Was ist ein Serviceingenieur?
Ein Serviceingenieur ist, dies ist an der Kombination der Begriffe „Service“ und „Ingenieur“ zu erkennen, ein akademisch ausgebildeter technischer Dienstleister. Als Fachkraft in seiner Sparte trägt er häufig die Führungsverantwortung für das von ihm geleitete Serviceteam aus Technikern und Monteuren. Meist ist er die Schnittstelle zwischen einem Unternehmen, das Großgeräte und Anlagen entwickelt und produziert, und der Kundschaft, die diese komplexen technischen Einrichtungen bestellt und abnimmt. Aber er kann auch als Selbstständiger oder als Angehöriger eines Ingenieurbüros bzw. einer Servicefirma entsprechende Dienstleistungen anbieten. Unabhängig von seiner Position als Arbeitnehmer oder Unternehmer ist der Serviceingenieur derjenige, der als Externer die Funktionsfähigkeit und den einwandfreien Zustand der installierten Vorrichtung prüfen, gewährleisten und bei Bedarf wieder herstellen muss.
Der Serviceingenieur begleitet damit oftmals den gesamten Lebenszyklus von Maschinen, Anlagen und anderen Großgeräten – von Anfang bis Ende. Er ist dann bei der Montage und Inbetriebnahme eingebunden und steht während der gesamten Einsatzdauer bis zur Außerdienststellung und nötigenfalls zur Demontage und Verwertung mit seiner Expertise zur Verfügung. Dabei ist er für die regelmäßige Wartung und Inspektion zuständig, aber auch für die Instandhaltung und Instandsetzung – also den rechtzeitigen Austausch von Verschleißteilen und die Reparatur. Viele der dabei anfallenden Tätigkeiten kann er an Mitglieder seines Serviceteams oder an die Maschinen- und Anlagenführer des Kunden delegieren. Letztlich ist der Serviceingenieur als aufsichtführende Instanz aber verantwortlich für die korrekte Durchführung aller Arbeiten.
Welche Arbeiten ein Serviceingenieur tatsächlich übernimmt oder beaufsichtigt, hängt von der Branche ab, in der sein Arbeitgeber tätig ist. Das Spektrum reicht von der Abwasserwirtschaft über den Anlagen- und Maschinenbau und die Elektrotechnik bis hin zu Verkehrs- und Versorgungsbetrieben. Die jeweils notwendigen speziellen technischen Kenntnisse hat der Serviceingenieur in seinem Studium und danach bei seiner meist mehrjährigen praktischen Tätigkeit erworben. Ein Wechsel in einen anderen Wirtschaftszweig ist für einen Serviceingenieur daher meist nur in eng verwandten Bereichen wie etwa der Chemie- und der Pharmaindustrie möglich.
Welche Aufgaben hat ein Serviceingenieur?
Aufgabe eines Serviceingenieurs ist der technische Kundendienst bei Investitionsgütern von Geschäftskunden. Damit ist er eine wichtige Säule des Business-to-Business-Geschäfts, also im B2B-Bereich: Er ist Ansprechpartner insbesondere für Industrieunternehmen und Gewerbebetriebe, die für ihre Leistungserstellung auf die möglichst durchgängige Funktionsfähigkeit und Einsatzbereitschaft ihrer hochwertigen maschinellen Ausstattung angewiesen sind. Dabei berät ein Serviceingenieur seine Kundschaft idealerweise bereits bei der Kaufentscheidung und betreut die installierten Anlagen oder montierten Großgeräte bis zum endgültigen Abschalten und zu ihrer Wiederverwertung. Während der gesamten Lebenszeit der technischen Einrichtung gewährleistet er deren ordnungsgemäße Funktion und Einsatzfähigkeit, hält sie auf dem Stand der Technik und sorgt für den Werterhalt.
