Wertstromanalyse/-design


Wertstromanalyse/-design

Die Wettbewerbssituation ändert sich fortwährend. Die Ursachen sind vielfältig: Die Märkte sind im steten Wandel, die Randbedingungen sowie das wirtschaftliche Umfeld verändern sich ständig und der technologische Fortschritt führt zu Transformationen mit teils drastischen Umbrüchen. Unternehmen müssen darauf reagieren und ihre Angebote an die wechselnden Anforderungen und Bedürfnisse der verschiedenen Stakeholder anpassen. Dazu gehört auch die permanente Optimierung der Leistungserstellung, also der Wertschöpfung. Essenziell dafür ist der kontinuierliche Fluss des Wertstroms.

Wertstrom

Unter Wertstrom versteht man die Zunahme an im Vergleich zum Ausgangsprodukt qualitativ hochwertigeren Eigenschaften eines Wirtschaftsguts beim Durchlaufen eines Bearbeitungs- oder Veredelungsprozesses.

Dieser Wertstrom mit allen direkten und indirekten Aktivitäten, die zum Mehrwert beitragen, ist zu optimieren, um Verschwendung – in der Sprache des Lean Managements: Muda – zu vermeiden und Produkte mit möglichst hoher Effizienz herstellen zu können. In den Fokus rückt damit die ganzheitliche Betrachtung von Wertströmen: Nicht mehr nur die Gestaltung der eigenen Produktionssysteme ist entsprechend auszurichten, sondern die gesamte Supply Chain mit ihren Abläufen auf allen vor- und nachgelagerten Stufen ist aufeinander abzustimmen.

Hier setzen die Methoden der Wertstromanalyse und das Wertstromdesign an.

Wertstromanalyse

Die Wertstromanalyse ist eine einfache Technik zur Visualisierung des Ist-Zustands von Abläufen oder sogar der gesamten Ablauforganisation, um in den wertschöpfenden Prozessen – bzw. idealerweise in allen Geschäftsprozessen – Verbesserungspotenziale zu identifizieren und Verschwendung aufzudecken. Auf Grundlage dieser Analyse wird dann mithilfe des Wertstromdesigns der verbesserte Soll-Zustand entwickelt.

Um mit der Wertstromanalyse den Gesamtprozess mit seinen einzelnen Teilschritten zu erfassen und detailliert abzubilden, werden Angaben aus den Produktionsprozessen sowie aus dem Material- und Informationsfluss benötigt. Die verschiedenen Elemente (Daten, relevante Zahlen- oder Messwerte, Kennzahlen, Stationen etc.) werden dann anhand einfacher Symbole übersichtlich dargestellt.

Die Ziele der Wertstromanalyse

Bei der Wertstromanalyse geht es um das Erkennen von Material- und Informationsflüssen in den wertschöpfenden Prozessen. Die Analyse offenbart dann unter anderem untereinander bestehende Abhängigkeiten und Möglichkeiten für einen Eingriff.

Die Ziele der Wertstromanalyse sind demnach:

  • die Darstellung des Ist-Zustands bei Material- und Informationsflüssen und der bestehenden Zusammenhänge;
  • das Aufzeigen von Schwachstellen („Engpässe“ gemäß Theory of Constraints (TOC)) und Verschwendung im Wertstrom;
  • die Vereinfachung des Material- und Informationsflusses;
  • die Erhöhung der Transparenz der Vorgänge als Basis für eine verbesserte innerbetriebliche Kommunikation und Diskussion;
  • das Schaffen einer Basis für ein Wertstromdesign durch das Aufzeigen von Handlungsfeldern.

