Passgenaue Haustarifverträge mit Good Pay liegen im Trend


Passgenaue Haustarifverträge mit Good Pay liegen im Trend

Die deutsche Tariflandschaft der Gesundheits- und Pflegewirtschaft ist durch den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD), der sogenannten „Leitwährung“, geprägt und sorgt, so die herrschende Meinung, für bundesweit gleiche Wettbewerbsbedingungen am Arbeitsmarkt. Diese Sichtweise geht von der nachvollziehbaren Prämisse aus, dass ein gleicher Lohn für gleiche Arbeit bundesweit – von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen und von Aachen bis Görlitz – gezahlt wird. Und das, obwohl die Lebensumstände der Menschen und die Lebenshaltungskosten in der Stadt und auf dem Land sehr unterschiedlich sind.

 

 

 

Situation in der Gesundheitswirtschaft

In Zeiten der großen Massenarbeitslosigkeit in Deutschland hatte der Tarifvertrag in der Gesundheits- und Pflegewirtschaft einen schweren Stand, nicht zuletzt, weil private Träger von Pflegeeinrichtungen, insbesondere in der Altenpflege, Arbeitsbedingungen hatten und Gehälter zahlten, die zum Teil weit unter dem Tarifniveau lagen. Das führte unter anderem dazu, dass ein Mindestlohn in der Pflege eingeführt wurde. Nachdem sich die Situation am Arbeitsmarkt drehte und Pflegekräfte von den Unternehmen händeringend gesucht werden, nahm der finanzielle Abstand zum TVöD ab und der Wettbewerb um Mitarbeiter, z. B. durch Benefits zu. Prämien und freiwillige Zusatzleistungen für die Mitarbeiter hatten und haben Konjunktur. Der Aufbau einer Marke, das Branding, war und ist angesagt.   

Passgenaue Lösungen sind gefragt  

Der Wettbewerb um Pflegekräfte, am jeweils relevanten Arbeitsmarkt, nimmt immer weiter zu. Bundesweite Tarifverträge, wie der TVöD, werden den ausdifferenzierten Arbeitsmärkten nicht mehr gerecht. Freiwillige Leistungen des Arbeitgebers, die unter Vorbehalt gewährt werden, sind nett aber nicht oder nur bedingt rechtlich bindend. In den Tarifkommissionen im Öffentlichen Dienst ist die Gesundheitswirtschaft, im Vergleich zur öffentlichen Verwaltung, in der Minderheit, d. h. spezifische Themen der Gesundheits- und Pflegewirtschaft, wie Schicht- und Wochenendarbeit (24/7), wurden und werden vernachlässigt.

Haustarifverträge als verbindliche und rechtssichere Lösungen

Mit dem Konzept Good Pay erarbeiten Unternehmen zunehmend mit der zuständigen Gewerkschaft standortspezifische Haustarifverträge, die die Arbeitsbedingungen und das Entgelt sowie Zulagen und Extras verbindlich regeln. Zu nennen sind hier z. B. die Rehaklinik Eisenberg in Thüringen und der Pflegekonzern Pflegen & Wohnen in Hamburg. Ihre Haustarifverträge sind auch die Gewähr dafür, dass es bei der Gewinnung ausländischer Pflegekräfte nicht zu „gespaltenen“ Belegschaften und den damit verbundenen Konflikten kommt.

GoodPay-Eisenberg-Grafik 

Eckpunkte des Haustarifvertrages Pflegen und Wohnen, Hamburg

Die Eckpunkte des passgenauen Haustarifvertrages für Pflegen & Wohnen sind im Wesentlichen

  • Reduktion der Belastungen durch Einführung der 38 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich im Jahr 2025
  • Erhöhung des Einkommens zum 01.01.2024 durch
    • 450 € im Monat für alle Mitarbeiter
    • 200 € für Auszubildende und
    • 300 € für langjährige Mitarbeiter, während sie sich zu Gesundheits- und Pflegeassistenten bzw. Pflegefachkräften weiterbilden
    • Die Erhöhung der Nachtzuschläge von 20 % auf 25 % erhöht
    • Die Verdopplung der Sonntagszuschläge von 25 % auf 50 %
  • Benefits
    • Jobticket für alle Mitarbeiter sowie
    • alternativ und optional ein Jobrad mit Eigenbeteiligung

Eckpunkte des Haustarifvertrages der Rehaklinik Eisenberg

Die Eckpunkte des Haustarifvertrages für die Waldkliniken Eisenberg sind im Wesentlichen

  • Reduktion der Belastungen durch
    • Schrittweise Einführung der 35 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, von 2024-2028, d. h. jährlich eine Stunde weniger Arbeitszeit
    • sechs garantiert freie Wochenenden im Quartal
    • Verlängerung des Erholungsurlaubs von 30 auf 31 Tage
    • Einführung von Lebensarbeitszeitkonten
  • Erhöhung des Einkommens durch
    • 3000 € Inflationsausgleichsprämie, gezahlt in den Jahren 2023 und 2024
    • Tariferhöhungen bis zu 9 %, sozial gestaffelt
    • Nachtzuschläge werden ab 20 Uhr gezahlt
  • Übernahme des Haustarifvertrages auch für die Töchter der Waldkliniken Eisenberg, z. B. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und Reinigung

Fazit

Haustarifverträge sind offensichtlich ein geeignetes Mittel mit dem Unternehmen dem Pflegenotstand mit passgenauen Lösungen begegnen und das Image der Einrichtungen bei Kunden (Patienten) und Mitarbeitern erhöhen können. Mit den nach den Prinzipien von Good Pay erarbeiteten Haustarifverträgen werden zukunftsfähige und berechenbare Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmen und Mitarbeiter geschaffen. Die Finanzierung erfolgt nicht zuletzt durch die gesteigerte Motivation und Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber und einer geringeren Fluktuations- und Krankheitsquote.

Sie möchten mehr zum Thema erfahren oder in Ihrer Organisation „Good Pay“ einführen? Dann erkundigen Sie sich nach dem REFA-SeminarGood Pay – Vergütungssysteme gerecht gestalten und fair umsetzen.

Ockenfels, den 30.08.2023
Eckhard Eyer

Die Gleichbehandlung aller Geschlechter ist uns wichtig und gehört zu unseren gelebten Kernwerten. In Texten verzichten wir auf sprachliches Gendern,
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