Cashflow-Analyse


Cashflow-Analyse

Mit „Cashflow“ wird der Fluss der Geldmittel bezeichnet, der sich in einer bestimmten Periode, in der Regel in einem Wirtschaftsjahr oder einem Quartal, aus der Summe der Zu- und Abflüsse von Finanzmitteln ergibt. Dieser „Zahlungsstrom“ beinhaltet nicht nur das Bargeld, englisch „cash“, sondern auch bargeldlose Transaktionen. Einnahmen und Ausgaben, die im zugrunde gelegten Abrechnungszeitraum nicht zahlungswirksam werden – wie Abschreibungen oder die Auflösung von Rückstellungen –, werden nicht in den Cashflow eingerechnet.

Als Kennzahl kann der Cashflow die Aussagekraft eines Jahresabschlusses – einer Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) oder einer Bilanz – erhöhen. Insbesondere bei hochtechnisierten Unternehmen, also Firmen mit einem großen Bestand an Maschinen, Anlagen oder Fahrzeugen, kann dies sinnvoll sein, da bei diesen der Unterschied zwischen nominell erwirtschaftetem Jahresüberschuss und tatsächlichem Cashflow aufgrund der Abschreibungen bedeutend sein kann. Externen Stakeholdern bietet sich anhand der Kennzahl ein objektiverer Einblick in die Zahlungsströme, die sich aus dem regulären Geschäftsbetrieb ergeben. Damit wird die finanzielle Lage einer Organisation und deren Selbstfinanzierungskraft transparenter.

Eine Cashflow-Analyse wird durchgeführt, um einen Überblick über die Zahlungsströme und deren Zusammensetzung zu erhalten. Betrachtet werden die unterschiedlichen Bestandteile unter anderem unter den Aspekten

  • Art der Zahlung,
  • Höhe des Betrags und
  • zeitliche Abfolge sowie
  • Häufigkeit (einmaliger, wiederkehrender oder regelmäßiger Posten).

„Cashflow“ – der unscharfe Begriff

Eine einheitliche, allgemein anerkannte Definition von „Cashflow“ existiert nicht, da die Berechnungsgrundlagen nicht mathematisch exakt vorgegeben sind, sondern von der jeweiligen Betrachtungsweise abhängen.

Der Duden liefert zumindest eine sehr allgemeine Begriffsbestimmung. Danach handelt es sich beim Cashflow um den „in einem bestimmten Zeitraum erwirtschaftete[n] Zahlungsmittelüberschuss eines Unternehmens, der Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellt und der Beurteilung der finanziellen Struktur des Unternehmens dient“. Allerdings ist dieser Versuch einer Definition unpräzise. So wird zum Beispiel nicht berücksichtigt, dass der Cashflow auch negativ sein kann, wenn die Aufwendungen die Erträge übersteigen.

Auch ohne präzise Definition des Begriffs „Cashflow“ wird oft zwischen Netto-Cashflow und Brutto-Cashflow unterschieden. Teils synonym dazu verwendet werden die Bezeichnungen „Cashflow im engeren Sinn“ und „Cashflow im weiteren Sinn“ – allerdings können damit auch verschiedene Spezifikationen der Kennzahl gemeint sein. Je nach Betrachtungsweise – steuer- oder handelsrechtlich – und der beabsichtigten Aussage werden unterschiedliche Positionen zu deren Berechnung herangezogen. Die resultierenden Kennzahlen sind daher nicht ohne eine Erläuterung ihres Zustandekommens miteinander vergleichbar.

Ziel der Cashflow-Analyse

Mit der Cashflow-Analyse werden die in einer Wirtschaftsperiode auftretenden Zahlungsströme in ihrer Höhe, in ihrer Zusammensetzung und in ihrem zeitlichen Verlauf betrachtet: Welche Positionen sind zu berücksichtigen? Welche Beträge sind fällig? In welcher Folge? Wie häufig oder regelmäßig laufen die Finanztransaktionen ab? Die Analyse liefert damit nicht nur wichtige Anhaltspunkte zur Steuerung der Liquidität, sondern auch essenzielle Informationen über die Ertragslage eines Unternehmens und seine Finanzkraft – also die Fähigkeit, seine Finanzierung aus dem operativen Geschäft zu bewerkstelligen.

