Was ist ein Elektroingenieur?
Der Elektroingenieur, auch Electrical Engineer genannt, ist verantwortlich für die Planung, Entwicklung, Konstruktion und Herstellung von neuen Geräten, Anlagen und Systemen im Bereich der Elektrotechnik und Elektronik – sprich mit allen technischen Geräten, die mit elektrischer Energie betrieben werden. Dabei ist er meist auf ein Teilgebiet der Elektrotechnik, z. B. auf elektrische Energietechnik, Automatisierungstechnik, Mikroelektronik oder Informationstechnik spezialisiert.
Die Aufgabenbereiche, in denen der Elektroingenieur tätig sein kann, sind vielfältig. Sie umfassen beispielsweise die Konstruktion elektrischer Komponenten, die Planung von Systemen zur Umwandlung elektrischer Energie in andere Energieformen, die Entwicklung neuer Technologien im Bereich Übertragungstechnik und Informationstechnik.
Elektroingenieure sind in zahlreichen Branchen und Einsatzbereichen gefragte Fachkräfte, die es verstehen, neue Lösungsansätze zu entwickeln und die technischen Zusammenhänge klar zu erfassen. Je nach Studienschwerpunkt findet der Elektroingenieur Einsatzmöglichkeiten in der Regelungs-, Mess- und Steuerungstechnik und elektrischen Antriebstechnik sowie der Kommunikationstechnik und Informationstechnik. Ebenso in der Elektrizitätserzeugung sowie in Bereichen der Elektroinstallation, Energie- und Umweltwirtschaft, Maschinen- und Anlagenbau, Forschung und Entwicklung oder bei Softwareanbietern.
Welche Aufgaben hat ein Elektroingenieur?
Der Aufgabenbereich des Elektroingenieurs ist sehr variantenreich. Im Bereich Entwicklung berechnet, konstruiert und erprobt er beispielsweise neue Bauelemente, Maschinen, Anlagen und Systeme oder Verfahren zu deren Herstellung. In der Produktion und Fertigung überwacht er die Herstellung, Instandhaltung und den Betrieb von elektrotechnischen Anlagen und Systemen. In diesem Zusammenhang erarbeitet er Test- und Prüfverfahren und kontrolliert die Ergebnisse für die Qualitätssicherung und -prüfung.
Auch im Bereich Vertrieb kann der Elektroingenieur Aufgaben übernehmen, wie z. B. das Erstellen von Angeboten und die Präsentation beim Kunden. Für den Kundenservice löst er technische Probleme, führt Anwenderschulungen durch oder berät Unternehmen zur Anpassung von Anlagen. Im Unternehmensmanagement und in der Betriebsorganisation kann er Leitungs- und Personalführungsaufgaben übernehmen.
Der Elektroingenieur muss bei seiner Arbeit unbedingt die geltenden Sicherheitsbestimmungen und behördlichen Auflagen einhalten, wenn er elektronische Anlagen oder Geräte entwickelt oder damit arbeitet.
Aufgaben des Elektroingenieurs im Überblick
Entwicklung und Fertigung
- Entwicklung und Verbesserung von Erzeugnissen und Verfahren
- Erstellung von Pflichtenheften
- Durchführung von Funktionstests
- Tests von neuen Entwicklungen in Labor- und Praxisversuchen
- Durchführung von Versuchen zur Optimierung der Zuverlässigkeit industrieller elektrotechnischer Produkte
- Dokumentation von Versuchsergebnissen, Anregung von Optimierungsmöglichkeiten, Mitwirkung bei Fehlerbeseitigungen
- Begleitung von Erzeugnissen bis zur Fertigungsreife
- Überwachung der Herstellung von elektrotechnischen Anlagen und Systemen, z.B. für vernetzte Produktionssysteme
- Zulassungs- und Anerkennungsverfahren für z.B. elektrische Haushaltsgeräte, Elektrowerkzeuge, oder Elektromotoren
Anwendung und Problemlösung
- Lösung von wissenschaftlichen, technischen und organisatorischen Aufgabenstellungen im elektrotechnischen Bereich mit geeigneten Verfahren auf möglichst wirtschaftliche Weise
- Durchführung von Literatur- und Patentrecherchen
- Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Versuchen
- Entwicklung, Betreuung und Anwendung von numerischen Simulationsmodellen
- Erstellung von Gutachten und Expertisen zu bestimmten Fragestellungen
Projektierung und Vertrieb
- Überwachung und Koordination von Gesamtprojekten
- Konzeptionierung und Realisierung von kundenspezifischen Systemen, Anlagen, Maschinen und Geräten
- Beratung und Betreuung von Kunden und Unternehmen bei der Anschaffung von Produkten der Elektrotechnik und deren Zubehör sowie bei der Einführung neuer Systeme
- Marktbeobachtungen
- Markteinführung neuer Produkte
- Durchführung von Präsentationen auf Messen
- Terminplanung und Kostenkontrolle
Service, Montage, Inbetriebnahme, Qualitätssicherung
- Planung des Mitarbeitereinsatzes
- Durchführung von Inbetriebnahme- und Abnahmetests
- Dokumentation von Montageabläufen
- Durchführung von Service- und Kundendienstleistungen
- Aufbau industrieller Qualitätssicherungssysteme unter dem Aspekt des Total Quality Management (TQM)
- Erstellung von Prüfvorschriften und -verfahren
- Vorgabe von Qualitätsstandards und Prüfmethoden
- Durchführung von Daten- und Fehleranalyse
Welche Kompetenzen braucht ein Elektroingenieur?
