstattungen an und installieren sie, auch bei Umbauten von Gebrauchtfahrzeugen. Außerdem übernehmen sie wie im Pkw-Bereich alle Arbeiten, die mit Wartung und Reparatur verbunden sind. Neben Herstellern und Ausrüstern arbeiten diese Spezialisten auch in Speditions-, Bus- und Spezialtransportunternehmen, im öffentlichen Dienst – etwa bei der Polizei – oder bei den Stadtwerken.
Schwerpunkt Karosserietechnik
Statt Antriebs- und Fahrwerktechnik stehen hier die Aufbauten im Vordergrund. Die Schwerpunkte liegen dabei auf dem Auswechseln und Anpassen von Karosserieteilen, der Installation von mechanischen, elektrischen und elektronisch gesteuerten Schließ- und Verdeckanlagen oder beim Erstellen von Sonderaufbauten – vom Lkw bis zum Wohnmobil. Sein Einsatzgebiet reicht von Herstellern und Ausrüstern von Kraftwagen über Karosseriebaubetriebe und Reparaturwerkstätten bis hin zu Speditions- oder Fuhrunternehmen.
Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik
System- und Hochvolttechnik kommt überwiegend bei Fahrzeugen mit Elektro- und Hybridantrieben zum Einsatz. Kraftfahrzeugmechatroniker sind hier insbesondere im Bereich Elektrik und Elektronik gefordert, um bei Herstellern und Anbietern von Elektro- und Hybridfahrzeugen Fahrzeuge zu fertigen oder in Reparaturwerkstätten zu warten und zu reparieren. Aber auch die gar nicht so simple Mechanik in Hybridfahrzeugen ist zu prüfen und instand zu halten bzw. zu setzen.
Unabhängig vom gewählten Schwerpunkt beschäftigt sich ein Kraftfahrzeugmechatroniker hauptsächlich mit diesen Aufgaben:
- Wartung und Reparatur: Fehlerdiagnose mithilfe von analogen und digitalen Mess- und Prüfsystemen, Ausbessern von Schäden, Funktionskontrolle;
- Aus-, Um- und Nachrüstung von Fahrzeugen: fachgerechte Montage von Sonderausstattungen oder Zubehör samt Funktionskontrolle;
- Kundenberatung: Aufnahme von Kundenwünschen, allgemein verständliche Erläuterungen zu Kfz-Themen; Anbieten von Service- und Zusatzleistungen.
Für wen ist die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker geeignet?
Wer als Jugendlicher selbst bereits sein Kraftrad frisiert hat, für getunte Autos und den Motorsport schwärmt oder sich für die Oldtimerszene begeistert, hat vermutlich schon die richtige Grundeinstellung für die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker. Neben einem guten technischen Verständnis sollte Interesse dafür vorhanden sein, wie mechanische, elektrische und elektronische Systeme funktionieren, zusammenwirken und wie sie beeinflusst – gesteuert und geregelt – werden können.
Das Interesse sollte über die theoretische Ebene weit hinausgehen, denn bei diesem handwerklichen Beruf liegt der Schwerpunkt auf der Praxis: Kraft und Ausdauer sind gefordert beim Werkzeugeinsatz etwa bei festsitzenden Gewinden oder an korrodierten Teilen sowie beim Heben, Bewegen oder Halten großer oder schwerer Bauteile – wie Antriebs- und Fahrwerkteilen oder Rädern. Feinmotorisches Geschick wird verlangt beim Einbau von Kleinteilen oder bei Einstell- und Justierarbeiten. Informatikkenntnisse werden gebraucht beim Programmieren der Bordelektronik oder beim Anschluss neuer elektrischer und elektronischer Komponenten. Da die Arbeiten an Verkehrsmitteln ausgeführt werden, die im öffentlichen Raum bewegt werden, ist ein hohes Maß an Sorgfalt, Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein unabdingbar. Bei der Arbeit mit den Kollegen und beim direkten Kundenkontakt sind Teamfähigkeit und Kommunikationsfreude wichtig.
Wie läuft die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker ab?
Die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker läuft dual im ausbildenden Betrieb und in der Berufsschule ab und dauert dreieinhalb Jahre. Im Ausbildungsbetrieb wird die Berufspraxis vermittelt: Anhand konkreter Aufgaben und unter Anleitung eines Ausbilders erfolgt in der Lehrzeit die Heranführung an alle alltäglich anfallenden Arbeiten, die zunehmend selbstständig von den Azubis übernommen werden. In der Berufsschule stehen neben der als Hintergrundwissen benötigten berufsbezogenen Theorie auch allgemeinbildende Fächer auf dem Stundenplan.
Schulische Ausbildungsinhalte
Unter den berufsspezifischen Fächern stehen Physik, Mathematik, Technik und Werken im Vordergrund. In der Physik werden insbesondere in den Gebieten Mechanik und Elektrik die Grundlagen geschaffen, um technische Systeme der Kraftübertragung oder Hydraulik sowie elektrische Schaltungen und Bauteile zu verstehen. Mathematische Kenntnisse werden vermittelt, um die notwendigen Berechnungen durchführen und Messdaten auswerten zu können. In der Technik wird auf die Fahrzeuggruppen und deren Aufbau sowie Zusammenwirken eingegangen, aber auch auf die Fehlerdiagnose und die -behebung. Beim Werken werden grundlegende Fähig- und Fertigkeiten der Materialbearbeitung eingeübt. Zudem stehen Themen aus den Bereichen Arbeitssicherheit, Qualitätsmanagement und Umweltschutz auf dem Lernplan.