Die Arbeit eines Serviceingenieurs kann bereits mit der Beratung des Geschäftskunden vor der Anschaffung eines Investitionsguts beginnen. Ist der Vertrag zustande gekommen, ist der Serviceingenieur bei der Errichtung der Gerätschaft beteiligt und überwacht deren Montage, Installation und Inbetriebnahme. Er nimmt Einstellarbeiten vor, ist bei der Abnahme vor Ort und übergibt die Maschinerie oder Anlage an die Kunden. Außerdem weist er das zuständige Personal ein und schult es, um den ordnungsgemäßen Betrieb des Geräts sicherzustellen. Während der Nutzungsdauer betreut er das System: Er sorgt für die Einhaltung der von ihm vorgeschlagenen oder festgelegten Wartungs-, Inspektions- und Instandhaltungszyklen, delegiert und überwacht die dabei anfallenden Arbeiten oder führt sie auch selbst durch. Bei Unregelmäßigkeiten oder Schäden identifiziert er die Ursachen, führt selbst bzw. mit seinem Team vor Ort Reparaturmaßnahmen durch oder gibt per Datenleitung oder Telefon Anweisungen dazu.
Auch wenn er einige seiner Aufgaben an sein Serviceteam oder an das Personal seiner Kundschaft übergeben kann, das an den Maschinen und Anlagen arbeitet oder für die Betriebstechnik zuständig ist, ist der Serviceingenieur immer die leitende Instanz. Er ist für die Einhaltung aller gesetzlichen und wirtschaftlichen Vorgaben sowie die Berücksichtigung der einschlägigen Normen und technischen Regeln verantwortlich. Daher hat er alle Tätigkeiten und Vorkommnisse zu dokumentieren, um alle Abläufe und auch auftretende Probleme transparent zu machen. Die gemachten Erfahrungen kann er dann als „lessons learned“ in die Weiterentwicklung bestehender oder als innovative Ansätze in neue Anlagen einfließen lassen.
Die Aufgaben eines Serviceingenieurs umfassen damit unter anderem:
- Montage und Inbetriebnahme von neuen Maschinen, Anlagen oder Großgeräten;
- Durchführung von Simulationen und Testläufen zur Optimierung der Einstellung;
- Erstellen eines Betriebshandbuchs, Einweisung und Schulung des Bedienpersonals;
- Festlegen von Wartungs-, Inspektions- und Instandhaltungsintervallen;
- Diagnose technischer Probleme und Fehleranalyse;
- Durchführung und Überwachung von Wartungs-, Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten;
- Beratung und Support (telefonisch, online und vor Ort);
- Dokumentation der durchgeführten Tätigkeiten;
- Mitwirkung bei Produktverbesserungen und -entwicklungen.
Welche Kompetenzen braucht ein Serviceingenieur?
Als Dienstleister im technischen Bereich benötigt ein Serviceingenieur über den Sachverstand in seiner Ingenieurdisziplin hinaus auch ein hohes Maß an Kundenorientierung als Kernkompetenzen.
Das Fachwissen hat ein Serviceingenieur in seinem technischen Studium und, darauf aufbauend, meist durch mehrjährige praktische Tätigkeit erworben. Mit dem breit gefächerten Angebot an Ingenieurdisziplinen ergeben sich für ihn viele, oft branchenspezifische Einsatzmöglichkeiten. Schwerpunkte liegen jedoch häufig in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Steuerungs- und Automatisierungstechnik, Elektrotechnik und Elektronik oder Verfahrenstechnik; Spezialisten für Verfahrenstechnik werden insbesondere in den Sparten Chemie, Pharma und Lebensmittel gesucht. Darüber hinaus gibt es weitere Einsatzmöglichkeiten etwa in der Energietechnik, im Sonderfahrzeugbau, in der Luft- und Raumfahrttechnik, der Gießerei- oder Fördertechnik sowie in der Ver- und Entsorgung, im englischen Sprachraum „Civil Engineering“ genannt.
Der Einsatz von verschiedenen Softwareprogrammen gehört dabei zum Berufsalltag, um Testläufe und Simulationen durchzuführen und auszuwerten, Fehleranalysen vorzunehmen oder Einstellungen zu optimieren. Programmierkenntnisse sind oftmals notwendig, um Softwarelösungen für spezielle Probleme zu erarbeiten. Unabdingbar für die Arbeit als Serviceingenieur sind zudem vertiefte Kenntnisse der technischen Regeln und Normen sowie der rechtlichen Rahmenbedingungen und Umweltschutzbestimmungen. Weitere Kompetenzen sind Abstraktionsvermögen, Problemlösungskompetenz, ein gutes Zeitmanagement und Organisationstalent. Als Führungskraft sollte er außerdem Überzeugungskraft und Durchsetzungsvermögen besitzen. Seine Kommunikationsstärke kann er bei der Leitung seines Teams, aber auch beim Umgang mit der Kundschaft zeigen.
