Bedarfsplanung


Wertschöpfungsmanagement

Definition

Bei der Bedarfsplanung, auch Materialbedarfsplanung genannt, wird die Menge an Sachgütern abgeschätzt, die für eine definierte zukünftige Wirtschaftsperiode nötig ist, um jeweils ein bestimmtes Produkt herzustellen. Die Planung findet vor dem Einkauf der Waren statt – also vor der konkreten Bestellung oder Beschaffung von Gütern wie beispielsweise Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Vorprodukten, Bauteilen, Werkstücken, Einzel- oder Ersatzteilen, aber auch Verpackungsmaterialen.

Die Ziele der Bedarfsplanung

Kernziel der Bedarfsplanung ist die Sicherstellung, dass alle für die Herstellung und Verarbeitung der jeweiligen Produkte benötigten Güter in ausreichender Menge, gewünschter Qualität, zu den definierten Kosten und zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Damit sollen Engpässe in der Wertschöpfungskette – also auch in den der Fertigung vor- und nachgelagerten Bereichen – vermieden werden.

Ein weiteres Ziel ist, einen zu hohen Bestand an Material zu vermeiden. Dies ist von hoher Bedeutung, um die Kapitalbindungskosten zu senken und Lagerkapazitäten nicht zu überschreiten. Erreicht werden soll so ein langfristig im Hinblick auf Kosten-, Beschaffungs- und Verbrauchsaspekte optimaler Lagerbestand – und letztlich eine Minimierung der Verschwendung an Ressourcen.

Das Risiko eines Überschusses oder Defizits an Gütern besteht jedoch auch bei einer gewissenhaften Bedarfsplanung, denn externe Einflüsse wie unvorhergesehene Ereignisse oder nicht abschätzbare Faktoren können erhebliche Auswirkungen auf die Bestände haben. Ein Großauftrag oder der Verlust eines Großabnehmers kann ebenso dazu gehören wie eine Trendwende am Markt oder ein Feuer im Lager. Eine möglichst genaue Bedarfsplanung versucht, diese Risiken zu minimieren, ist dazu aber nicht immer in der Lage.

Einflussfaktoren

Eine Bedarfsplanung hat immer mehrere Ansätze und Perspektiven zu berücksichtigen. Im Normalfall wird aus vergangenheitsbezogenen Daten und aus der bestehenden und erwarteten Auftragslage der Bedarf bestimmt. Auf dieser Basis lässt sich der Bedarf in der Regel gut abschätzen und planen.

Daneben gibt es aber auch weitere interne Einflussfaktoren, die bei der Bedarfsplanung ins Gewicht fallen. Dazu gehören in erster Linie Aspekte der Fertigung, die als Verschwendung von Material und Arbeitszeit betrachtet werden können. Dies sind beispielsweise:

  • mangelhafte Güte der gelieferten Ausgangsstoffe und Vorprodukte;
  • Schwund;
  • Qualitätsmängel in der eigenen Produktion, die zu erhöhtem Input bei der Nachbearbeitung führen;
  • Ausschuss.

Diese internen Faktoren können durch unterschiedlichste Maßnahmen reduziert oder ganz abgestellt werden, etwa durch ein etabliertes Qualitätsmanagement. Mit diesem lässt sich der Bedarf besser planen und insbesondere auch reduzieren.

Die drei Bedarfsarten

Grundlegend werden drei Arten von Bedarfen unterschieden:

  • Primärbedarf:
    Dies ist der Bedarf an Endprodukten, die zu einem festgelegten (Liefer-)Termin zur Verfügung stehen müssen – mit anderen Worten: die terminierte Absatzmenge oder der vereinbarte Output.
  • Sekundärbedarf:
    Dies ist der Bedarf an Bauteilen und -gruppen, die zur Herstellung des Endprodukts benötigt werden. Er ist also abhängig vom Primärbedarf.
  • Tertiärbedarf:
    Dies ist der Bedarf an Hilfs- und Betriebsstoffen, die zur Herstellung des Endprodukts verwendet werden, aber nicht in dieses eingehen. Auch er ist abhängig vom Primärbedarf – und von der Art und Anzahl der dabei zu bearbeitenden Bauteile und -gruppen, also dem Sekundärbedarf und den dabei auftretenden Spezifika der Fertigung.

Die beiden Arten der Bedarfsermittlung

Bei der Bedarfsplanung unterscheidet man zwei Arten der Bedarfsermittlung, nämlich die programmorientierte und die verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung.

Programmorientierte bzw. deterministische Bedarfsermittlung

Diese Methode wird genutzt, um anhand des Primärbedarfs den Sekundärbedarf zu ermitteln. Der Primärbedarf muss folglich als Erstes ermittelt werden. Grundlage hierfür ist ein marktbezogenes Absatzprogramm.

Zur Bedarfsermittlung werden Stücklisten oder Rezepturen (je nach Branche) aus der Fertigung verwendet. Hat ein Unternehmen mehr als einen Standort, so wird der ermittelte Primärbedarf in werksbezogene Produktionsprogramme übertragen.

Die programmorientierte Bedarfsermittlung ist immer dann empfehlenswert, wenn mehrere Produktionsstandorte vorhanden sind.

Verbrauchsorientierte Materialbedarfsermittlung

Bei dieser Methode wird der Bedarf anhand von Verbrauchswerten aus der Vergangenheit ermittelt. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass sich der Bedarf in Zukunft analog den bekannten Werten entwickeln wird – gemäß Wahrscheinlichkeitstheorie. Zugrunde liegen hier gemessene oder geschätzte Daten, die für stochastische Berechnungen verwendet werden.

Auf die verbrauchsorientierte Materialbedarfsermittlung wird zurückgegriffen, wenn die Güter des Tertiärbedarfs bestimmt werden sollen – oder wenn die programmorientierte Bedarfsermittlung im Verhältnis zum Nutzen als zu aufwendig eingeschätzt wird. Außerdem wird sie immer dann eingesetzt, wenn die programmorientierte Bedarfsermittlung nicht anwendbar ist, wie zum Beispiel bei Ersatzteilen.

Synonyme für Bedarfsplanung: Bedarfsermittlung, Bedarfsmengenplanung, Beschaffungsdisposition

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