Damit Unternehmen kostenoptimiert und flexibel auf die sich stetig ändernden Erfordernisse des Marktes reagieren können, brauchen sie ein effizientes Produktionscontrolling. Eine Aufgabe dieses Controllings ist die Ermittlung und Zurverfügungstellung notwendiger Kennzahlen. Diese Indikatoren ermöglichen es, das Betriebsgeschehen transparent darzustellen. So können Schwachstellen und Engpässe, aber auch Verbesserungspotenziale identifiziert werden. Dies wiederum ist die Basis für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) – oder, aus Lean-Perspektive, für Kaizen.
Je komplexer das Produktionssystem ist, desto größer sind die Herausforderungen für das Controlling. Denn bevor ein Sachgut auf den Markt kommt, durchläuft es viele Stationen: Die Planung und die Entwicklung sind quasi vorgeschaltet. Ist das Produkt marktreif, folgen die Schritte Herstellung und Montage oder Fertigung. Fertige Waren durchlaufen die Logistik von der Lagerung bis zum Versand. Marketing und Vertrieb sind gefordert, um das Angebot bekannt zu machen und zu verkaufen. An all diesen Stellen ist das Controlling gefragt, denn damit das Produkt auch rentabel ist und einen entsprechenden Gewinn für das Unternehmen abwerfen kann, müssen die Produktionskosten im Auge behalten werden.
Auch beim Produkt selbst muss geprüft werden: Stimmt die Qualität? Welche Stückzahlen müssen produziert werden? Welches Material, welche Zulieferteile kommen zum Einsatz? Und zu welchem Verkaufspreis soll das Produkt angeboten werden?
Gerade in der Produktion gibt es viele Stellhebel, um die Leistung zu steigern. Um dies adäquat abzubilden, werden geeignete Kennzahlen benötigt.
Kennzahlen Produktionscontrolling:
So wenig wie möglich, so viel wie nötig
Nicht jede Kennzahl ist automatisch für jedes Unternehmen gleichermaßen aussagekräftig. Ein Controlling-Konzept kann erst dann erfolgreich sein, wenn die darin enthaltenen Informationen und Indikatoren den besonderen Anforderungen und Rahmenbedingungen des eigenen Betriebs gerecht werden. Bevor ein angemessenes Produktionscontrolling aufgebaut werden kann, müssen die eigenen, individuellen Controlling-Anforderungen identifiziert werden.
Die Aufgabe des Controllings ist es hier, die strategische Zielsetzung des Managements auf operative Ebenen herunterzubrechen und daraus erreichbare Einzelziele für die Fertigung abzuleiten. Allgemein gehaltene Kennzahlensysteme lassen sich zwar bequem in das eigene Berichtswesen übernehmen, gehen jedoch meist am tatsächlichen Bedarf vorbei. Ergebnis ist dann ein „Zahlenfriedhof“, mit dem in der betrieblichen Praxis nicht gearbeitet wird.
So sind beispielsweise für Einzelfertiger, deren Kunden auf kurze Lieferzeiten angewiesen sind, eine minimale Durchlaufzeit und hohe Liefertermintreue entscheidend. Bei anderen Unternehmen, die einen großen Teil ihres Absatzes über Abrufe vom Lager generieren, kann die Gesamtanlageneffektivität (GAE) und damit die Optimierung der Maschinenbelegung die wichtigste Zielsetzung sein. Daraus ergeben sich entsprechend unterschiedliche Produktionskennzahlensysteme.
Typische Größen für die Kennzahlenbildung im Produktionscontrolling
Vergleicht man produzierende Unternehmen in den verschiedenen Branchen und Industriezweigen, stellt man fest, dass immer wieder dieselben Kennzahlen erhoben werden – allerdings in anderer Ausprägung und individueller Zusammensetzung, sodass sich unterschiedlichste Kennzahlensysteme ergeben.
Zusammenfassen lassen sich die Indikatoren zu der folgenden Liste wichtiger, da allgemein gebräuchlicher Angaben:
- Durchlaufzeiten der Einzel- und Gesamtaufträge;
- Arbeitsvorrat (Anzahl der Aufträge) an den einzelnen Stationen;
- Terminverzug – nach Aufträgen aufgegliedert;
- Lagerumschlagshäufigkeit;
- Störungen nach Dauer und Ursache an den einzelnen Arbeitsplätzen;
- Verfügbarkeit;
- Bestände in der Fertigung und am Lager;
- Losgrößen;
- Rüstzeiten und Rüsthäufigkeit;
- Ausschussdaten;
- Werkzeug-/Maschinenstandzeiten;
- Auslastung der Arbeitsplätze;
- Materialverfügbarkeit;
- Flächenbedarf.
Aus diesen und weiteren Werten können verlässliche Kennzahlen zur Beurteilung von Zustand und Leistungsfähigkeit der Produktionsprozesse gebildet werden. Auf dieser Grundlage lassen sich dann fundierte Entscheidungen treffen und konkrete Maßnahmen einleiten. Mit weiteren Kennzahlen kann zudem der Grad der Zielerreichung festgestellt werden. Zudem lassen sich viele dieser Indikatoren mit den Kennzahlen anderer Organisationseinheiten vergleichen, sodass ein internes Benchmarking vorgenommen werden kann.
Produktionskennzahlen sind damit eine Basis für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Außerdem sagen sie etwas über die Fähigkeit des Unternehmens aus, auf Kundenanforderungen zu reagieren. Das Produktionscontrolling erhält über diese Aspekte einen ganz neuen Stellenwert bei der Einführung bzw. Umsetzung des Lean Management.
Fazit
Das Produktionscontrolling mit seinen Kennzahlen ist ein wichtiges Instrument zur Steuerung der Fertigung und der Optimierung der Produktionsprozesse. Die Definition der Kennzahlen und des Kennzahlensystems ist genauso auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens auszurichten wie die Gestaltung des Produktionssystems.
Nutzen Sie Kennzahlen, um Ihr Management über Schwachstellen, Verbesserungspotenziale und entsprechende Optimierungsmöglichkeiten zu informieren und so den Verantwortlichen eine professionelle Entscheidungshilfe zu liefern. In unseren Seminaren Betriebswirtschaft und Controlling erfahren Sie, worauf es ankommt. So sind Sie perfekt vorbereitet.