So vielfältig die Aufgaben des Elektroingenieurs sind, so umfangreich sind auch die Kompetenzen, die er zur Ausübung seines Jobs mitbringen sollte. Neben seinem sehr breiten technischen Know-how, ist eine Vielzahl von Softskills gefragt.
Ein hohes Maß an Kreativität und Problemlösungsorientierung, ausgeprägte Team- und Kommunikationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein sowie Durchsetzungsvermögen sind ebenso wichtige Eigenschaften wie Organisationsgeschick, ein gutes Zeitmanagement und interkulturelle Fähigkeiten. Gegebenenfalls wird auch eine gewisse Reisebereitschaft verlangt, wenn Unternehmen international tätig sind.
Kernkompetenzen und weiterführende Kompetenzen im Überblick
Zu den Kernkompetenzen gehören:
- Arbeitsvorbereitung
- elektrische Antriebstechnik
- Planung von Betriebsmitteleinsatz
- Brennstoffzellentechnik
- Entwicklung
- elektrische Energietechnik
- Elektronik
- Energie- und Leistungselektronik
- Konstruktion
- Informationstechnik und Computertechnik
- Mess-, Steuer-, Regeltechnik (MSR)
- Nachrichtentechnik und Kommunikationstechnik
Zu den weiterführenden fachlichen Kompetenzen gehören:
- 5G-Technologie
- Automatisierungstechnik
- Prozessautomatisierung
- Autonome Fahrsysteme
- Bauüberwachung (Objektüberwachung)
- Anwendung von CAD-Systemen (Computer Aided Design)
- Elektro- und Hybridfahrzeuge
- Anwendung von CAE-Systemen (Computer Aided Engineering)
- Fertigungstechnik
- Forschung
- Anwendung von CAM- und CIM-Systemen
- Gebäudesystem- und Gebäudeleittechnik
- Hardware- und Softwareinstallation
- Hybride Steuerungen
- Instandhaltungsmanagement
- Kundenberatung und -betreuung
- Kundendienst
- Lehrtätigkeit (Hochschule)
- Mikrocomputer- und Mikroprozessortechnik
- Mikroelektronik
- Mikrosystemtechnik
- Projektmanagement
- Prozessleittechnik
- Qualitätsmanagement
- Sachkundenachweis TREI (Technische Regeln der Elektroinstallation)
- Schaltungstechnik
- Smart Grid-Technologie
- SPS-Programmierung und -Technik
- Treiberprogrammierung
- Virtual Prototyping
Wie wird man Elektroingenieur?
Um den Beruf des Elektroingenieurs ausüben zu können, wird in der Regel ein Studium in der Elektrotechnik an einer Fachhochschule oder einer Universität vorausgesetzt. Weitere Studiengänge, die im Bereich Elektrotechnik angesiedelt werden, sind Elektronik, Informationstechnik und Electrical- and Computer Engineering.
