Mitglieder und Gäste des REFA-BV Hamburg besuchten im November 2014 das Hauptwerk des Luftfahrtzulieferers 3D ICOM GmbH & Co KG in Hamburg. Hier werden Komponenten für den Innenausbau von Airbus-Flugzeugen sowie 12sitzigen Flugzeugen eines anderen Herstellers produziert.
Um eine weitere Zertifizierung im „aerospace“-Umfeld zu erlangen, musste sich das Unternehmen nochmals im Bereich der Qualität verbessern. 2012 wurde das Projekt „Einführung eines SQDCP-Boards“ gestartet. Die Abkürzungen dieses Lean-Werkzeuges für die abteilungsübergreifende Steuerung stehen für Safety, Quality, Delivery, Cost, Personal. Die Methode, die Meilensteine im Projektablauf, aber auch die Schwierigkeiten bei der Einführung im laufenden Betrieb wurden uns vom Fertigungsleiter Herrn Gosch vorgestellt.
In jedem Fertigungs- sowie im Konstruktions- und Beschaffungsbereich hängt ein SQDCP-Infoboard. Tägliches Treffen von max. 15 Minuten an den Boards ist Pflicht. Ebenso die tägliche Informationsverdichtung für das Management. Dieses Vorgehen unterscheidet sich kaum vom allgemein bekannten Shopfloor Management, wo in der Regel die Schichtführer die Hauptakteure an der Basis sind.
Die wesentlichen Unterschiede liegen bei 3D-ICOM im Personenkreis. Die Werker in den einzelnen drei Schichten schreiben die aus Ihrer Sicht wichtigen Ereignisse – z.B. zum Thema Qualität – als Stichwort nieder. Es versammeln sich alle Werker der Frühschicht an den Boards ihrer jeweiligen Abteilung und besprechen die niedergeschriebenen Ereignisse zu SQDCP der letzten 24 Stunden.
Dieser täglich recht hohe zeitliche Aufwand an den Boards rechnet sich laut Aussage des Betriebsleiters, da das Unternehmen im Bereich Qualität seit Board-Einführung eine Verbesserung im zweistelligen Prozentbereich erzielt hat. Klagen von den Mitarbeitern „uns informiert ja keiner“, kommen dank täglicher Kommunikation nicht mehr.
Die Kommunikation kommt nun bis auf Managementebene ohne Excel-Listen aus. KVP-Vorschläge und To-do-Listen entstehen quasi als Abfallprodukt am Board. Das Management steht in der Pflicht, sich einmal pro Woche über Schwerpunkte am jeweiligen SQDCP-Board der Abteilung zu informieren und dokumentiert seine Anwesenheit auf dem Board.
Im Rahmen eines Betriebsrundganges konnten wir uns einzelne Stationen wie Zuschnitt, Legerei, Autoklav, Lackiererei usw. ansehen und erhielten so einen Einblick in den Herstellungsprozess von glasfaserverstärkten, ultraleichten und hochstabilen Einzelteilen für Flugzeug-Nasszellen, -Revisionsklappen, Aussteifungen für das Höhenleitwerk usw. Natürlich waren die an der Wand hängenden SQDCP-Boards der Abteilungen nicht zu übersehen. Mit einer gemeinsamen Diskussionsrunde, kleinem Imbiss und Networking endete ein gelungenes Hamburger Diskussionsforum.
– Manfred Kramer –