Seine Kundenorientierung kann der Serviceingenieur beim Umgang mit Angehörigen der unterschiedlichen Hierarchieebenen aufseiten der Geschäftskunden zeigen – vom Fertigungsleiter bis zur Hilfskraft an der Maschine. Selbstbewusstes Auftreten sollte gepaart sein mit Empathie, wertschätzendem Verhalten und Fingerspitzengefühl bei der Delegation von Aufgaben an das Personal und die Überwachung der Ausführung – schließlich ist der Serviceingenieur letztlich ein Dienstleister. Der Servicegedanke und die Ausrichtung auf die Anforderungen der Kunden erfordert auch, bei Störfällen oder Ausfällen von Anlagen(teilen) möglichst schnell Troubleshooting zu betreiben und die Ursachen zu beheben. Da der Stillstand einer Produktionsanlage die Kernleistung eines Unternehmens reduziert, sind unter Umständen große wirtschaftliche Einbußen die Folge. Der Serviceingenieur muss daher umgehend eingeschaltet werden, um das Problem zu beheben – ganz gleich, zu welcher Zeit und an welchem Ort. Verlangt werden von ihm also hohe Einsatzbereitschaft und enorme zeitliche und örtliche Flexibilität, auch wenn viele kritische Situationen heutzutage schon „remote“ bereinigt werden können, per Ferndiagnose oder Videokonferenz. Bei international agierenden Firmen sind daher Reisebereitschaft und Fremdsprachenkenntnisse wichtige Voraussetzungen für diese anspruchsvolle Position.
Betriebswirtschaftliche Kompetenzen werden von einem Serviceingenieur verlangt, um den Aufwand für Reparaturen oder Ersatzbeschaffungen zu minimieren. Dazu hat er Serviceintervalle und Upgrades so zu planen, dass die Anlage möglichst effizient betrieben werden kann. Verschiedene Arten der Kosten- und der Investitionsrechnung sind hier Basis der Wirtschaftlichkeitsberechnungen.
Die fachlichen Kompetenzen, die ein Serviceingenieur aufweisen sollte, sind unter anderem diese:
- fundierte Kenntnisse in einer Ingenieurdisziplin;
- vertiefter Einblick in Maschinen- und Anlagenbau, Mess-, Regel- und Steuerungstechnik sowie Automatisierungstechnik;
- branchenspezifisches Wissen über Produktions- und Fertigungsverfahren;
- Kenntnis der einschlägigen gesetzlichen Vorgaben, DIN-Normen, technischen Regeln und branchenspezifischen Sicherheits- und Qualitätsstandards (z. B. Good Manufacturing Practice, GMP);
- Erfahrung mit Simulations-, Planungs-, Steuerungs- und Auswertungsprogrammen (CAD, CAM, CIM);
- Programmierkenntnisse;
- betriebswirtschaftliches Grundwissen.
Daneben sollte ein Serviceingenieur über unter anderem folgende Softskills verfügen:
- Kundenorientierung und Dienstleistungsmentalität;
- analytisches Denken;
- Problemlösungskompetenz;
- Kommunikationsstärke, Führungsfähigkeiten, Durchsetzungsvermögen;
- Zeitmanagement und Organisationstalent;
- Flexibilität und Belastbarkeit;
- Reisebereitschaft und Fremdsprachenkenntnisse.
Wie wird man Serviceingenieur?
Ingenieur wird man durch den Abschluss eines technischen Studiums an einer Hochschule. Dieses Studium kann auch als duales Studium absolviert werden, bei dem parallel zum Bachelor ein technischer Beruf erlernt wird. Eine klassische duale Lehre allein oder in Kombination mit einer Fachschulausbildung als Aufstiegsweiterbildung berechtigen nicht zum Tragen des Titels „Ingenieur“. Diese Abschlüsse können aber als Fachhochschulreife bewertet werden, mit der ein Technikstudium an einer Fachhochschule samt Abschluss als Ingenieur möglich wird. Erst dieser Titel ist die Basis für die Arbeit in der Funktion des Serviceingenieurs.
