Werkstoffprüfer – Ausbildung


Werkstoffprüfer sorgen dafür, dass nur Materialien von ausreichender Qualität verarbeitet und an den Kunden weitergegeben werden. Dafür nehmen sie beispielsweise Metall oder Kunststoff mithilfe von verschiedenen Prüfverfahren und Hilfsmitteln genauestens unter die Lupe und tragen damit maßgeblich zur Sicherheit der Produkte bei. 

Werkstoffprüfer Ausbildung

Bildungsweg:
Duale Ausbildung

Werkstoffprüfer Abschluss

Empfohlener Abschluss:
Mittlerer Bildungsabschluss

Werkstoffprüfer Ausbildungsdauer

Ausbildungsdauer:
3,5 Jahre

Werkstoffprüfer Ausbildungsvergütung

Ausbildungsvergütung:
ab 981 € / Monat im
1. Ausbildungsjahr


Was macht ein Werkstoffprüfer?

Ist der Kunststoff stabil genug für die Spielzeugschubkarre, das Fensterglas bruchsicher oder das Metall hart genug für die Maschine, in die es eingebaut werden soll? Bevor ein Material verarbeitet oder ein Produkt verkauft werden kann, müssen Werkstoffprüfer sicherstellen, dass diese Fragen zuverlässig mit ja beantwortet werden können. Dafür untersuchen sie die Werkstoffe genau auf ihre Eigenschaften und eventuellen Fehler. Mit welchen Werkstoffen sie arbeiten, legen angehende Werkstoffprüfer schon in der Ausbildung fest, indem sie sich für eine der vier Fachrichtungen entscheiden: Metalltechnik, Kunststofftechnik, Wärmebehandlungstechnik oder Systemtechnik.

Für die Überprüfung der Qualität von Werkstoffen, wählen sie geeignete Verfahren und nutzen die entsprechenden Anlagen. Soll beispielsweise ein Stück Kupfer einen bestimmten Härtegrad erhalten, um später verbaut zu werden, stehen verschiedene Wärmebehandlungsverfahren wie Härten, Vergüten, Glühen oder Oberflächenhärten, sowie die entsprechenden Anlagen dafür zur Verfügung. Werkstoffprüfer überwachen die Anlagen während des Vorgangs, nehmen Proben, um zu prüfen, ob die gewünschte Härte erreicht wurde, entdecken eventuell Fehler und analysieren diese. Danach sorgen sie dafür, dass Fehler behoben werden und das Werkstück den Anforderungen entsprechend übergeben werden kann.

Werkstücke, die schon verbaut sind, werden meist von Werkstoffprüfern der Fachrichtung Systemtechnik geprüft. Sie sind es auch, die ermitteln, worauf Schadensfälle zurückzuführen sind, wenn diese eintreten. In dieser Fachrichtung geht es darum, Bauteile aus Anlagen oder technischen Systemen mit zerstörungsfreien oder zerstörenden Prüfverfahren zu testen. Hier gehört auch die Abstimmung mit den Kunden dazu, die Einrichtung eines Prüfarbeitsplatzes im jeweiligen Unternehmen und die Dokumentation und Analyse der Prüfergebnisse.


Für wen ist die Werkstoffprüfer-Ausbildung geeignet?

Werkstoffprüfer kann man rein theoretisch auch ohne Schulabschluss werden, jedoch stellen die meisten Betriebe bevorzugt Schulabgänger mit Hochschulreife für die Ausbildung ein. Wer unter 18 Jahre alt ist, muss eine ärztliche Bescheinigung für eine Erstuntersuchung vorlegen, um die Ausbildung beginnen zu können. Zudem ist je nach Tätigkeitsbereich ein Fachkundenachweis gemäß Strahlenschutzverordnung Pflicht.

Wer Mathe, Physik, Chemie, Informatik und Werken oder Technik zu seinen Lieblingsfächern zählt, hat gute Chancen, in diesem Ausbildungsberuf Themen zu finden, die ihn begeistern. So braucht man beispielsweise gute Kenntnisse in Mathematik, um Kennwerte zu berechnen oder Messwerte statistisch zu verteilen. Wenn die Eigenschaften von Werkstoffen bestimmt werden, sind physikalische Kennwerte erforderlich und auch chemische Verfahren kommen zum Einsatz - zum Beispiel dann, wenn die Oberflächen von Proben mit ätzenden Chemikalien behandelt werden, um die Qualität zu prüfen. Einige Prüfungen laufen auch computergestützt ab, sodass Kenntnisse in Informatik von Vorteil sind. Und auch Werken und Technik sind häufige Themen. Wer diesen Beruf wählt, sollte handwerkliches Geschick mitbringen, da man es hier auch mit der Einrichtung von Wärmeanlagen zu tun hat oder es müssen Messgeräte kalibriert und Prüfgeräte positioniert werden.

