Arbeit 4.0 – Neues Führungsverhalten ist gefragt!


Verfasser: Uwe Grebe, Inhaber von Flow Account 5.4 Management Consulting, Hankensbüttel

Industrie 4.0 und die Digitalisierung stehen im Fokus vieler Diskussionen über die Weiterentwicklung unserer Wirtschaft. Die Digitalisierung ist jedoch nicht automatisch die Basis für den Unternehmenserfolg, sondern stellt lediglich ein Modul in den Unternehmensprozessen dar. Die Grundlagen für Erfolg sind nach wie vor die Organisation und die Menschen eines Unternehmens. Es stellt sich die Frage, wie die Führung von Menschen den beschriebenen Entwicklungen angepasst werden kann, denn Computerprogramme oder ein Logarithmus aus Nullen und Einsen führen keine Menschen. Motivation, Kreativität, Teamspirit, Selbstverwirklichung, Sinnfindung sowie Identifikation und Loyalität kann durch seelenlose IT nicht bewirkt und gefördert werden.

Der Mensch hat sich in seinem Wesen, mit seinen Werten und Zielen nicht grundsätzlich verändert – im Gegensatz zu seinem digitalisierten Umfeld. Ein Fach- und Führungskräftemangel führt zu der Notwendigkeit, Spezialwissen sowie die individuellen Fähigkeiten der Beschäftigten stärker in die Unternehmenskultur einzubinden. Dabei gilt es, trotz der unterschiedlichen Persönlichkeiten der Menschen ein effektives Team zu formen, um daraus einen Unternehmenserfolg zu generieren.

Unternehmer und Führungskräfte müssen im Kampf um attraktive Kandidaten Potenziale erkennen und zudem in der Lage sein, diese bei ihren Beschäftigten für eine erfüllte Unternehmenskultur zu entfalten. Dies gelingt nur, wenn sie ihren Blick auf die Situation schärfen, wenn sie die Werte und Lebensmotive der Menschen berücksichtigen und ihren persönlichen „Fluss“ fördern. Diese Situation erfordert Empathie, Sozial- und Führungskompetenz, wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern, um diese bestmöglich in das Unternehmen einzubinden sowie Ihre Motivation, Kreativität und Ideen zu fördern.

Wertschätzung durch Reflexion erfahren

Der Mensch wird erst dann zum nachhaltigen Erfolgsfaktor, wenn er Wertschätzung erfährt, sich eingebunden fühlt und wenn er sich in seinem persönlichen „Fluss“ befindet. Die Basis für all das ist der detaillierte Blick auf die jeweilige Situation und die persönliche Reflexion von Unternehmern und Führungskräften. Dazu müssen sie wissen, welche die Motivations- und Lebensmotive ihrer Beschäftigten bzw. einzelnen Teammitglieder sind, und wo angesetzt werden muss, um diese Identifikation zu schaffen. Grundlage dafür ist das Annehmen des anderen mit all seinen Werten.

Sollen Mitarbeiter ernst genommen werden, muss man sie verstehen. Erst dann kann ihre individuelle Persönlichkeitsförderung für das Unternehmen erfolgen und der Mensch als nachhaltiger Erfolgsfaktor wirken.

Unternehmen orientieren sich bei der Wahl ihrer Beschäftigten gerne an Kompetenzen. Was bringt der Bewerber mit? Welche Abschlüsse und Qualifikationen hat er? Mit welchen Erfahrungen bringt er sich ein? Was sind seine „Soft Skills“? Weitaus weniger wird nach der Person an sich gefragt: Wer ist „Er“? Welches Persönlichkeitskonzept hat er? Welche Motive treiben ihn an? In welchem Umfeld fühlt er sich wohl? Passt der Bewerber mit seiner Art und seinen Werten in das Team und das Unternehmen? Wird an dieser Stelle nur nach Qualifikation bewertet, sind Konflikte und Differenzen unvermeidbar.

Studien belegen, dass 15 % der täglichen Arbeitszeit durch Konflikte gebunden werden. Führungskräfte verwenden täglich bis zu 40 % ihrer Arbeitszeit zur Konfliktlösung. Diese Ressourcenverschwendung ist in der Arbeit 4.0, die von Flexibilität, Effizienz, Schnelllebigkeit, Automatisierung, Vernetzung und vor allem Anpassungsfähigkeit geprägt ist, unvertretbar.

Unterschiede im menschlichen Wesen akzeptieren

Ein unternehmensorientiertes, erfolgreiches Miteinander des gegenseitigen Lernens und Verstehens ist nur möglich, wenn die bestehenden Unterschiede im Wesen der Menschen in einem Unternehmen akzeptiert werden. Diese sollten mit Blick auf den bestmöglichen Erfolg des Unternehmens optimal nutzbar gemacht werden. Hier ist unbedingt auch die Reflexion des Einzelnen gefragt.

Unternehmer und Führungskräfte neigen wie alle Beschäftigten dazu, ihre Sicht auf Situationen als die einzig richtige anzusehen. Dieses „Self hugging“, die Selbstumarmung, zeigt sich in drei Stufen:

  • Selbstillusion: Meine Sicht ist richtig.
  • Missverstehen: Unverständnis für andere
  • Wertetyrannei: Andere überzeugen.

Hier stellt sich die Frage, wie ich den vielleicht wichtigen und erfolgreichen Mitarbeiter, dessen Teamfähigkeit offensichtlich nicht ausgeprägt ist, in seinen persönlichen Fluss bringen kann, ohne ihn in eine fixierte Teammatrix zu zwingen. Diese Selbstreflexion ist elementar wichtig, denn Zwang führt in den meisten Fällen zu Verweigerung, zu Konflikten oder final sogar zur Kündigung, denn das Fachwissen des Mitarbeiters ist durchaus auch in anderen Unternehmen gefragt.

Die persönliche Reflexion der eigenen Verhaltensweisen und Motive, die Wünsche, Ziele und Lebensmotive der Beschäftigten zu bewerten, ist eine elementare Aufgabe in der Arbeit 4.0. „Wieso ist der/die nicht so, wie ich ihn/sie haben will?“ Andere Menschen verhalten sich mitunter anders als man selbst. – Diese Erkenntnis erfolgsorientiert umzusetzen, wird die Führungsaufgabe der Zukunft sein.

Nun sind Unternehmen nicht dazu da, ein „Himmelbett“ der Motiverfüllung für die Beschäftigten zu schaffen, aber die persönliche Reflexion von Vorgesetzten und Mitarbeitern ist elementar. Reflexionsmechanismen, Persönlichkeitsstrukturen und die individuellen Lebensmotive von Menschen bekommen in der Arbeitswelt von morgen eine neue, besondere Bedeutung, der sich Unternehmen stellen müssen. – Unterstützung dabei bietet das Inhouse-Seminar des REFA Bundesverband e.V. „Reflexion und Potenzialentfaltung in der Arbeit 4.0“.

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