In einem Lager werden demnach folgende Dinge aufbewahrt:
- Güter des täglichen Bedarfs für den kurzfristigen Verbrauch,
- Vorräte, die mittelfristig nötig sind, um flexibel reagieren zu können,
- Saisonartikel, die mittel- bis langfristig immer wieder einmal gebraucht werden,
- Gegenstände und Gerätschaften, die langfristig Versorgungssicherheit gewähren sowie
- Waren, die auf die Weitergabe an ihre Abnehmer warten.
Es ist sehr wichtig, hier den Überblick zu bewahren. Wer das Lager nutzt, muss wissen, wo sich was befindet, welche Haltbarkeitsdaten zu beachten sind und unter welchen Bedingungen die verschiedenen Dinge gelagert werden müssen. Außerdem ist die Größe der Bestandsmengen wichtig, welcher Verbrauch erwartet werden kann oder wo man etwas wiederbeschafft. Gibt es mehrere Anbieter oder liegt der Fokus auf einem bestimmten Markenartikel? Wie ist die Preisentwicklung und – bleibt das Angebot stabil?
Mit genau diesen Fragen beschäftigt sich die Lagerwirtschaft.
Definitionen – mehr oder weniger abstrakt
Eine verständliche Definition des Begriffs „Lagerwirtschaft“ wird beispielsweise Auszubildenden etwa im Bereich Logistik geboten:
Die Lagerwirtschaft befasst sich mit der Aufbewahrung und dem innerbetrieblichen Transport von Gütern. Sie ist die Schnittstelle zwischen der Beschaffung, der Produktion und dem Versand.
Abstrakter ist die folgende kurze und allgemeine Definition, die sich eher an Personen mit betriebswirtschaftlicher Vorbildung richtet:
Die Lagerwirtschaft beinhaltet alle Vorgänge und Tätigkeiten, die der Organisation, Steuerung und Kontrolle von Beständen an Materialien, Gütern und (Handels-)Waren dienen.
Die Aufgaben der Lagerwirtschaft
In einer Organisation – ob Industrieunternehmen, Handelsgesellschaft, Logistikfirma, Dienstleistungsbetrieb oder Verwaltungsstelle – dient die Lagerwirtschaft vorrangig der Vorhaltung von Bedarfsgütern oder Waren, damit das von dieser Einrichtung gegebene Leistungsversprechen eingelöst werden kann.
Um dies zu gewährleisten, hat die Lagerwirtschaft Aspekte der Lagerhaltung, der Lagerverwaltung und der Lagerlogistik zu berücksichtigen. Konkretisiert heißt das, sie muss
- sich einen Überblick verschaffen über den Ort, die Menge, die Qualität und damit den Wert aller vorhandenen Bestände an Roh-, Betriebs-, Hilfs- und Werkstoffen sowie Vorprodukten und/oder Handelswaren.
- aus den Beständen und den ermittelten oder geschätzten Verbräuchen den Beschaffungsbedarf ableiten im Hinblick auf Menge, Güte und Termin.
- die internen logistischen Prozesse sicherstellen, damit der Materialfluss durch die Organisation ohne Störungen abläuft und alle Bedarfsstellen – ob in der Produktion, der Forschung und Entwicklung oder in der Administration – rechtzeitig und in ausreichender Menge und Qualität mit den benötigten Materialien oder Teilen versorgt werden.
- die Lieferbereitschaft gewährleisten, damit (Handels-)Waren zu den Abnehmern gelangen, die unternehmensübergreifende Supply Chain also funktioniert. Im Handel erfolgt eine Unterstützung mithilfe digitalisierter Warenwirtschaftssysteme.
- die einzulagernden Waren den richtigen Lagerarten (wie Beschaffungs-, Zwischen-, Verteilungs- und Auslieferungslager) zuordnen und passende Lagerorte (im Hinblick beispielsweise auf Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Beleuchtung oder Luftfeuchtigkeit) für diese bestimmen.
- alle relevanten Daten zu den eingelagerten Waren erheben, verwalten und verarbeiten – möglichst mithilfe von Software-Unterstützung wie einem Enterprise-Resource-Planning- (ERP-)System –, um diese für eine (fortlaufende oder stichtagsbezogene) Inventur oder zur Erhebung von Kennzahlen bzw. Lagerkennziffern wie Lagerumschlagshäufigkeit, Lagerkosten und Lagerkostensatz oder Lagerzinsen und Lagerzinssatz nutzen zu können.
Außer der Durchführung und Koordination dieser Kernaufgaben kann die Lagerwirtschaft auch in Planungs- und Analyseprozesse einbezogen werden:
- Planungsprozessekönnen sich auf die Gestaltung und Optimierung bestehender Abläufe richten (Reduktion der Verbrauchsmengen am Arbeitsplatz, Einrichten einer unternehmensinternen Just-in-Time-Lieferung von Vorprodukten an nachgelagerte Arbeitsplätze), aber auch auf bauliche oder technische Vorhaben wie die Errichtung eines neuen Lagers oder die Ausstattung mit autonomen Flurförderzeugen.
- Analyseprozesseberuhen auf Ist-Daten, die erhoben und ausgewertet werden. Hier kann eine EDV-gestützte Lagerwirtschaft viele für das Controlling und zur Entscheidungsvorbereitung wichtige Daten liefern – etwa zur gezielten Verkleinerung der Bestandsmengen im Lager oder zur Diskussion eines Outsourcings des Lagers.
Die Bedeutung der Lagerwirtschaft
Eine leistungsfähige Lagerwirtschaft ist essenziell für den Unternehmenserfolg, denn hier gibt es nicht nur enorme Einsparungsmöglichkeiten – etwa durch Änderung der Lagerstrategie –, sondern auch viele Ansätze zur Prozessoptimierung und zur Ausrichtung der Organisation auf die Befriedigung der Bedürfnisse auf Kundenseite. Die Ziele der Lagerwirtschaft kann man so zusammenfassen:
- Optimale Lagerkapazität bereitstellen und nutzen
- Optimale Lagerstrategie gewährleisten
- Prozesse verbessert durchführen
- Lagerkosten senken
Einsparpotenziale werden sichtbar allein schon bei den Möglichkeiten zur Vermeidung von Verschwendung. So kann die Menge der zu beschaffenden und anschließend zu lagernden Materialien und Waren oder der auszuliefernden Produkte auf ein notwendiges Maß reduziert werden. Auch wenn das System auf eine Just-in-Time-Lieferung umgestellt wird, sinken beispielsweise die Lagerhaltungs- und Kapitalbindungskosten. Das Lager kann verkleinert und die dann brachliegenden Flächen können anders – möglichst wertschöpfend – genutzt werden.
Auch Prozessoptimierungen können Verschwendung verhindern und die – zumindest indirekte – Wertschöpfung erhöhen. Hier gilt es, Transportwege zu optimieren oder durch den Einsatz moderner (autonomer) Förderzeuge die laufenden Kosten zu minimieren.
Die Kundenorientierung kann sich etwa bei der durchdachten Kommissionierung, in einer ansprechenden Verpackung und einem schnellen und sicheren Versand zeigen.