Wichtig ist zudem, dass man Spaß daran hat, sorgfältig zu prüfen, zu protokollieren sowie zu überwachen und nach Fehlern zu suchen. Werkstoffprüfer müssen herauszufinden, ob ein Schmiedeteil dem Prüfstandard entspricht, sich Werkstoffeigenschaften vor und nach einer Wärmebehandlung verändert haben, Bauteile den Anforderungen entsprechen oder wie ein Kunststoff durch das Einwirken von Licht oder Wärme beeinflusst wird. Für diese Arbeit werden auch mikroskopische Proben präpariert oder geschliffen, Werkstücke gereinigt und auch Wartungs- und Reparaturarbeiten durchgeführt. Wer gerne praktisch arbeitet, ist in diesem Beruf gut aufgehoben. Theoretisch wird es eher, wenn es darum geht, Fehler zu identifizieren, zu interpretieren und mit Fehlerkatalogen zu vergleichen oder auch bei der Analyse von Schadensfällen.

Werkstoffprüfer müssen eine hohe Einsatz- und Leistungsbereitschaft mitbringen und sehr sorgfältig arbeiten können. Dies ist wichtig, damit die Qualität der Werkstoffe gewährleistet werden kann. Dafür ist genaues messen, prüfen und dokumentieren notwendig und viel Geduld gefragt. Wer Werkstoffe prüft, trägt eine hohe Verantwortung, denn das Ergebnis der Prüfung zeigt, ob ein Werkstoff sicher ist oder nicht und dient dazu, Unfälle zu vermeiden. Da man als Werkstoffprüfer meist gemeinsam mit anderen Kollegen arbeitet, ist eine hohe Teamfähigkeit unbedingt notwendig.

Außerdem ist ein gutes Sehvermögen und feinmotorisches Geschick wichtig, und auch die Atemwege sollten gesund sein, um bei eventuellen Arbeiten in Rauch, Staub, Gasen oder Dämpfen widerstandsfähig zu sein. Neben den Maschinen kann es auch mal laut werden und während der Prüfverfahren ungemütlich: kalt, heiß, nass oder zugig oder vielleicht riecht es auch unangenehm, wenn Material erwärmt wird oder Chemikalien zum Einsatz kommen.

Werkstoffprüfer sind sowohl in Labors als auch in Büros oder bei Kunden vor Ort im Einsatz. Schon während der Ausbildung findet viel Laborarbeit statt.


Wie läuft die Ausbildung zum Werkstoffprüfer ab?

Werkstoffprüfer durchlaufen eine duale Ausbildung, die dreieinhalb Jahre dauert. Das heißt, Azubis sind sowohl in einem Betrieb als auch in einer Berufsschule und lernen dort abwechselnd entweder im Wochentags-Rhythmus oder in Blöcken. Am Ende des zweiten Ausbildungsjahres findet der erste Teil der Abschlussprüfung statt, nach dreieinhalb Jahren der zweite Teil.

Zu Beginn der Ausbildung entscheidet man sich für eine der vier Fachrichtungen und erhält am Ende die entsprechende Berufsbezeichnung. Damit legt man gleich zu Anfang einen Schwerpunkt, um dann auch später in der entsprechenden Branche tätig werden zu können.

Während der Ausbildung lernen die Azubis, wie sie mithilfe von gängigen Techniken die entsprechenden Werkstoffe ihres Fachbereichs auf Fehler prüfen. Dafür lernen sie die geeigneten Verfahren kennen, erfahren welche Prüfverfahren wann angewendet werden und lernen diese zu beurteilen und auszuwählen und führen dann die Prüfung durch. Dafür werden ihnen die Prüfeinrichtungen erklärt und wann man welches Material, Mess- und Hilfsmittel wofür nutzt. So zeigt man ihnen beispielsweise, wie man Fehler in Schweißnähten erkennt und nach welchen Normen diese bewertet und bearbeitet werden müssen. Die Hilfsmittel müssen nach der Anwendung auch wieder gereinigt, gepflegt und gewartet werden. Auch das gehört zur Ausbildung dazu. Wichtig ist zudem, die Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsmaßnahmen zu kennen, da man es auch mal mit ätzenden Chemikalien, großen technischen Anlagen oder heißen Öfen zu tun hat. Wer hiermit arbeitet, muss sich entsprechend schützen und lernt in der Ausbildung, welche Vorschriften hier einzuhalten sind. Auch die Umweltschutzmaßnahmen, die in den Verfahren berücksichtigt werden müssen, werden in der Ausbildung vermittelt.

