Kennzahlensysteme


Kennzahlensysteme

Definition

Kennzahlensysteme umfassen die quantifizierbaren Größen eines Unternehmens und stellen die einzelnen Kennzahlen in einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang. Dabei dienen die einzelnen Kennzahlen der Beurteilung eines Unternehmens oder einzelner Unternehmensteile. Sie können bei der Problemerkennung, bei der Ermittlung betrieblicher Stärken und Schwächen, bei der Kontrolle und bei der Informationsgewinnung helfen.

Mit Kennzahlen können wichtige Sachverhalte in einem Unternehmen dokumentiert oder koordiniert werden. Wenn mehrere Kennzahlen in einer Beziehung zueinanderstehen, können sie zu einem Kennzahlensystem zusammengefasst werden.

Das Ziel von solchen Systemen ist es, vollständig über die Gesamtheit des Unternehmens zu informieren.

Arten von Kennzahlensystemen

Die einzelnen Kennzahlen sind entweder rechentechnisch miteinander verknüpft (> Rechensystem) oder stehen in einem bloßen logischen Zusammenhang zueinander (> Ordnungssystem):

  • Ordnungssysteme: Sie teilen die Kennzahlen nach Unternehmensbereichen auf, beispielsweise Kennzahlen für den Produktions- oder Logistikbereich.
  • Rechensysteme: Bei diesen Systemen werden die Kennzahlen mathematisch zerlegt. Sie werden in einer Pyramidenform dargestellt mit einer Kennzahl an der Spitze.

Beziehungsarten zwischen den Kennzahlen

Die jeweiligen Kennzahlen können auf unterschiedliche Weise miteinander in Zusammenhang stehen. Dabei gibt es drei Beziehungsarten, die zu beachten sind:

  • Logischer Zusammenhang basiert auf mathematisch-logischen Verknüpfungen, beispielsweise Gewinn = Ertrag - Aufwand
  • Empirischer Zusammenhang leitet Zusammenhänge aus Beobachtungen der Vergangenheit ab, z.B. je höher die Werbeausgaben, desto höher die Verkäufe
  • Hierarchischer Zusammenhang bringt die Kennzahlen in eine Rangordnung – von Spitzenkennzahlen bis zu Hilfskennzahlen.

Bekannte Kennzahlensysteme

Unternehmen sollten ein Kennzahlensystem entwickeln, das übersichtlich, transparent und zielorientiert ist, das sich anwenden lässt und mit konkreten Maßnahmen verknüpft werden kann. Grundlage dafür sind bekannte und etablierte Kennzahlensysteme wie das DuPont-Kennzahlensystem für den ROI, das ZVEI- oder das RL-Kennzahlensystem.

DuPont-Kennzahlensystem

Das bekannteste und älteste Kennzahlensystem ist das DuPont-Kennzahlensystem.

Es ist hierarchisch aufgebaut und setzt sich aus mehreren typischen Finanzkennzahlen im Unternehmen zusammen. Es führt Kenngrößen des Erfolgs (Rendite) mit Kenngrößen zum Kapital (Kapitalumschlag) zusammen und berechnet daraus den Return on Investment (ROI). Entwickelt wurde das System 1919 vom Chemie-Konzern E.I. DuPont De Nemours and Company. An der Spitze ist wie gesagt die Kennzahl ROI (Return on Investment) zu finden. Der sogenannte ROI-Baum dient als Prototyp und ist Inbegriff eines Kennzahlensystems. Beim DuPont-Kennzahlensystem steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern eine Gesamtrentabilität des Unternehmens als Ziel. Das System bietet aber auch andere Vorteile. Es ist nicht nur auf das gesamte Unternehmen anwendbar, sondern auch auf die Teile eines Unternehmens, vorausgesetzt ihr Gewinn lässt sich ermitteln. Des Weiteren hat dieses System eine Kontroll- und Steuerungsfunktion. Dennoch bringt das Modell auch Nachteile mit sich: Es ist kurzfristig orientiert und die vorgelegten Zahlen - die oft einen Durchschnitt darstellen - können die Entscheider dazu bringen, sich an diesem Durchschnitt zu orientieren anstatt ein besseres Ergebnis anzustreben.

ZVEI-Kennzahlensystem

Das DuPont-Kennzahlensystem wurde im Laufe der Jahrzehnte oft angepasst und weiterentwickelt. Eine Variante ist das Kennzahlensystem des Zentralverbandes der Elektrotechnischen Industrie e.V. (ZVEI), das ZVEI-Kennzahlensystem. Es ist ein hierarchisch gegliedertes und ein mathematisch verknüpftes Kennzahlensystem, welches vom ZVEI 1989 entwickelt wurde und branchenübergreifend eingesetzt werden kann. Das Ziel dieses Systems ist die Analyse- und Steuerungsfunktion. Hier durchläuft die Analyse zwei Stufen. Bei der Wachstumsanalyse werden Personal, Geschäftsvolumen, Erfolg und ähnliche Variablen betrachtet und beurteilt. Im zweiten Schritt findet eine Strukturanalyse statt, die sich auf eine (bestimmte) Periode bezieht. An der Spitze dieses Systems findet man die Eigenkapitalrentabilität. Die weiteren Kennzahlen orientieren sich an Jahresabschlussgrößen.

RL-Kennzahlensystem

Das Rentabilitäts-Liquiditäts-Kennzahlensystem (RL) wurde von Thomas Reichmann und Laurenz Lachnit 1976 entwickelt. Dieses System wurde direkt für den Controlling-Bereich entworfen und im Gegensatz zu den anderen Systemen finden sich hier zwei Kennzahlen an der Spitze: Liquidität und Rentabilität. Das System besteht aus einem allgemeinen Teil und einem Sonderteil. Im allgemeinen Teil wird das Gesamtunternehmen betrachtet, wo das ordentliche Ergebnis sowie die liquiden Mittel eine zentrale Rolle spielen. Im Sonderteil werden unternehmensspezifische Kennzahlen betrachtet, wie z.B. Deckungsbeiträge und Fix-Kosten. Der Vorteil des RL-Kennzahlensystems ist, dass hier zusätzlich die Liquiditätszielsetzung berücksichtigt wird.

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