Zu Beginn des Studiums liegt der Fokus auf die allgemeinen Ingenieurwissenschaften. Da es für den Beruf des Elektroingenieurs kein einheitliches Berufsbild gibt, wird eine Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich während des Studiums angestrebt. Auf folgende Bereiche kann man sich spezialisieren:
- Elektronik
- Antriebstechnik
- Energietechnik
- Gebäudetechnik
- Nachrichtentechnik
- Nanotechnologie
- Robotik
- Forschung
Studierende, die bereits nach dem Bachelorabschluss in das Berufsleben einsteigen wollen, sollten frühestmöglich mit der Spezialisierung beginnen. Meist suchen Unternehmen nach Spezialisten, somit sind die Chancen für eine Anstellung damit höher. Wird eine Führungsposition oder eine Tätigkeit in Wissenschaft und Forschung angestrebt, erfordert dies meist ein Masterstudium, ggf. auch die Promotion oder Habilitation.
Viele Elektroingenieure arbeiten später auch interdisziplinär in fachfremden Bereichen und finden Anstellungen in der Automobilindustrie, Medizin oder Raumfahrt.
Wie viel verdient ein Elektroingenieur?
Das durchschnittliche Jahresgehalt eines Elektroingenieurs liegt laut Gehalt.de zwischen ca. 39.000 und 60.500 Euro brutto. Wie viel man genau verdient, hängt dabei von der Unternehmensgröße, dem Standort, der Branche, dem Abschluss sowie der Berufserfahrung ab. In bestimmten Branchen werden aber durchaus höhere Gehälter gezahlt. So zahlen Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche meist überdurchschnittlich gut, auch im Bereich IT und Konsumgüter sind die Gehälter für Elektroingenieure sehr hoch. Geringer fallen sie durchschnittlich in Maschinenbau-, Metall- und Elektronikunternehmen aus.
Die höchsten durchschnittlichen Bruttomonatsgehälter werden in den Bundesländern Hessen, Baden-Württemberg, und Hamburg gezahlt. Am wenigsten verdient man in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.
Mitarbeiterverantwortung und langjährige Berufserfahrung machen sich auf dem Gehaltszettel des Elektroingenieurs deutlich bemerkbar.
Weiterbildung für Elektroingenieure
Die laufenden technischen Neuerungen, die in Zeiten von Industrie 4.0 an der Tagesordnung stehen, machen es für den Elektroingenieur unabdingbar, ständig dazuzulernen. Weiterbildung ist nötig, um den Entwicklungen, die eventuell die Arbeitsweisen im Berufsalltag verändern, gerecht werden und auch im Wettbewerb weiter bestehen zu können. Dazu gehören beispielsweise Weiterbildungen in den Bereichen Elektrotechnik, Konstruktion, Automatisierungssysteme und Mechatronik. Auch der Trend 3-D-Druck in der Elektrotechnik anzuwenden, kann sich in Zukunft zu einem wichtigen Weiterbildungsthema entwickeln. Weitere Fortbildungspotenziale lassen sich in der Umsetzung von Industrie 4.0, der Digitalisierung der Energiewelt mittels Smart Grids und Smart Meter sowie der Einsatz von Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) finden. Auch aktuelles Wissen in den Fachgebieten Lean Management, Produktionsmanagement, Arbeitsorganisation und Prozessmanagement und Betriebswirtschaft und Controlling sind für den Beruf des Elektroingenieurs notwendig.
Aufstiegsweiterbildungen, die speziell für Hochschulabsolventen konzipiert wurden, bauen auf vorhandenen Qualifikationen auf. Sie bieten die Möglichkeit, das persönliche und fachliche Kompetenzprofil zu erweitern und Karrierechancen auszubauen, z.B. durch eine Weiterbildung als REFA-Ingenieur/in für Industrial Engineering. Bachelorabsolventen können ihre Berufs- und Karrierechancen durch ein weiterführendes Studium erhöhen, beispielsweise in den Studiengängen Elektrotechnik, Elektromobilität oder Informations- und Kommunikationstechnik.
Auch die Soft Skills lohnt es sich zu schulen, besonders, wenn man als Elektroingenieur in eine Führungsposition aufsteigen möchte. Dafür eignen sich Seminare wie „Qualifizierung zur Führungskraft“, „Vom Mitarbeiter zum Vorgesetzten“, „Zeit- und Selbstmanagement“, oder „Konfliktmanagement“.