Auch auf dem Weg zur Industrie 4.0
Auch wenn die Industrie 4.0 in aller Munde ist, der Wandel zum intelligenten Produktionssystem ist noch lange nicht vollzogen. Was zuerst verheißungsvoll klingt und für viele Unternehmen vielleicht einmal die Chance zum Durchstarten sein wird, lässt bei anderen Bedenken aufkommen. Gerne unterliegt man der Faszination technischer Innovationen. Digitalisierung und Cyber-physische Systeme sind als Voraussetzungen für die automatische und autonome Auftragssteuerung in der Industrie 4.0 zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Bevor technisch aufgerüstet wird, müssen Strukturen, Abläufe und Prozesse transparent gemacht, anforderungsgerecht gestaltet und hinsichtlich Effektivität und Effizienz optimiert werden. Erst muss die Organisation stimmen, dann kann die technische Unterstützung leistungsbeschleunigend wirken. Übrigens: Genau zu dieser Erkenntnis kamen bereits Anfang der 1990er-Jahre viele Unternehmen, die sich allzu schnell von der CIM-Euphorie (Computer Integrated Manufacturing) anstecken ließen. Nach mitunter leidvollen und teuren Erfahrungen wurde klar, dass allein durch den Einsatz neuester Technik niemals Transparenz im Betrieb und Effizienz in der Organisation zu erreichen ist.
Um beurteilen zu können, ob der eigene Betrieb 4.0-tauglich ist, müssen zunächst alle Unternehmensprozesse genauestens untersucht werden und Bewertungen vorgenommen werden. Erforderlich ist ein systematisches Analysieren betrieblicher Abläufe. Hierzu gehören Datenerhebungen hinsichtlich Zeit, Kosten und Qualität. Auf der Basis eines transparenten Ist-Zustands können die Soll-Abläufe wirkungsvoll gestaltet und optimiert werden. Ein Betrieb, in dem die Abläufe nicht transparent und steuerbar sind, sollte den Ausweg nicht in einer technischen Unterstützung – und Beschleunigung – der nicht beherrschten Organisation suchen.
Demnach müssen Betriebe – bevor Sie sich an Industrie 4.0 heranwagen – im ersten Schritt eine wichtige Voraussetzung erfüllen: optimal organisierte Unternehmensabläufe, die vorausschauendes Planen und eine effiziente Wertschöpfung ermöglichen. Hier sollten diejenigen beteiligt werden, die wissen, wie Prozesse optimal funktionieren, welche Ressourcen vorhanden sind und wie diese ökonomisch eingesetzt werden müssen, um jegliche Verschwendung zu vermeiden. Wer den Ist-Zustand des Unternehmens kennt, und die Stellschrauben so bedienen kann, dass das erarbeitete Soll-Konzept erfüllt wird, hat gute Voraussetzungen, um das Unternehmen sicher durch den Dschungel der kommenden Herausforderungen zu lenken. Erst dann kann man die weiteren Schritte angehen und die technischen Möglichkeiten zur Leistungssteigerung prüfen.
Methoden zur Datenanalyse und Optimierung von Prozessen für gut organisierte Betriebsabläufe liefert die REFA-Grundausbildung seit Jahrzehnten. In praxisnahen Seminaren wird handfestes Basiswissen vermittelt.