Auf Basis der Cashflow-Analyse kann der Cashflow aktiv gestaltet und auf unternehmerische Ziele ausgerichtet werden. Diese Steuerung der Finanzströme und die Überwachung der Zielerreichung wird als Cashflow-Management bezeichnet. Wichtige Aspekte sind in der Regel – neben der Sicherung der Liquidität und der Bereitstellung der Geldmittel für die operativen Tätigkeiten – die Gewährleistung der Verfügbarkeit der für die Finanzierung von Investitionen notwendigen Finanzmittel sowie die Ausstattung des Unternehmens mit dem gewünschten Kapitalstock.

Berechnungen im Rahmen der Cashflow-Analyse

Der Cashflow lässt sich aus den verbuchten Einnahmen („einzahlungswirksame Erträge“) und Zahlungen („auszahlungswirksame Aufwendungen“), den „pagatorischen Positionen“, berechnen. Diese direkte Berechnung kann durchgeführt werden, wenn die GuV gemäß Gesamtkostenverfahren (GKV) aufgestellt wird. Dabei werden, zum Beispiel auf ein Wirtschaftsjahr bezogen, den Erlösen (aus Verkäufen) dieser Periode die gesamten Aufwendungen (Verbräuche) des gleichen Zeitraums gegenübergestellt. Diesen Abgleich können nur Stellen durchführen, die auf Unterlagen Zugriff haben, die die realen Zahlungsströme belegen oder als Zusammenstellung abbilden. Dazu gehört insbesondere die interne Buchhaltung – extern können dies auch Dienstleistungsunternehmen wie Treuhänder, Buchhaltungsbüros oder Finanzberatungen übernehmen.

Die Formel für die direkte Berechnung des Cashflows lässt sich vereinfacht so darstellen:

Cashflow = Betriebseinnahmen – Betriebsausgaben

Genauer aufgeschlüsselt ergibt sich folgende Rechnung:

Cashflow Tab 1

Bei größeren Unternehmen – wie bilanzpflichtigen Kapitalgesellschaften – wird in der Regel eine indirekte Berechnung des Cashflows durchgeführt. Sie ist üblich, wenn die GuV nach dem Umsatzkostenverfahren (UKV) aufgestellt wird. Auf eine Periode wie zum Beispiel das Wirtschaftsjahr bezogen werden dabei den Erlösen (aus Verkäufen) die Herstellungskosten der verkauften Sachgüter gegenübergestellt. Bei diesem Verfahren können auch externe Dritte den Cashflow indirekt aus dem Jahresabschluss ableiten. Das ist für alle Stellen von Bedeutung, die sich anhand des Cashflows ein Bild von der Wirtschaftskraft eines Unternehmens machen wollen. Hierzu gehören nicht nur die Anteilseigner des Unternehmens – zum Beispiel die Shareholder bei Aktiengesellschaften –, sondern insbesondere auch Stakeholder wie Finanzinstitute, Wettbewerber auf dem Markt oder Kauf- bzw. Übernahmeinteressenten.

Bei der indirekten Berechnung des Cashflows werden alle zahlungsunwirksamen (nicht-pagatorischen) Positionen aus dem Jahresergebnis herausgerechnet. Es ergibt sich folgende Berechnungsformel:

Cashflow = Jahresüberschuss + zahlungsunwirksame Aufwendungen – zahlungsunwirksame Erträge

Genauer aufgeschlüsselt ergibt sich folgende Rechnung:

Cashflow Tab 2

Werden bei der Berechnung das Jahresergebnis und die Zahlungsströme nach Abzug der Steuern zugrunde gelegt, wird aus dem indirekt ermittelten Cashflow der Netto-Cashflow. Aus diesem lässt sich der Brutto-Cashflow berechnen, indem man zum Beispiel pagatorisch wirksame, aber erfolgsneutrale Positionen einbezieht. In der Regel wird der Brutto-Cashflow als „Cashflow“ angegeben.