Während der Ausbildung können auch verschiedene Zusatzangebote gewählt werden, die nicht zum Ausbildungsprogramm gehören. Damit setzt man bereits einen Grundstein, um sich später von Mitbewerbern abzuheben und die Einstiegschancen in den Job zu erhöhen.

Wer zudem im Ausland tätig werden will, kann die Zusatzqualifikation „Europaassistent“ absolvieren, die entsprechende Fremdsprachenkenntnisse sowie Zusatzwissen wie zum Beispiel „Europäisches Waren- und Wirtschaftsrecht“ beinhaltet.


Wie viel verdient ein Werkstoffprüfer?

Werkstoffprüfer müssen in der Ausbildung ausreichend vergütet werden – das schreibt das Berufsbildungsgesetz vor. Das heißt, der Ausbildungsbetrieb muss den Azubis eine gesetzlich festgesetzte Mindestvergütung zahlen. Im Rahmen dieser gesetzlichen Regelung sind Abweichungen möglich, die beispielsweise auf die Branche oder die Region zurückzuführen sind. Wer seine Ausbildung in einem tarifgebundenen Unternehmen absolviert, erhält eine Vergütung nach den tarifvertraglichen Vereinbarungen. 

Wie unterschiedlich die Ausbildungsvergütung sein kann, zeigt die Agentur für Arbeit auf ihrer Website an Beispielen: In der Fachrichtung Metalltechnik zahlen Betriebe der Metall- und Elektroindustrie in Bremen im ersten Ausbildungsjahr ein Monatsbrutto von durchschnittlich 1.154 Euro, in Nordrhein-Westfalen hingegen sind es nur 981 Euro. Die meisten anderen Bundesländer zahlen zwischen 1.005 Euro und 1.090 Euro brutto im ersten Ausbildungsjahr. Im vierten Ausbildungsjahr hingegen steht Baden-Württemberg an der Spitze, wenn es um das Ausbildungsgehalt geht: 1.330 Euro verdienen Werkstoffprüfer der Fachrichtung Metalltechnik in der Metall- und Elektroindustrie brutto monatlich, Schlusslicht ist Thüringen mit 1.177 Euro im letzten Ausbildungsjahr.

Und nach der Ausbildung? Laut Ausbildung.de können Werkstoffprüfer mit einem Einstiegsgehalt zwischen 1.800 Euro und 2.500 Euro brutto rechnen – je nach Unternehmen, Bundesland und Branche. Mit der Berufserfahrung steigt auch das Gehalt. Wer mehr als drei bis sechs Jahre im Beruf ist, kann laut Gehalt.de ca. 3.205 Euro brutto im Monat verdienen, bei über neun Jahren Erfahrung sind durchschnittlich 3.748 Euro drin.


Wie kann ein Werkstoffprüfer aufsteigen?

Werkstoffprüfer haben zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, um ihre Karriere voranzutreiben. Damit ihr Wissen immer an den Stand der neuesten Entwicklungen angepasst ist, sollten Werkstoffprüfer diese unbedingt nutzen. Es gibt viele Seminare zur Vertiefung des Themas Werkstoffprüfung, in denen man sich beispielsweise Zusatzwissen zu Oberflächenhärteverfahren, verschiedenen Prüfverfahren oder der Schadensanalyse aneignen kann.

Auch im Bereich Qualitätsmanagement und Arbeitssicherheit gibt es interessante Seminarangebote. So kann man sich zum Beispiel zum Schutz- und Sicherheitsfachmann ausbilden lassen, um eine entsprechende Position im Betrieb einzunehmen. Werkstoffprüfer haben auch zunehmend mit der Digitalisierung zu tun, da für zahlreiche Aufgaben neue Verfahren zur Verfügung stehen, beispielsweise die automatisch optische Inspektion, mit der man durch optische Prüfsysteme metallische Werkstoffe auf Fehler überprüfen kann oder intelligente Sensorsysteme, die eine automatisierte Materialcharakterisierung möglich machen.

Wer in Führungspositionen aufsteigen möchte, kann sich zum Industriemeister oder Techniker in der entsprechenden Fachrichtung ausbilden lassen. Dann sind auch Seminare zu modernen Führungsthemen wichtig: Zeit- und Selbstmanagement, Konfliktmanagement oder Sicherer Umgang mit schwierigen Mitarbeitern. Diese helfen, die Führungsrolle kompetent zu meistern und geben wertvolle Tools an die Hand.

Weitere Karrierechancen eröffnen sich mit einem angeschlossenen Studium, beispielsweise im Fach Materialwissenschaft oder Werkstofftechnik. Wer keine Hochschulreife besitzt, kann unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne diese zum Studium zugelassen werden. Hierüber erhält man bei der Agentur für Arbeit weitere Informationen.

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