Ein Serviceingenieur hat damit in der Regel das Studium einer Ingenieurdisziplin an einer Fachhochschule (FH) oder einer (Technischen) Universität abgeschlossen. Die Auswahl an technischen Studiengängen ist dabei groß. Daher sollte ein angehender Ingenieur schon bei der Festlegung auf ein Fachgebiet berücksichtigen, welche Spezialisierung er anstrebt und in welchem Bereich er später arbeiten möchte. Denn die technische Ausstattung von Unternehmen und damit die Anforderungen an einen Ingenieur können von Branche zu Branche stark abweichen. So erfordert beispielsweise die Abwasseraufbereitung in einem Klärwerk andere Anlagen und Prozesse als die Herstellung von Baumaschinen oder die Fertigung von Generatoren. Ein Wechsel in einen anderen Industriezweig ist daher oft schwierig.
- Aus- und Weiterbildung: Der Weg zum Serviceingenieur kann mit einer dualen Ausbildung in einem Metall- oder Elektroberuf in Industrie oder Handwerk beginnen. Nach dem Abschluss folgt dann eine Aufstiegsweiterbildung, zum Beispiel zum Techniker, Fachwirt oder Meister. Damit kann die Fachhochschulreife als Voraussetzung für ein anschließendes Ingenieurstudium erworben werden, falls die Schullaufbahn nicht mit einem Fachabitur oder Abitur abgeschlossen wurde.
- Bachelor-Studium: In Deutschland werden rund 50 verschiedene Ingenieurstudiengänge angeboten – der „Serviceingenieur“ befindet sich nicht darunter. Doch für Generalisten mit breitem technischen Wissen bestehen gute Chancen, später als Serviceingenieur zu arbeiten. Disziplinen wie Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik oder Verfahrenstechnik bieten sich dafür an. Zugangsvoraussetzung für das Studium an einer der vielen technischen Hochschulen ist in der Regel die Fach- oder die allgemeine Hochschulreife, also das Fachabitur oder das Abitur. Oft wird zudem ein Vorpraktikum verlangt. Die Regelstudiendauer beträgt sechs bis acht Semester. An vielen FHs ist am Studienende ein Praxissemester abzuleisten.
- Duales Studium: Hier werden eine Lehre in einem anerkannten Ausbildungsberuf und ein Studium parallel absolviert. Im Ausbildungsunternehmen wird die betriebliche Praxis vermittelt, das Studium liefert die theoretischen Grundlagen. Beide Blöcke wechseln sich meist vierteljährlich ab. Die dual Studierenden erhalten vom Arbeitgeber eine Ausbildungsvergütung und er übernimmt auch anfallende Studiengebühren. Als Gegenleistung verpflichten sich die werdenden Ingenieure gegenüber dem Ausbildungsbetrieb, nach ihren Abschlüssen mehrere Jahre bei diesem Arbeitgeber zu verbleiben.
- Master-Studium: Der Bachelor-Abschluss berechtigt dazu, in mehr als 40 weiterführenden Ingenieurstudiengängen seine Kenntnisse zu vertiefen und zu erweitern. Als Qualifikation wird nach zwei bis vier Semestern Regelstudienzeit der Master of Engineering erreicht.
- Diplom-Studium: Deutsche Ingenieure genießen weltweit einen guten Ruf! Daher wird in einigen Studiengängen immer noch der Abschluss „Diplom-Ingenieur“ angeboten. Die Studiendauer entspricht der vom Studienbeginn bis Masterabschluss.
