Lieferbereitschaft


Lieferbereitschaft

Definition

Mit dem Begriff „Lieferbereitschaft“ wird die Fähigkeit bezeichnet, Bestellungen korrekt auszuführen. Korrekt bedeutet in diesem Zusammenhang, die erworbenen oder angeforderten Sachgüter in der vertraglich festgelegten Art und Menge sowie zum verabredeten Termin am vereinbarten Ort – und unter Umständen in einer sachlogischen Reihenfolge – bereitzustellen.

Lieferbereitschaft: Einflussfaktoren

Die Lieferbereitschaft hängt von zwei Faktoren ab: dem Angebot an Produkten und der Nachfrage von Kundenseite. Dabei gibt es zwei Herausforderungen:

  • Je diversifizierter das Produktportfolio des Anbieters ist, desto größer werden die Anforderungen für eine termingerechte Bereitstellung der gewünschten Ware, da Lagerhaltung und Logistik entsprechend komplexer werden.
    Im Idealfall wird bei einem Auftragseingang das bestellte Produkt dem Lager entnommen, versandfertig gemacht und sofort ausgeliefert. Große Online-Händler beispielsweise werben damit, bestellte Waren spätestens am nächsten Tag, je nach Entfernung vom Auslieferungslager oft sogar noch am selben Tag oder innerhalb weniger Stunden an den Kunden liefern zu können. Im Buchhandel gewährleisten Verlagsauslieferungen bzw. Barsortimente, dass ein Großteil der lieferbaren Titel am Werktag nach der Bestellung in der Verkaufsstelle zur Abholung bereit liegt.
  • Die Ansprüche der Kundschaft steigen – sowohl bei Endabnehmern oder Konsumenten als auch bei nachgelagerten Produktionsstufen in der Wertschöpfungskette als internen oder externen Kunden.
    Bestimmte Angebote zur Deckung des Grundbedarfs müssen als Massenware überall und jederzeit verfügbar sein. In der Serienfertigung sollten Standardprodukte ebenfalls sofort oder mit nur minimalen Lieferfristen an den Abnehmer übergeben werden können. Zudem zeigt sich ein deutlicher Trend hin zu individuellen Produktkonfigurationen: Zulieferer etwa in der Automobilindustrie müssen dem durch Just-in-time-Lieferungen (JIT) oder sogar Just-in-Sequence-Lieferungen (JIS) begegnen und die zeitnahe kundenorientierte Produktion ermöglichen.

Der Lieferbereitschaftsgrad

Das Maß der Lieferbereitschaft ist an der betriebswirtschaftlichen Kennzahl Lieferbereitschaftsgrad zu erkennen. Als einer der Key Performance Indicators (KPIs) der Logistik gibt sie den Prozentsatz der in einem betrachteten Zeitraum korrekt abgewickelten Distributionsvorgänge an. Damit ist gemeint, dass Wirtschaftsgüter oder Handelswaren zum verabredeten Termin in der vertraglich zugesicherten Quantität und Qualität an den Abnehmer ausgeliefert wurden.

Bedeutung der Lieferbereitschaft

Die Lieferbereitschaft ist die Fähigkeit eines Unternehmens, Produkte bei Bedarf umgehend auszuliefern; sie wird also erst messbar bei einer Nachfrage nach einem Sachgut. Je nach Abnehmer oder Kunde bestehen aber unterschiedliche Sichtweisen darüber, was umgehend bedeutet.

Betrachtet man die Wertschöpfungskette bzw. die Supply Chain, ist die geforderte Lieferbereitschaft in Produktionsbetrieben tendenziell am höchsten. Gerade in der Automobilindustrie mit der Just-in time-Fertigung (JIT) ist es essenziell, dass die vom Zulieferer stammenden Teile pünktlich – wenige Minuten vor der Montage – am Fließband oder an der Fertigungsinsel zur Verfügung stehen. Beträgt der Lieferbereitschaftsgrad hier nicht 100 %, kommt es zu Stockungen in der Produktion und zu Effizienzverlusten; unter Umständen folgen Regressforderungen, um die aus den Produktivitätseinbußen resultierenden Fehlmengenkosten aufzufangen. Aber auch wenn das JIT-Prinzip nicht greift, möchten weder Geschäftspartner noch Verbraucher wochenlang auf ein Bauteil, eine Neuanschaffung oder ein Ersatzteil warten müssen – ob Fahrzeug, Elektrogerät oder Möbelstück.