Den Zusammenhang zwischen Netto- und Brutto-Cashflow zeigt folgende Rechnung:

Cashflow Tab 3

Je nach Fokus und Informationsbedarf lassen sich im Rahmen der Cashflow-Analyse auch Cashflows mit besonderer Ausrichtung berechnen. So wird bei der sogenannten Kapitalflussrechnung oft zwischen operativem Cashflow, Investitions-Cashflow und Finanzierungs-Cashflow unterschieden:

  • Der operative Cashflow ist als Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit mit dem direkt ermittelten Cashflow vergleichbar und bildet also als Kennzahl die Summe aller zahlungswirksamen Vorgänge in einer Wirtschaftsperiode ab. Teilweise werden aber auch zahlungsunwirksame Positionen in die Berechnung einbezogen, wodurch der operative Cashflow zum indirekt ermittelten Cashflow wird. In beiden Fällen gilt er als Kennzahl für das Innenfinanzierungspotenzial eines Unternehmens.
  • Der Investitions-Cashflow bildet als Kennzahl die Summe der bei Finanztransaktionen im Rahmen von Investitionen geflossenen Mittel ab. An diesem Indikator wird für das investierende Unternehmen sichtbar, ob der Einsatz zu positiven oder negativen Zahlungsströmen geführt hat. Anders ausgedrückt: ob sich die Investition amortisiert oder rentiert hat.
  • Der Finanzierungs-Cashflow bildet als Kennzahl die Kapitalflüsse ab, die sich auf die Änderungen im Eigenkapitalstock einer Organisation beziehen. Eingerechnet werden sowohl die Auszahlung von Gewinnen oder Dividenden als auch Kapitalerhöhungen durch die Ausgabe von Aktien oder Anteilsscheinen.

Jede Art der Cashflow-Analyse erfolgt retrospektiv, also rückblickend, da die Berechnung des Cashflows anhand vorliegender Zahlen durchgeführt wird. Dies ist ein genereller Kritikpunkt an dieser Kennzahl, da die Art der Ermittlung eine lineare Fortschreibung in die Zukunft nicht erlaubt.

Den Cashflow für die folgende Wirtschaftsperiode zu prognostizieren beschränkt sich darauf, wiederkehrende Zahlungsströme zu betrachten und bereits bekannte einmalige Aufwendungen oder Erträge der Folgeperiode einzubeziehen. Ein solcher Cashflow-Forecast wird aber gegenstandslos, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern – sei es durch Umwälzungen an den Beschaffungs- und Absatzmärkten, neue rechtliche Vorgaben oder Restriktionen, gravierende Umstellungen in der eigenen Organisation oder unvorhersehbare Zwischenfälle.

Abgeleitete Kennzahlen

Der Cashflow als Kennzahl und Indikator für die Wirtschaftskraft einer Organisation kann zu verschiedenen anderen betriebswirtschaftlichen Parametern der Einrichtung in Beziehung gesetzt werden. Typische Beispiele sind das Cashflow/Gewinn-Verhältnis, die Cashflow-Marge, die Innenfinanzierungskraft, der Entschuldungsgrad und das Kurs/Cashflow-Verhältnis.

  • Cashflow/Gewinn-Verhältnis

Der Quotient aus Cashflow und Gewinn ist ein Indikator für die Effizienz einer Organisation. Nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung gilt: Je kleiner die resultierende Maßzahl, desto besser, denn dann werden (relativ) große Gewinne bei nur kleinem finanziellen Aufwand eingefahren. Ist der Cashflow – der Kapitalaufwand – hingegen groß und resultiert nur ein kleiner Gewinn, sind die Prozesse im Hinblick auf Wertschöpfung und Verschwendung zu überprüfen.

Steigt der ausgewiesene Gewinn bei stagnierendem Cashflow deutlich an, kann das auch mit der Auflösung von Rückstellungen erklärt werden. Wichtig ist der Vergleich über mehrere Perioden hinweg, um Entwicklungen besser erkennen zu können.