Direkt nach dem Hochschulabschluss die Funktion eines Serviceingenieurs zu übernehmen, ist unrealistisch. Stattdessen wird in vielen Fällen erst die gegenseitige Passung über ein längeres Praktikum, einen Zeitarbeitsvertrag oder ein Trainee-Programm geprüft. Die Hochschulabsolventen können so den Arbeitgeber mit seiner Unternehmensphilosophie und dem Arbeitsklima kennenlernen und sich mit dessen technischer Ausstattung, seinem Angebot an Gütern und Dienstleistungen und den etablierten Abläufen vertraut machen. Zudem haben sie ersten Kontakt mit der Kundschaft. Dabei werden sie an ihren Aufgabenbereich herangeführt und können ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen. Sind beide Seiten der Ansicht, eine Zusammenarbeit wäre vorteilhaft, ist der Grundstein für eine Karriere als Serviceingenieur – über die Stufen Mitarbeit im Serviceteam und, bei größeren Unternehmen, über Projekt- und Teamleitung – gelegt.
Mit entsprechender Erfahrung können sich Ingenieure auch als Dienstleister im Servicebereich mit einem Ingenieurbüro selbstständig machen oder als „Beratender Ingenieur“ fungieren. Auch dieser Titel ist gesetzlich geschützt und darf nur von Personen geführt werden, die eine mehrjährige Fachpraxis nachweisen können, Mitglied in einer Länderingenieurkammer sind und dort als „Beratende Ingenieure“ gelistet werden.
Wie viel verdient man als Serviceingenieur?
Serviceingenieure sind technisch versierte Dienstleister mit akademischer Ausbildung. Als Produktspezialisten betreuen sie Investitionsgüter wie Maschinen, (Produktions-)Anlagen und andere Großgeräte, oft über deren gesamten Lebenszyklus. Da es sich bei diesen komplexen Systemen oft um teure Sonderanfertigungen handelt, deren Stillstand oder Ausfall zu großen wirtschaftlichen Einbußen auf Kundenseite führen kann, wird ihre Arbeit als Serviceleistung gerne in Anspruch genommen. Serviceingenieure werden daher überdurchschnittlich gut bezahlt – insbesondere bei Auslandseinsätzen.
Da Serviceingenieure in vielen Branchen und Einsatzbereichen tätig sind, sind allgemeine Aussagen zur Einkommenssituation kaum möglich. Eine Orientierung bieten allerdings Tarifverträge, da Serviceingenieure überwiegend in großen und mittleren Unternehmen mit Tarifbindung arbeiten. Als beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung gibt die Bundesagentur für Arbeit die Spanne von rund 5.000 Euro bis 6.320 Euro monatlich an. Daraus ergibt sich ein Jahresbrutto-Grundentgelt zwischen 60.000 Euro und gut 76.000 Euro. Dazu kommen in der Regel Zusatzleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld als „13. Monatsgehalt“, Erfolgsprämien oder Gewinnbeteiligungen.
Vergleichsportale wie gehalt.de nennen Bandbreiten von knapp 4.000 Euro monatlichem Bruttoverdienst als Einstiegsgehalt bis etwa 5.000 Euro Monatsbrutto als Durchschnittswerte für Gesamtdeutschland. Spitzengehälter für Serviceingenieure mit langjähriger Berufserfahrung und Führungsverantwortung können 7.500 Euro brutto im Monat überschreiten. Die Spanne ist also riesig und reicht von rund 48.000 Euro bis über 90.000 Euro Jahresbrutto.
Faktoren, die das monatliche Einkommen eines Serviceingenieurs enorm beeinflussen können, sind diese:
- Branche;
- Unternehmensgröße;
- Unternehmensstandort;
- Berufserfahrung;
- Zusatzfähigkeiten.
Faktor Branche
Auch ohne konkrete Aussagen zu einzelnen Branchen gilt: Je höher der Anspruch an den Serviceingenieur, desto höher sein Gehalt. Bei hochkomplexen Produktionsverfahren oder in sensiblen Bereichen übernehmen Serviceingenieure eine höhere Verantwortung als bei robusten Prozessen. So verdienen Spezialisten im Bereich Verfahrenstechnik in der Chemie-, Pharma- und Lebensmittelbranche aufgrund der hohen Anforderungen etwa an die Good Manufacturing Practice (GMP) höhere Gehälter als in der Abwasserbehandlung, der Gießerei- und Hüttentechnik oder im Bergbau. Auch Computer- und Netzwerkspezialisten können mit überdurchschnittlichen Monatseinkommen rechnen. Ähnliches gilt für Serviceingenieure in Nischen wie der Luft- und Raumfahrttechnik oder im Sondermaschinenbau, etwa im Bereich Tunnelbohrmaschinen. Generalisten wie Maschinen- und Anlagenbauer oder Elektroingenieure haben zwar größere Chancen auf eine Anstellung, sind dann aber eher im mittleren Gehaltssegment angesiedelt.