Betriebliche Ausbildungsinhalte
Im Ausbildungsbetrieb lernen die Azubis die praktische Arbeit im beruflichen Alltag. Sie üben den Einsatz von analogen und digitalen Mess- und Prüfgeräten und werden eingewiesen in das Bedienen von Fahrzeugen und Systemen. Sie übernehmen immer mehr Inspektions-, Wartungs- und Einstellarbeiten und werden zunehmend bei der Montage und Demontage sowie der Reparatur, Aus- und Umrüstung von Fahrzeugen eingesetzt. Zudem erwerben sie auch Kenntnisse zur kundenspezifischen Ansprache und Gesprächsführung.
Wie viel verdient ein Kraftfahrzeugmechatroniker?
Die duale Ausbildung ist vom Ausbildungsbetrieb angemessen zu vergüten – das ist im Berufsbildungsgesetz (BBiG) verankert. Im ersten Jahr der Berufsausbildung darf die Vergütung 620 Euro brutto im Monat nicht unterschreiten, wenn die Ausbildung zwischen dem 01.01. und dem 31.12.2023 begonnen wurde (§ 17 Absatz 1 und 2 BBiG). Im zweiten, dritten und vierten Lehrjahr erhöht sich diese Grundvergütung um jeweils 18, 35 bzw. 40 Prozent. Wurde ein duale Ausbildung im September 2023 mit der Mindestvergütung angetreten, sind im vierten Lehrjahr mindestens 868 Euro brutto in Monat zu erwarten.
Die Ausbildungsvergütung für angehende Kraftfahrzeugmechatroniker liegt über dem gesetzlich festgelegten Mindestwert, hängt aber von der Branche und den jeweils geltenden (Flächen-)Tarifverträgen – also der Region bzw. dem Bundesland – oder, bei nicht tarifgebundenen Unternehmen, vom Ausbildungsbetrieb ab.
Laut Bundesagentur für Arbeit können Auszubildende im Kraftfahrzeuggewerbe gemäß Tarif mit einer monatlichen Brutto-Vergütung in etwa dieser Höhe rechnen:
- 1. Ausbildungsjahr: 870 bis 1.090 Euro
- 2. Ausbildungsjahr: 900 bis 1.120 Euro
- 3. Ausbildungsjahr: 935 bis 1.210 Euro
- 4. Ausbildungsjahr: 920 bis 1.270 Euro
In der Metall- und Elektroindustrie liegen die tariflich vereinbarten monatlichen Brutto-Vergütungen höher:
- 1. Ausbildungsjahr: 1.070 bis 1.200 Euro
- 2. Ausbildungsjahr: 1.120 bis 1.230 Euro
- 3. Ausbildungsjahr: 1.200 bis 1.330 Euro
- 4. Ausbildungsjahr: 1.280 bis 1.400 Euro
Das Einstiegsgehalt für ausgelernte Kraftfahrzeugmechatroniker liegt meist bei einem monatlichen Brutto zwischen 2.100 Euro und 2.700 Euro. Als beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung für Gesellen gibt die Bundesagentur für Arbeit durchschnittlich etwa 3.200 Euro bis 3.400 Euro an. Was tatsächlich gezahlt wird, hängt – wie in den meisten anderen Branchen auch – davon ab, welcher Tarifvertrag zugrunde liegt, in welchem Bundesland man arbeitet und ob man über weitere Qualifikationen verfügt. Wie so oft gilt: Je mehr Berufserfahrung und Zusatzqualifikation, desto höher das Gehalt.
Wie kann ein Kraftfahrzeugmechatroniker aufsteigen?
Das Auto wird heutzutage nicht mehr nur als Fahrzeug gesehen, sondern immer mehr als möglichst autonome, idealerweise sprachgesteuerte mobile Kommunikationseinrichtung. Die Entwicklung von elektronischen Assistenzsystemen und Kommunikationszubehör verläuft rasant: Wer als Kraftfahrzeugmechatroniker eine Zukunft haben möchte, muss daher Trends verfolgen und durch Anpassungsweiterbildungen sein Wissen auf aktuellem Stand halten. Wichtig sind daher zum Beispiel Weiterbildungen und Kurse im Bereich Automotive, künstliche Intelligenz und, auf Herstellerseite, Industrie 4.0.
Wer nach der Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker anspruchsvollere Fach- und Führungspositionen anstrebt, sollte sich über Aufstiegsweiterbildungen dafür qualifizieren. Der Besuch einer Technikerschule führt etwa zum Abschluss als Kraftfahrzeug-Servicetechniker, der die technische Seite mit der Kundenansprache verbindet. Ein Meisterbrief erlaubt dem Meister im Kraftfahrzeugtechniker-Handwerk die Leitung eines Betriebs und die Ausbildung von Lehrlingen. Die dazu notwendigen Führungsfähigkeiten können ebenso wie die kaufmännischen Kenntnisse durch Weiterbildungen und betriebswirtschaftliche Fortbildung gestärkt werden.
Wer die Hochschulreife besitzt oder einen Meisterbrief vorweisen kann, hat die Möglichkeit, ein Studium aufzunehmen. Viele Fachhochschulen bieten beispielsweise Fahrzeugtechnik oder Mechatronik als Studienschwerpunkte an. Hier können die in der Ausbildung erworbenen Kenntnisse ausgebaut und erweitert werden, um als Ingenieur mit einem Bachelor oder Master im Ingenieurwesen weitere Karriereschritte zu gehen.
Ihr Ansprechpartner
Torsten Klanitz
Produktmanager
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