Hanchô


Hanchô

Definition

Der japanische Begriff „Hanchô“ bezeichnet einen Gruppenleiter oder Gruppensprecher. Für die Bedeutung der beiden Bestandteile des Wortes gibt es unterschiedliche Ableitungen: „Han“ wird sowohl mit „kleine Gruppe“ als auch „Prozesskette“ übersetzt, „Cho“ sowohl mit „Sprecher“ als auch mit „fachlicher Führungskraft“.

Seine Wurzeln hat der Hanchô im Toyota Produktions-System (TPS), aus dem der Ansatz des Lean Managements abgeleitet wurde.

Er ist quasi der „Primus inter Pares“, also „Erster unter Gleichen“, und führt eine Gruppe von fünf bis maximal zehn, meist sechs bis acht Teammitgliedern. Damit gehört er der untersten Führungsebene in einem Fertigungsbetrieb an. Unterstellt ist er beispielsweise dem Schichtführer, Meister oder – in kleineren Unternehmen – dem Produktionsleiter. Während sich der Begriff „Hanchô“ in der Lean Production in vielen Ländern etabliert hat, wurde er in Japan mittlerweile durch den englischen Begriff „Teamleader“ abgelöst.

Der Hanchô – Stellung und Qualifikation

Als Hanchô qualifiziert sich ein Gruppenmitglied, wenn es alle Prozesse kennt, die das Team durchführen soll, und alle Aufgaben auch selbst bewältigen kann – und dies möglichst besser als die anderen. Darüber hinaus muss ein Hanchô über hohe soziale Kompetenz verfügen, da er seine Teammitglieder nicht nur führen, sondern auch coachen und motivieren sollte. Dabei ist er sowohl Kolonnen- oder Rottenführer als auch Springer: Er hat als Vorgesetzter Weisungsbefugnis, teilt also Arbeiten zu und übernimmt so Standardaufgaben der Personalplanung. Bei Personalengpässen ersetzt der Gruppenleiter aber auch ausgefallene Mitarbeiter und arbeitet temporär an den unterschiedlichen Arbeitsplätzen mit. Dies ist möglich, da er bestens mit allen Arbeitsschritten und -abläufen vertraut ist.

Für die Qualifikation als Hanchô grundlegend sind beispielsweise Maßnahmen des Job Enlargements, das heißt der Aufgabenerweiterung auf horizontaler Ebene. Diese sollten kombiniert werden mit Personalentwicklungsmaßnahmen auf vertikaler Ebene, wie dem Job Enrichment. Dieses sollte die Fähigkeit vermitteln, anspruchsvollere Aufgaben bearbeiten und höherwertige Tätigkeiten durchführen zu können – also zum Beispiel Führungsverantwortung zu übernehmen. Für eine solche herausgehobene Position wird die fähigste Person aus einer Arbeitsgruppe ausgesucht und geschult. Die besondere Stellung wird dann auch häufig an einer gegenüber Teammitgliedern um fünf bis zehn Prozent höheren Entlohnung sichtbar.

Die Aufgaben eines Hanchô

Ein Hanchô muss alle Standardaufgaben erledigen können, die in seinem Arbeitsbereich anfallen. Als erfahrene Arbeitskraft und Experte am Ort des Geschehens, am Gemba , muss er aber auch den Fertigungsprozess beobachten und kontinuierlich optimieren (Kaizen).

Dabei hat er einerseits auf Unstimmigkeiten und Unregelmäßigkeiten zu reagieren, um eine Störung in der Produktion, also eine Beeinträchtigung des Wertstroms und damit eine Verminderung der Wertschöpfung, zu vermeiden. Kommt es zu einer unvorhergesehen oder gar kritischen Situation, etwa zu einem Maschinenstillstand, sollte er die Ursachen identifizieren können, die dazu geführt haben. Er hat Fehler und Mängel aufzudecken und Maßnahmen zu deren Behebung einzuleiten oder selbst umzusetzen. Aufgabe des Hanchô ist also, bottom-up dazu beizutragen, möglichst effizient den gewünschten Output fabrizieren zu können. Betriebswirtschaftliches Ziel ist eine hohe Gesamtanlageneffektivität (GAE), auch Overall Equipment Effectiveness (OEE) genannt.

Andererseits hat der Hanchô den Einsatz von Personal und Arbeitsmitteln jeweils an die sich ändernden Rahmenbedingungen anzupassen – auch, im Sinne der Lean Production, an die Anforderungen der Kundschaft. Dies erfolgt in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP): Nicht aufeinander abgestimmte Vorgänge und Aktivitäten (Mura) sind ebenso zu vermeiden wie die Überlastung (Muri) von Mensch und Material, um Verschwendung (Muda) weitestgehend zu eliminieren. Ein Ansatz dazu ist die Förderung von standardisierter Arbeit (Kata), bei der durch das Training von Arbeitsabläufen die Anzahl der Fehler deutlich reduziert wird. Als Prozesseigner und Führungskraft muss der Gruppenleiter sein Team über die Vorgänge und Ansprüche offen und wertschätzend – und weiterhin auf Augenhöhe – informieren. Mit diesem Einbezug in den Gesamtprozess steigt die Motivation der Teammitglieder und damit deren Bereitschaft, etwa im Rahmen des PDCA-Zyklus (Plan – Do – Check – Act) Lösungsansätze als Gruppe zu entwickeln und umzusetzen.

Fazit

Der Hanchô gehört als Gruppen- oder Teamleiter zur untersten Führungsebene in einem produzierenden Unternehmen. Dennoch ist er eine entscheidende Stellgröße in der Lean Production: Er hat als Experte vor Ort die Aufgabe, sein Team zu führen und dazu anzuleiten, möglichst störungsfrei zu arbeiten, sowie zu motivieren, die Prinzipien des Lean Managements umzusetzen. Um diese Aufgaben zu erfüllen, muss er nicht nur in der Lage sein, alle anfallenden Tätigkeiten selbst auszuführen, sondern als Führungskraft auch hohe soziale Kompetenzen aufweisen.

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