Viele der möglichen Bedarfslücken deckt der Großhandel mit seiner Bevorratung ab – ganz gleich, ob es sich um Baustoffe, Eisenwaren, Lebensmittel oder Bücher handelt. Hier ist die Lieferbereitschaft sehr hoch; im nachgelagerten Einzelhandel, der vom Großhandel Waren bezieht, ist sie bereits geringer. Produkte des alltäglichen Bedarfs mit hohen Umschlagszahlen sind dabei eher lieferbar als Luxusgüter oder Nischenprodukte, die selten nachgefragt werden.

Eine umgehende Lieferung, also eine hohe Lieferbereitschaft, ist möglich durch eine effiziente Lagerhaltung und eine gute Abstimmung in der Supply Chain. Eine schnelle Auslieferung der angeforderten Sachgüter sorgt für zufriedene Kunden, stärkt damit die Kundenbindung und fördert das Image des Unternehmens – was zu Mehrverkäufen und zu einem höheren Umsatz führen kann. Ein niedriger Lieferbereitschaftsgrad dagegen kann zu Lieferverzögerungen, unzufriedenen Kunden und Umsatzverlusten führen.

Lieferbereitschaft optimieren

Große Lagerbestände sichern eine hohe Lieferbereitschaft – verursachen aber Lagerhaltungs- und -bewirtschaftungskosten, binden Kapital und belegen Platz. Das Ziel eines Unternehmens muss es also sein, bei möglichst kleinen Lagermengen eine idealerweise vollständige Lieferbereitschaft zu gewährleisten. Möglich ist dies unter anderem durch eine genaue Bedarfsplanung bzw. -abschätzung, eine Abstimmung der Lieferkette sowie ein Controlling, das die Lager- und die Fehlmengenkosten erfasst und damit die Berechnung eines Mindestbestands erlaubt.

Die Bedarfsplanung bzw. -abschätzung sollte anhand der bisherigen und voraussichtlichen Verkäufe anhand einer ABC-Analyse erfolgen. Bei dieser können die Produkte nach ihrer Bedeutung – sei es nach der Häufigkeit der Bestellung oder dem Bestellwert – priorisiert werden. Stark nachgefragte Sachgüter sollten eine hohen Lieferbereitschaftsgrad aufweisen, bei Neben- oder Nischenprodukten kann der Bestand im Lager reduziert werden.

Eine Abstimmung in der Lieferkette ist sinnvoll, um die rechtzeitige Wiederbeschaffung abverkaufter Artikel zu sichern. Hier können auch Ersatzprodukte von alternativen Lieferanten einbezogen werden, wenn ein in der Wertschöpfungskette vorgelagertes Glied ausfällt. So lassen sich Fehlmengenkosten, die bei Ausfall eines Zulieferers und eine daraus resultierende mangelnde Lieferfähigkeit eines Sachguts entstehen, vermeiden.

Ein leistungsfähiges Controlling sollte in der Lage sein, die Lagerkosten zu erfassen und die Fehlmengenkosten bei Ausfall der Lieferbereitschaft eines Produkts zu überschlagen. Mithilfe einer betriebswirtschaftlichen Berechnung kann so für jedes Produkt ein Mindestbestand ermittelt werden. Dieser stellt das finanzielle Optimum dar zwischen den Lagerkosten und den Aufwendungen, die zum Ausgleich von durch Fehlmengen verursachten Verbindlichkeiten nötig sind.

Um alle Möglichkeiten einer Optimierung der Lieferbereitschaft ausschöpfen zu können, ist eine Unterstützung durch Softwaresysteme sinnvoll. Der Einsatz von Kalkulationsprogrammen, Logistik-Software, Warenwirtschaftssystemen und anderen Instrumenten sollte dabei mit den Partnern in der Supply Chain abgestimmt werden, um Systembrüche zu vermeiden.

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