Lean Construction


Lean Construction

Definition

Lean Construction adaptiert die Lean-Management-Philosophie aus der Automobilbranche auf das Baugewerbe und wendet dessen Prinzipien (Kundenmehrwert definieren, Wertstrom identifizieren (Prozesssoptimierung), Flussprinzip umsetzen (ConWIP), Pull-Prinzip einführen, Perfektion anstreben (Kaizen bzw. kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP); Lean Thinking) auf die Arbeitsabläufe der Baustelle an. Es hat zum Ziel, Material-, Zeit-, und Arbeitsaufwand zu minimieren, um die größtmögliche Wertschöpfung zu erzielen.

Enger definiert handelt es sich bei Lean Construction um einen integralen, idealerweise den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken betreffenden Ansatz, bei dem Planung, Gestaltung und Ausführung über Nutzung bis hin zu Umwidmung und Rückbau ganzheitlich mit allen Beteiligten (Bauherren, Projektmanager, Bauunternehmen, Handwerksbetriebe, Nutzer) abgestimmt werden (Lean Management im Bauwesen).

Ziel ist, über das Lean Construction Management (LCM) Planungs- und Ausführungsprozesse in – aufgrund der Vielzahl der Projektbeteiligten, des zunehmenden Kosten- und Zeitdrucks, des hohen Individualisierungsgrads und der steigenden Anforderungen an Sicherheit und Nachhaltigkeit – zunehmend komplexer werdenden Bauprojekten so effizient und detailliert wie nötig aufzusetzen und während der gesamten Projektlaufzeit zu verbessern, um den gleichmäßigen Baustellenbetrieb zu gewährleisten. In der Planungsphase wird dazu auf agile Ansätze aus der Software-Entwicklung zurückgegriffen, um die Planungsprozesse zielorientiert aufeinander abzustimmen. In der Ausführungsphase wird der Ablauf der Bauausführung dann ausgearbeitet und getaktet und auf der Baustelle flexibel gesteuert.

Lean Construction – Methoden für das Baumanagement

Die Grundlage hierfür wird bereits früh in der Planungsphase im Rahmen einer Gesamtprozessanalyse gelegt. Wichtig hierbei ist, dass alle Baubeteiligten miteinbezogen werden, um ein gemeinsames Verständnis für die Prozessabläufe im jeweils individuellen Bereich zu schaffen. Auf dieser Basis erfolgt die Prozessplanung, bei welcher der Gesamtprozess in sinnvolle Arbeits- und Taktbereiche mit Meilensteinen und Stabilitätskriterien untergliedert wird. Alle Gewerke steuern hier wertvolle Erfahrungen bei. Während der Ausführung informiert auf der Baustelle eine Tafel über den zukünftigen Bauablauf, die Baufortschritte und auftretende Hindernisse. Die Tafel fungiert so als Steuerungsinstrument für die Bauleitung und sorgt für Transparenz.

Zur Unterstützung des Lean Construction Managements stehen mehrere Methoden zur Auswahl:

  • Das Last Planner System (LPS) ist eine speziell für den Bau konzipierte Methode zur gemeinschaftlichen Planung von Prozessen, bei der Gewerke und Fachplaner (als die „letzten Planer“) den Terminplan auf den Tag genau erarbeiten.
  • Die Taktplanung und Taktsteuerung als Methode zur Prozessplanung auf der Baustelle stellt den Prozessfluss in dem Mittelpunkt. Die voneinander abhängigen Gewerke „fließen“ in einer festgelegten Reihenfolge durch das Bauwerk und bilden so einen unterbrechungsfreien Prozessfluss; das Restrisiko äußerer Einflüsse ausgenommen. Die Methode eignet sich gut bei großen Projekten mit vielen sich wiederholenden Elementen – wie beispielsweise ein Bürogebäude, Wohnkomplex oder Krankenhaus.
  • Das Target Value Design (TVD) (Zielwert-Design, oft budgetbezogen) ist ein kollaborativer Planungsprozess, an dem alle Projektbeteiligten gemeinsam einen Entwurf erstellen, der dem Eigentümer den größten Mehrwert liefert. Der Vorteil dieser Methode liegt in der Transparenz und dem geringen Risiko für den Auftraggeber.

Vorteile der Lean Construction sind:

  • Planung und Ausführung werden ganzheitlich betrachtet und gestaltet, um Kundenbedürfnisse besser erfüllen zu können.
  • Die Prozessorganisation wird im Hinblick auf Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette gestaltet; die ganzheitliche Steuerung der Projekte verhindert teure Baufehler.
  • Die Prozesssteuerung folgt dem ConWIP-Prinzip, um einen stetigen Produktionsfluss zu ermöglichen. Standardisierte, effiziente Arbeitsabläufe vermeiden Verzögerungen und Leerlaufzeiten und erhöhen die Produktivität

Fazit: Lean Construction dient dazu, Bauvorhaben gesamtheitlich zu steuern, um sie schneller und effizienter – in hoher Qualität und unter Einhaltung von Kosten- und Terminvorgaben – umzusetzen. Neben den fachlichen Kenntnissen der Beteiligten werden zumehmend kommunikative Fähigkeiten und die Bereitschaft zur Transparenz als erfolgsfaktoren Bedeutung erlangen. Verknüpft mit digitalen Methoden wie Building Information Modeling (BIM) wird ddas Lean Construction Management das Arbeitsumfeld im Bereich Bau nachhaltig verändern.

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