Faktor Unternehmensgröße
In kleinen Unternehmen werden die Aufgaben des Serviceingenieurs oft von Ingenieuren aus dem Vertrieb, der Produktion oder der Entwicklung übernommen – oder von Kundendienst- und Servicetechnikern. Mit steigender Unternehmensgröße nimmt aber auch häufig die Menge an Kunden sowie die Anzahl und auch die Komplexität der ausgelieferten Maschinen und installierten Anlagen zu. Dann wird auf Serviceingenieure zurückgegriffen, um qualifizierte Beratungs- und Dienstleistungen anbieten zu können. Dies wird im Gehalt abgebildet.
Die Bruttomonatsgehälter von Serviceingenieuren bewegen sich, je nach Unternehmensgröße, etwa in diesen Bereichen:
- bis 100 Mitarbeiter: ca. 4.100 €
- 101 bis 1.000 Mitarbeiter: ca. 4.520 €
- 1001 bis 20.000 Mitarbeiter: ca. 4.850 €
- über 20.000 Mitarbeiter: ca. 5.650 €
Die tatsächlich ausgezahlten Entgelte können aufgrund der spontanen Einsätze, Dienstreisen und Auslandsaufenthalte, aber auch wegen der Leistungsprämien oder Gewinnbeteiligungen um mehrere 100 Euro höher sein.
Faktor Unternehmensstandort
Die Regionen in Deutschland unterscheiden sich in vielen Merkmalen: Wirtschaftskraft, Verkehrsanbindung, Infrastruktur sowie landschaftliche Attraktivität, Wohn- und Freizeitwert spiegeln sich in den Lebenshaltungskosten wider. Das hat Auswirkungen auf die Arbeitsentgelte, die die Unternehmen zahlen, und die Flächentarifverträge, die zwischen den Sozialpartnern abgeschlossen werden. So können die Gehälter in den verschiedenen Bundesländern unabhängig von der Branche um mehrere 100 Euro voneinander abweichen. Tendenziell wird dabei ein Gehaltsgefälle von Süd nach Nord und von West nach Ost sichtbar. Dies gilt auch für Serviceingenieure.
Die Angaben auf Gehaltsportalen und im Entgeltatlas der Bundeagentur für Arbeit weichen zwar stark voneinander ab – bis zu mehr als 1.000 Euro beim Monatsbruttolohn –, stimmen aber im Trend überein. Bei den Flächenländern liegen Baden-Württemberg, Hessen und Bayern bei den Bruttomonatsgehältern vorn, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Das Mittelfeld bilden das Saarland, Niedersachen und Schleswig-Holstein. Die Länder im Osten der Republik folgen mit mehreren 100 Euro Abstand. Die Spanne der Durchschnittsgehälter reicht auf den Gehaltsportalen von rund 4.600 Euro Monatsbrutto bei den Spitzenreitern bis zu rund 3.800 Euro brutto im Monat am anderen Ende der Skala.
Faktor Berufserfahrung
Berufserfahrung zeigt sich im routinierten Umgang mit alltäglichen Situationen, in der Vertrautheit mit der technischen Ausstattung und ihren Anfälligkeiten sowie in der Gelassenheit bei Störfällen und unvorhergesehenen Ereignissen – auch beim gleichbleibend ruhigen und wertschätzenden Umgang mit den Kunden. Das zahlt sich aus: In tarifgebundenen Unternehmen wächst das Gehalt quasi automatisch mit dem Lebensalter und der Dauer der Unternehmenszugehörigkeit. Aber auch bei außer- oder übertariflicher Entlohnung steigen die Entgeltzahlungen in der Regel mit dem Dienstalter, weil erfahrene Fach- und Führungskräfte oft mehr Verantwortung übernehmen. Typisch sind zunehmend anspruchsvollere Leitungsfunktionen, von der Projekt- zur Teamleitung bis hin zur Leitung der Service- oder Kundendienstabteilung.
