Industrie 4.0: Herausforderung für alle Akteure


Verfasser: Eckhard Eyer, Perspektive Eyer Consulting, Ockenfels

Die Einführung der Industrie 4.0 ist eine längerfristige Herausforderung für die Unternehmen. Gefordert sind alle Akteure in vielfacher Hinsicht mit unterschiedlichen Schwerpunkten, so z. B.

  • die Unternehmens-/Geschäftsführungen, die sich mit neuen Geschäftsmodellen auseinandersetzen müssen,
  • die Führungskräfte, die Geschäftsmodelle von der Strategie bis zum Sensor umsetzen sollen,
  • die Mitarbeiter, die sich für neue Aufgaben qualifizieren müssen,
  • die Betriebsräte, die technologische und organisatorische Veränderungen begleiten und diese auf vielfältige Art und Weise mitgestalten (können),
  • die Geschäftsleitung und das Management, die Finanzierung und Datensicherheit gewährleisten müssen.

In vielen Veröffentlichungen, Vorträgen und Seminaren stehen die technologischen und organisatorischen Aspekte, die Qualifizierung der Mitarbeiter und die von ihnen geforderte Flexibilität – aus nachvollziehbaren Gründen – im Vordergrund.

Ein wichtiger Aspekt, der leider in den Unternehmen noch nicht den Stellenwert hat, der ihm gebührt, ist die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit des Arbeitgebers mit dem Betriebsrat zum Wohle des Unternehmens und der Mitarbeiter. Industrie 4.0 revolutioniert die Arbeitswelt, auch wenn die Veränderungen in kleineren Schritten daher kommen.

Die Betriebsräte stehen vor neuen Herausforderungen, denn sie tragen eine große Verantwortung für die Gestaltung der Arbeitswelt von morgen. Sie haben z. B. bei den Themen betriebliche Gestaltung der Arbeitszeit, Betriebs- und Maschinendatenerfassung sowie der Auswertung der Daten, Datenschutz und der Messung der individuellen Mitarbeiterleistung ein Mitbestimmungsrecht. Wie sie dieses Mitbestimmungsrecht zum Gestalten der Arbeitswelt von Morgen nutzen, hängt entscheidend davon ab, wie transparent für sie und die Mitarbeiter die Veränderungsprozesse sind.

Die Erfahrung im Einzelhandel unter dem Schlagwort „Future Store“ seit 2003 – heute würden wir wahrscheinlich vom „Einzelhandel 4.0“ sprechen –, als die METRO AG in ihrem damaligen extra-Markt den Einzelhandel der Zukunft erprobte, zeigt, wie wichtig die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Betriebsrat bei so innovativen Themen von Anfang an ist.

Die Betriebsräte sowie die Vertreter der Gewerkschaft ver.di wurden rechtzeitig in die Überlegungen und Planungen des Vorstandes einbezogen. Mit ihnen wurde das Ziel des „Future Store“ diskutiert, mit dem man die Technologie in Logistik und Markt, die Auswirkungen auf das Kundenverhalten und die Akzeptanz des „Future Stores“ durch die Kunden selbst testen wollte. Darüber hinaus galt es, die Auswirkungen auf die Steuerung der Kunden und das Sortiment, die Qualifikation und Anzahl der Mitarbeiter zu analysieren und zu bewerten.

Die Chancen und Risiken des „Future Store“ wurden bereits in der Planungsphase aufgezeigt, die Frage gestellt „Was passiert wenn nichts passiert“ und gemeinsam zukunftsweisende Regelungen und Betriebsvereinbarungen erarbeitet, die bei Bedarf weiterentwickelt wurden. Vorstand und Betriebsrat gingen den Weg zum „Future Store“ von Anfang an gemeinsam und konstruktiv.

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Damit die Einführung der Industrie 4.0 nicht auf die Fokussierung von Technik, Organisation, Ergonomie, auf die Mensch-Maschine-Kollaboration sowie Flexibilität der Mitarbeiter beschränkt wird – und das Management dann bei der Gestaltung der mitbestimmungspflichtigen Themen ein „böses Erwachen“ erlebt, weil wegen nachzuholender komplexer Informations- und Diskussionsprozesse eine Entschleunigung oder gar Blockade der Einführungsprozesse einsetzt –, ist es wichtig, die Betriebsräte bereits in der Planungs- und Gestaltungsphase mit einzubeziehen und auch an der Lösung der anstehenden Herausforderungen zu beteiligen.

Umgekehrt ist es auch wichtig, dass die Betriebsräte – ggf. mit Unterstützung ihrer Gewerkschaft – sich mit dem Thema „Industrie 4.0“ aktiv auseinandersetzen und bereit sind, konstruktiv mit dem Management zusammenzuarbeiten. Der Volksmund sagt: „Nur gemeinsame Probleme führen zu gemeinsamen Lösungen“. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Betriebsräte – ebenso wie das Management und die Mitarbeiter – in diesen gemeinsamen Prozessen qualifizieren und damit auch in der Lage sind, anstehende Entscheidungen sachlich fundiert zu fällen und gegenüber den Mitarbeitern zu vertreten.

Die Gleichbehandlung aller Geschlechter ist uns wichtig und gehört zu unseren gelebten Kernwerten. In Texten verzichten wir auf sprachliches Gendern,
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