Ein Feuerwehrmann für den Wandel


REFA-Techniker für IE verbindet Fach- und Sozialkompetenz

Der digitale Wandel bringt in jedem Betrieb Änderungen mit sich. Doch was ist, wenn die Belegschaft mauert? Der REFA-Techniker für Industrial Engineering sitzt oft an der Schnittstelle zwischen Geschäftsleitung, Führungskräften und Mitarbeitern. Mit seiner Qualifikation kann er 4.0-Changeprozesse zum Erfolg führen.

In der Weiterbildung erhält er umfangreiche Fach- und Methodenkompetenz sowie Kenntnisse, Systeme zu analysieren und zu steuern. Doch weitaus mehr gehört zu seinem „Werkzeugkoffer“, wie der langjährige REFA-Lehrbeauftragte Hans-Jochen Wiersbowsky erläutert: „Ein Themen-Modul dreht sich um Führung, Kommunikation und Konfliktmanagement. Dies befähigt die Absolventen dazu, sich in Wort und Schrift auf verschiedene Personen oder Gruppen einzustellen. Sie lernen, konstruktiv mit Widerständen und Auseinandersetzungen umzugehen.“

Bei der Umstellung auf eine neue 4.0-Technologie müssen etwa der Geschäftsführung Nutzen und Funktionsweise der digitalen Lösung sowie daraus resultierende Änderungen der Arbeitsorganisation vermittelt werden. Planer, Maschinenbediener, Logistiker, Betriebsräte und andere sollten die Vor- und Nachteile des neuen Wegs erfahren. Auch die Personalverantwortlichen sind mögliche Gesprächspartner des Industrial Engineers: Er muss sie über die anstehende Änderungen informieren und beraten, damit sie ihre Rekrutierungs- und Qualifizierungsprozesse daran anpassen können.

Im Dialog mit verschiedenen Interessensgruppen innerhalb des Unternehmens ist Hintergrundwissen über die Kommunikation zwischen Experten und Laien gefragt. „Wenn ich als Fachmensch mit einem Kollegen auf inhaltlicher Augenhöhe spreche, sind Fachbegriffe üblich und auch gefragt. Ganz anders sieht es aus, wenn ich einem Anwender aus einer anderen Abteilung erklären muss, wie eine neue Technologie zu bedienen ist.“ Im letzten Fall sei das KISS-Prinzip geeignet. Die Abkürzungen stehen für „Keep it short and simple.“ Wiersbowsky: „Kurze Sätze, einfache Wörter und bildhafte Vergleiche machen die Sprache verständlicher für das Gegenüber.“ Wäre unklar, ob der andere Fachkenntnisse habe oder nicht, seien genaues Zuhören sowie Beobachten von Mimik und Gestik gefragt. „In der REFA-IE-Weiterbildung üben wir dies in verschiedenen Szenarien und anhand von Beispielen aus dem Arbeitsalltag.“

Trotzdem gebe es bei Umstellungen zuweilen „Sand im Getriebe“, sagt Wiersbowsky. Um aus hitzigen Diskussionen Dampf herauszunehmen und zwischenmenschliche „Brände“ zu löschen, sei es wichtig, das eigene Gesprächsverhalten und das der anderen zu beobachten. „Viele Menschen setzen Reizwörter und Killerphrasen ein. Darunter versteht man Begriffe und Formulierungen, die negativ aufgeladen sind und die in jedem Fall für schlechte Stimmung sorgen.“ Besser ist nach Auffassung des Lehrers die so genannte „positive Gesprächsführung.“ Darunter versteht man das Wählen von alternativen Begriffen, die neutral oder sogar positiv besetzt sind.

Beispiele:

  • Problem – Herausforderung
  • Krise – Aufgabe
  • Kritik – Anregung, Verbesserungsvorschlag

Killerformulierungen dienen Wiersbowsky zufolge dazu, den anderen herabzusetzen und mundtot zu machen. Er nennt ein Beispiel: „Stellen Sie sich nicht so an. Die Software ist so einfach, dass sogar ein Schimpanse damit umgehen kann.“ Selbst wenn der Sprecher so etwas denke, sei es geschickter, sich anders auszudrücken: „Wir können uns das Ganze noch einmal zusammen anschauen und Sie nennen mir die Punkte, wo es momentan noch hakt. Ich bin sicher, dass Sie anschließend gut damit klarkommen.“

Die traditionellen Strategien und Methoden von Industrial Engineering und Personalmanagement werden derzeit vom REFA-Institut überprüft und weiterentwickelt. Es geht um die Balance von Produktivität und nachhaltiger Unternehmenskultur, welche die Mitarbeiterorientierung als wichtigen Erfolgsfaktor fördert.

– Birgit Lutzer –

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