Als Durchschnittswerte für das monatliche Bruttogehalt von Serviceingenieuren in Deutschland können gelten:
- Berufsanfänger: ca. 3.900 €
- rund 5 Jahre Berufserfahrung: ca. 4.300 €
- rund 10 Jahre Berufserfahrung: ca. 5.900 €
- mehr als 10 Jahre Berufserfahrung: ca. 6.000 – 8.000 €
Die Schwankungsbreiten sind groß und beruhen auf vielen Faktoren, generelle Aussagen sind daher schwierig. Statistisch abgesichert ist jedenfalls, dass ein „Gender Gap“ besteht: Auch bei gleichwertiger Arbeitsleistung erhalten weibliche Serviceingenieure oft nur 85 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen.
Faktor Zusatzfähigkeiten
Zusatzfähigkeiten können sich positiv auf das Gehalt auswirken. Dazu gehören spezielle Kenntnisse in der Verfahrenstechnik, Know-how im Bereich GMP oder Erfahrung bei der Anwendung von Software-Systemen wie CAD, CIM, CAM. Wichtig sein können auch vertiefte betriebswirtschaftliche Kenntnisse zur Durchführung von Kosten-Nutzen- oder Investitionsrechnungen. Softskills wie Führungskompetenzen und Kommunikationsfähigkeiten können bei der Mitarbeiterführung oder im Kundenkontakt wichtig werden oder Kreativitätstechniken bei der Problembehandlung und -lösung. Bei Auslandseinsätzen sind verhandlungssichere Fremdsprachenkenntnisse von Vorteil.
Darüber hinaus kann sich auch der Einsatz im Bereich Schulung, Ausbildung und Lehre, ob innerbetrieblich oder z. B. an Berufsschulen, lohnen und das Monatsbrutto erhöhen.
Weiterbildung für Serviceingenieure
Die digitale Transformation findet jetzt statt: Die Digitalisierung und Vernetzung von Mensch und Technik zu cyberphysischen Systemen ist Stand der Technik und zusammen mit dem Industrial Internet of Things (IIoT) Kennzeichen der Industrie 4.0. Serviceingenieure müssen diese Entwicklungen aufgreifen und für ihre Arbeit nutzbar machen.
Fachliche Anpassungsweiterbildungen sollten daher Themen wie Prozessautomatisierung, Vernetzung, digitale und autonome Maschinen- und Anlagensteuerung sowie die Anwendung der künstlichen Intelligenz (KI), etwa bei der Fehleranalyse, fokussieren. Weitere Schwerpunkte sollten auf dem Gebiet der Material- und Werkstoffkunde sowie der Fügetechnik liegen, da immer wieder neue Materialien mit verbesserten Eigenschaften entwickelt und Verfahren angepasst werden. Weitere Inhalte betreffen die Computertechnik, da es in immer kürzeren Abständen Updates für Programme und Software-Systeme gibt – von CAD/CAM und CIM über ERP und PPS bis hin zu SAP. Auch die Aktualisierungen und Änderungen von Normen, Verordnungen, technische Regeln und Produktionsstandards sind unbedingt zu berücksichtigen.
Um den Serviceingenieur für eine bessere Kundenorientierung zu sensibilisieren und ihm das nötige Rüstzeug mitzugeben, sind Fortbildungen und Trainings im Bereich Kommunikation, Gesprächsführung, Personalführung, Organisation und Zeitmanagement interessant. Diese Seminare sollten durch Sprachkurse zur Stärkung der Fremdsprachenkompetenz und Workshops zur Erhöhung der Resilienz ergänzt werden. Die Problemlösungskompetenz lässt sich durch Kreativitätstechniken stärken. Seminare zu betriebswirtschaftlichen Fragen – etwa zu Kalkulationsverfahren und Controlling – sowie Qualitätsmanagement und Arbeitsschutz sind sinnvoll, um das fachliche Profil abzurunden.
Ihr Ansprechpartner
Torsten Klanitz
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