Regeln bei der Durchführung der Wertstromanalyse

  • Übertechnisierung vermeiden: Papier und Stift verwenden
  • Betroffene zu Beteiligten machen: Teams formen durch Einbeziehung aller Betroffenen
  • Begehungen durchführen: am Ort des Geschehens (Gemba) Arbeitsabläufe ansehen, verstehen und bewerten
  • Datenlage hinterfragen: Datenbasis prüfen und bei Bedarf Daten neu erheben

Vorgehensweise

  1. Aufnahme der Wertschöpfungsprozesse und ganzheitliche Darstellung „von Rampe zur Rampe“ als Schnittpunkte zur Supply Chain
    • Darstellung von Materialflüssen
    • Darstellung von Informationsflüssen (Auftrags- und Prozesssteuerung)
    • Darstellung des Abruf-/Anlieferverhaltens sowie der Auslieferung
  1. Verwendung weniger, standardisierter Symbole zur Darstellung der Abläufe und Prozessketten
    • einheitliches, leicht eingängiges Verständnis der Symbolik
    • Schaffung einer einheitlichen Basis für zielgerichtete Diskussionen
  1. Verwendung aktueller Prozessdaten
    • Prozesszeit, Rüstzeit, geplante Stillstandzeiten etc.
    • Gesamtanlageneffektivität (GAE) bzw. Overall Equipment Effectiveness (OEE)
    • Anzahl Mitarbeiter, Arbeitszeiten/Schichtmodelle
    • Losgröße/Behältergröße, Output (Stückzahlen), Anzahl Gutteile/Schlechtteile, Bestände, Anzahl Produktvarianten etc.
  1. Transparenz über Verschwendung
    • durchschnittliche Dauer ungeplanter Stillstandzeiten
    • Wartezeiten zwischen den Prozessen, daraus resultierende Bestände oder Engpässe
  1. Berechnung von Durchlauf- und Wertschöpfungszeiten
  2. Aufdecken von Ursachen für Verschwendung und Ableitung erforderlicher Umsetzungsmaßnahmen

Wertstromdesign

Das Wertstromdesign (Value Stream Design) baut auf der Wertstromanalyse auf, die den Ist-Zustand abbildet. Mit dem Wertstromdesign soll ein Soll-Zustand erarbeitet und abgebildet werden, um über eine Neugestaltung der Produktion einen effizienteren und kundenorientierteren Wertstrom zu erreichen. Das Ergebnis des Wertstromdesigns ist idealerweise eine „schlanke“ Fabrik oder ein „schlanker“ Dienstleistungsbetrieb, da der Lean-Gedanke umsetzt wird.

Beim Wertstromdesign sollten dieselben einfachen Symbole zur Visualisierung verwendet werden wie schon bei der Wertstromanalyse. Der Vorteil liegt im Wiedererkennungseffekt, der schnell zu einer gemeinsamen Sprache führt und ein allgemeines Verständnis der grafischen Darstellung des angestrebten verbesserten Zustands erlaubt.

Die Ziele des Wertstromdesigns

Mit dem Wertstromdesign wird der angestrebte Soll-Zustand der Material- und Informationsflüsse entwickelt und übersichtlich dargestellt. Dieser neu designte Wertstrom zielt ab auf:

  • die Optimierung von Produktions- bzw. allgemein Geschäftsprozessen;
  • die Reduzierung von Verschwendung in Form von zu langen Durchlaufzeiten sowie zu hohen Beständen und damit verbundenem Transportaufwand und Flächenbedarf;
  • die Vereinfachung des Informationsflusses und eine Erhöhung der Transparenz;
  • die Verringerung des operativen Steuerungsaufwands;
  • eine verstärkte Kundenorientierung und -bindung durch Steigerung der Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit sowie der Erhöhung der Liefertreue;
  • die Verbesserung der betrieblichen Kommunikation;
  • die konkrete Umsetzung von Maßnahmen in bestimmten Handlungsfeldern.

Vorgehensweise

  1. Der angestrebte Soll-Zustand wird aus dem Ist-Zustand abgeleitet, indem Engpässe und Verschwendungen in (wertschöpfenden) Prozessen aufgezeigt und neue Lösungen für eine Verstetigung oder Beschleunigung des Wertstroms erarbeitet und skizziert werden.
  2. Der skizzierte Soll-Zustand wird implementiert, indem er zunächst in Teilschritte mit Terminen und Meilensteine zerlegt wird. Dann werden Zuständigkeiten vergeben und Verantwortliche benannt, die die Umsetzung der Teilschritte begleiten.
  3. Die Umsetzung des Soll-Zustands wird kontrolliert, bei Bedarf korrigiert und schließlich standardisiert.

Schauen Sie sich auch unser Wertstrom-Video an.

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