  • Cashflow-Marge

Die Cashflow-Marge ist die Kennzahl, die den Anteil des Umsatzes am Cashflow angibt, also wie viel vom Umsatz als Geldzufluss verbleibt. Berechnet wird sie so:

Cashflow-Marge

Je höher die Marge ist, desto größer ist der Zufluss an Finanzmitteln aus dem operativen Geschäft. Damit wächst der Handlungsspielraum, freie Mittel für Investitionen, Gewinnausschüttungen oder Finanzierungen zu verwenden. Als Langzeitkennzahl ist die Cashflow-Marge ein Indikator für die Unternehmensentwicklung.

  • Innenfinanzierungskraft

Der Quotient aus operativem Cashflow und Investitions-Cashflow zeigt an, welcher Teil der Investitionen durch laufende Einnahmen gedeckt ist. Berechnet wird er so:

Innenfinanzierungskraft

  • Entschuldungsgrad

Der Entschuldungsgrad gibt an, wie viele Jahre es bei derzeitigem Cashflow noch dauert, bis das Unternehmen seine Verbindlichkeiten beglichen hat. Berechnet wird die Kennzahl wie folgt:

Entschuldungsgrad

Durch Umstellung der Gleichung lässt sich aber auch ermitteln, wie hoch eine Kreditaufnahme und wie lange die Abzahlungsfrist gewählt werden kann. Erkennbar wird dabei die sogenannte Verschuldungsfähigkeit.

  • Kurs/Cashflow-Verhältnis

Der Quotient aus Kurswert und Cashflow ist eine Kennzahl, die bei der Analyse von Aktieninvestments verwendet wird. In Beziehung gesetzt wird ein – kurzfristig Schwankungen ausgesetzter – Aktienkurs dabei zu Daten, die über eine längere Wirtschaftsperiode ermittelt wurden. Dieser Indikator dient daher mehr zur groben Orientierung bei der Wertermittlung und zum Vergleich mit anderen Unternehmen der gleichen Branche.

Optimierung des Cashflows

Führt eine Cashflow-Analyse zu dem Ergebnis, dass der Cashflow zu gering ist oder sogar negativ, besteht (dringender) Handlungsbedarf. Eine Verbesserung des Cashflows kann mit verschiedenen Maßnahmen – auch kurzfristig – erreicht werden. Die einfachsten sind:

  • die Verbesserung des Forderungsmanagements. Der erste Schritt ist das Streichen von Skonti und die Verkürzung des Zahlungsziels. Der zweite Schritt ist eine Professionalisierung des Mahnwesens, damit Forderungen schnell beglichen werden: Offene Rechnungen sollten eher angemahnt, ausstehende Zahlungen eher eingetrieben werden.
  • die Verkürzung der Durchlaufzeiten. Wertschöpfende Prozesse sind auf Verschwendung hin zu untersuchen. Die Steigerung der Gesamtanlageneffektivität (GAE) bzw. der Overall Equipment Effectivity (OEE) durch zum Beispiel Reduktion von Rüstzeiten durch SMED (Single Minute Exchange of Die) oder eine bessere Abstimmung der Prozesse (Mura) sind ein erster Ansatz zur Steigerung der Effizienz. Außerdem gilt: Je schneller Arbeiten abgeschlossen sind, desto eher können Rechnungen gestellt werden. Daher sollten unterbrochene Auftragsarbeiten möglichst umgehend wieder aufgenommen und abgeschlossen werden.
  • Skonti und Rabatte nutzen. Es gilt, keine Rabatte und Skonti zu gewähren, aber selbst diese zu nutzen! Alle eingehenden Rechnungen sollten auf Möglichkeiten der Preisminderung untersucht werden. Besteht kein Anspruch auf Minderung oder werden keine Preisnachlässe gewährt, sind diese Forderungen so spät wie möglich – zum spätesten Zahlungsziel – zu begleichen.

Andere Maßnahmen sind schwieriger zu verwirklichen. Dazu gehören Umsatzsteigerungen, die generell anzustreben sind, aber auch Marketingaktivitäten. Diese Maßnahmen müssen allerdings finanziert werden – was zunächst den Cashflow weiter reduziert. Auf lange Sicht ist jedoch mit einer Erhöhung des Cashflows zu rechnen.

Die Gleichbehandlung aller Geschlechter ist uns wichtig und gehört zu unseren gelebten Kernwerten. In Texten verzichten wir auf sprachliches Gendern,
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