Die Fachtagung der REFA Branchenorganisation Nahrung und Genuss fand in diesem Jahr auf Einladung der apetito AG in Rheine statt. Das Unternehmen, das mit „Purem Geschmack und Nachhaltigkeit“ wirbt, wurde vom Leiter Besucher und Seminarwesen Norbert Menne und der Marketingmanagerin Angela Koch vorgestellt. „Essen soll begeistern!“, und „Qualität kennt keine Grenzen!“ sind die Grundlagen, mit denen sich der Caterer, der auch Produkte für den Einzelhandel und der Gemeinschaftsverpflegung fertigt, darstellt.
Die Teilnehmer waren beeindruckt von der ausführlichen Produktionsführung mit Einblicken in die Großküchen, in denen täglich bis zu 500 000 Menüs gekocht werden, sowie dem weitreichenden Qualitätsmanagement der apetito AG. Auch das anschließende Kochen in den Präsentationsküchen mit Gourmetkoch Robert Weber und seinem Team wurde sehr positiv aufgenommen.
Der fachliche Inhalt der Tagung zielte auf zukünftige und nachhaltige Themen der Ernährungsindustrie ab. In dem Hauptvortrag der Tagung „Business with a one world contract – was dürfen wir uns leisten?” präsentierte der Vorsitzende der Branchenorganisation Uwe Grebe, Werkleiter bei der Martin Braun KG, die globalen Herausforderung der Ernährungsindustrie.
Die ungleiche Verteilung von Grundlebensmitteln, z.B. Wasser, sowie die Endlichkeit der Rohstoffressourcen werde in den nächsten Jahrzehnten zu einem schwerwiegenden Problem. Der wachsende Bedarf an Wasser für die Landwirtschaft, die Umweltverschmutzung sowie die Vernichtung von Lebensmitteln zeigten erschreckende Szenarien. In Europa würden alle fünf Sekunden 20 t Lebensmittel vernichtet, zur gleichen Zeit sterbe in der Welt ein Kind unter 10 Jahren an Hunger, so der Referent.
Gesellschaft und Politik seien gefordert, heutige Verhaltensweisen zu ändern. Fleisch sei von einem hochwertigen Lebensmittel zu einem Ramschprodukt verkommen. Nutztieren werde Leid zugefügt, ökologische, soziale und ethische Aspekte der Massentierhaltung würden ausgeklammert, um günstig produzieren zu können.
Die Sicht der Verbraucher ändere sich in erheblicher Weise. So werde ein stärkerer Tierschutz bei Nutztieren gefordert. Zusätzlich wachse das gesetzliche Durchsetzungsvermögen in der Politik für mehr Tierwohl, was sich z. B. deutlich in der Landwirtschaftspolitik in Niedersachsen zeige. In den OECD-Ländern werden ca. 40 Milliarden US-Dollar als staatliche Zuschüsse in die Erzeugung von tierischen Produkten gelenkt. Im Jahre 2050 würden neun Milliarden Menschen gesunde und bezahlbare Ernährung fordern. Diese sicherzustellen, werde die Aufgabe der Ernährungsindustrie und der Politik sein.
Je Sekunde müssten zwei Menschen mehr auf der Welt ernährt werden. Zeitgleich sinke die Agrarfläche aufgrund Erosionen und Umweltverschmutzung. Das Wasser gehe jeden Tag etwas mehr zur Neige, so dass es zukünftig nicht möglich sein werde, für noch mehr Menschen 15 500 l Wasser für die Erzeugung von 1 kg Rindfleisch zu verbrauchen. Die Ernährungsindustrie sehe sich vor großen Herausforderungen. Die Weichen dafür müssten bereits heute gestellt werden, so Grebe.
Achim Sieker vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Bonn stellte die Initiative „Neue Qualität der Arbeit“ (INQA) vor und beleuchtete die Notwendigkeit, gemeinsame Potenziale in der Nahrungsmittelbranche zu heben und Fachkräfte für die Unternehmen zu sichern. Der globale Wettbewerb, der demografische Wandel und die rasante Strukturentwicklung müssten in einem neuen übergreifenden Themenfeld gebündelt werden.
Wie weit der erforderliche Paradigmenwechsel im Unternehmen gediehen ist, könne mit dem „INQA-Unternehmenscheck guter Mittelstand“ geprüft werden.
Peter Dunkel von der Hauptverwaltung der Gewerkschaft NGG stellte im Anschluss den Transfer innovativer Lösungen für eine zukunftsorientierte Personalpolitik in der Nahrung- und Genussmittelindustrie vor. Dabei beleuchtete er praktische Beispiele für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeiten von namhaften Unternehmen der Ernährungsindustrie.
Änderungen im Kennzeichnungsrecht der Lebensmittelinformationsverordnung wurden von Dr. Siegfried Günther von der Fachschule für Lebensmitteltechnik in Kulmbach erläutert. Er stellte die Änderungen bei Etiketten, Verpackungen und Kennzeichnungen, gerade auch der Allergene und der Nährmittelkennzeichnung „BIG 7“, heraus.