Kanban ist die japanische Bezeichnung für eine Karte, einen Beleg, ein Schild oder einen Behälter und findet seinen Einsatz im Kanban-Prinzip als Informationsträger. Hierbei handelt es sich um ein System, das in der Produktion zur Steuerung des Materialflusses verwendet wird und inzwischen auch auf das Projektmanagement übertragen wurde.
Kanban wurde 1947 von Taiichi Ohno, dem Erfinder des Toyota-Produktionssystems, entwickelt, um Engpässe und Materialüberschüsse zu vermeiden. Die Methode richtet sich nach dem sogenannten Pull-Prinzip: Alle Prozesse der Herstellung werden an der Kundennachfrage ausgerichtet und Material wird erst dann nachbestellt, wenn kaum noch welches vorhanden ist. Ziel ist es, die Lagerbestände zu reduzieren, Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden und eine optimale Lieferfähigkeit zu erreichen.
Wo kommt ein Kanban zum Einsatz?
Unternehmen, die mit Kanban arbeiten, setzen sogenannte selbststeuernde Regelkreise ein, um zu gewährleisten, dass genügend Material für die Produktion vorhanden ist. Allein der Verbrauch im Produktionsablauf bestimmt hier die Materialbeschaffung.
Ein Kanban, beispielsweise eine Karte, dient im Herstellungsprozess als Signal, mit dem Mitarbeiter darüber informiert werden, dass ein bestimmtes Material verwendet wurde und neu beschafft werden muss. Im Detail sieht dies so aus:
Kanban-Karten
Der Kreislauf startet mit der Anlieferung der zuvor festgelegten Menge an Materialien an die zu verbrauchende Stelle. Gemeinsam mit dem Material wird eine entsprechende Kanban-Karte geliefert. Wenn das Material aufgebraucht ist, schickt der „Verbraucher“ die Karte an den „Lieferanten“ zurück. Dieser weiß nun, dass er neues Material für den „Verbraucher“ bereitstellen muss und ist für die rechtzeitige Lieferung verantwortlich – wieder inklusive Kanban-Karte.
Klassischerweise werden auf den Kanban-Karten drei Spalten aufgezeigt, in denen folgendes vermerkt wird:
- Links: To do – Hier sind die Aufgaben aufgelistet, die noch bearbeitet werden müssen.
- In der Mitte: In Progress – Hierhin werden Aufgaben verschoben, mit deren Bearbeitung schon begonnen wurde.
- Rechts: Done – Wenn Aufgaben erledigt wurden, werden sie hier abgelegt.
Kanban-Behälter
Anstatt über die Kanban-Karten kann man den Regelkreis auch mit den Behältern steuern, die zum Transport des Materials verwendet wurden. Hierfür werden die Informationen zum Material direkt auf den Behältern vermerkt. Nun kann man durch Beobachten der Behälter erkennen, wenn Material bestellt werden muss. Kommt ein leerer Behälter zurück, weiß der Empfänger des Behälters, dass er das entsprechende Material beschaffen und per Behälter an die produzierende Stelle senden muss. Wichtig sind hierbei die eindeutige Beschriftung und die an das Material angepasste Größe der Behälter.
Kanban-Tafeln
Kanban-Tafeln sind ein Hilfsmittel im Kanban-System und dienen der Aufbewahrung der am Produktionsablauf beteiligten Kanban-Karten. Diese werden übersichtlich in verschiedene Bereiche der Tafel einsortiert, wodurch man die Reihenfolge und Dringlichkeit der Aufträge bestimmen kann. Dies hilft bei der Kapazitätsplanung. Zudem beugt man durch die Aufbewahrung dem Verlust von Karten vor. Es gilt hier zu beachten, dass die Anzahl der Karten nicht zu hoch werden darf, um die Übersicht zu gewährleisten und Engpässe oder Störungen im System zu erkennen.
Graphik: Auch mehr als drei Spalten sind möglich.
Da moderne Produktionssysteme häufig sehr komplex sind, steuern viele Unternehmen ihr Kanban-System über Informationstechnologie (E-Kanban).
Kanban ist eine beliebte agile Methode und wird zunehmend auch im Projektmanagement eingesetzt, um Projektteams bei der Planung, Organisation und Umsetzung ihrer Aufgaben zu unterstützen.