Erhöht sich das Produktionsergebnis, wenn man die gleiche Menge an Produktionsfaktoren einsetzt, so spricht man von einer Steigerung der Produktivität. Ebenso steigert sich die Produktivität, wenn man die Menge der Produktionsfaktoren verringert, das Produktionsergebnis aber das gleiche bleibt.
Dies ist auf den verschiedensten Ebenen möglich – von der volkswirtschaftlichen über die betriebswirtschaftliche bis letztlich zur persönlichen Ebene eines Individuums – und für die unterschiedlichsten Vorgänge und Lebensbereiche.
Produktivität – aus volks- und aus betriebswirtschaftlicher Sicht
In der Volkswirtschaft wird die Produktivität aus dem Verhältnis der wirtschaftlichen Leistung (Output) und der Einsatzmengen der einbezogenen Wirtschaftsfaktoren (Input) berechnet.
- Gesamtwirtschaftlich kann so die totale Produktivität als Quotient aus dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Output und den Einsatzmengen aller Faktoren als Input berechnet werden. Das BIP stellt dabei (vereinfacht) den Gesamtwert aller in einem Staatsgebiet erzeugten Güter und erbrachten Dienstleistungen dar. Mit den Faktoren sind die Produktionsfaktoren Boden, Arbeit, Kapital und Wissen gemeint. Diese zunächst sehr abstrakten und komplexen Strukturen müssen allerdings zunächst aufgeschlüsselt und mit Faktorpreisen bewertet werden, um sie in monetäre Einheiten umrechnen zu können.
Auf dieser Basis lassen sich dann Aussagen über das Wachstum der Volkswirtschaft ableiten und Schlussfolgerungen zu ihrer Positionierung im internationalen (z. B. BRD/EU/USA) oder nationalen Vergleich (in Bezug auf Länder oder Regionen, z. B. Süd-/Nord- oder West-/Ostdeutschland) ziehen. Da die monetäre Bewertung aber auf internationaler Ebene aufgrund voneinander abweichender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Preisindizes unterschiedlich erfolgt, sind Vergleiche nur eingeschränkt möglich.
- Man kann auch partielle Produktivitäten ermitteln. Diese beziehen sich auf einen Produktionsfaktor oder einen Sektor als Teil der Volkswirtschaft, wie zum Beispiel Landwirtschaft, Industrie oder Dienstleistung. Dabei stehen Arbeit und Kapital als klassische Produktionsfaktoren im Mittelpunkt. Der gesamte Output wird dabei einem Faktor als Input zugerechnet. So ergeben sich Kennzahlen wie BIP pro Arbeitskraft oder geleisteter Arbeitsstunde oder BIP pro Investitionsvolumen.
In der Betriebswirtschaft und damit auf Unternehmens- oder Organisationsebene wird Produktivität als „Ergiebigkeit der betrieblichen Faktorkombination“ (Gablers Wirtschaftslexikon) definiert. Als Quotient aus Output-Menge zu Input-Menge stellt sie auf die mengenmäßige Erfassung ab. Sie unterscheidet sich dadurch von der Wirtschaftlichkeit und der Rentabilität, bei denen Kosten bzw. Aufwand auf den Ertrag bzw. Erlös bezogen werden, also eine wertmäßige Zuordnung erfolgt.
Arten der Produktivität
Die Gesamtproduktivität: von der Wirtschaft zur Organisation
Die Gesamtproduktivität einer betrachteten wirtschaftlichen Einheit – ob auf volkswirtschaftlicher oder betriebswirtschaftlicher Ebene – wird immer nach der gleichen Grundformel berechnet:
Die Gesamtproduktivität kann auf Ebene einer Organisation – eines soziotechnischen Systems, also eines Unternehmens, einer Behörde, einer Personengesellschaft ... – ermittelt werden als:
Dabei wird der Output als Menge pro Zeiteinheit angegeben. Die Ausbringungsmenge ist damit eine (variable) Stromgröße – das wird verständlich, wenn man die Produktion als Wertstrom begreift, bei dem ein Gut im Lauf der Bearbeitung eine Wertsteigerung erfährt (siehe Wertstromanalyse).
Beim Input kann es sich ebenfalls um eine Stromgröße handeln, etwa als Arbeitszeit (Anzahl der Arbeitsstunden in einem Jahr, aber auch um eine Bestandsgröße, wie die durchschnittliche Anzahl an Mitarbeitern in einem Jahr oder das durchschnittliche Grundkapital in einem Jahr.
Bezogen auf Menge oder Wert?
Eine generelle Unterscheidung ergibt sich bei den Produktivitäten dann in Bezug auf die Bewertung. Diese kann mengen- oder wertmäßig erfolgen:
- Die technische oder physische Produktivität bezieht sich auf Angaben in physikalischen Maßeinheiten. Der Output wird in Einheiten wie Kilogramm oder Meter angegeben, der Input etwa als Zeit (z. B. Zahl der Arbeitsstunden) oder Energie- bzw. Leistungsangaben (wie Treib- oder Brennstoffverbrauch bzw. bezogene Strommenge).
- Die wirtschaftliche Produktivität wird standardisiert in der Praxis anhand von Geld bewertet. Bewertungsmaßstab der Ausbringungsmengen ist der (bereinigte) Verkaufs- oder Abgabepreis. Der Aufwand fließt über die Herstellungskosten in die Berechnung ein. Diese umfassen mindestens die Kosten für die Beschaffung der Einsatzmengen; bei Waren, die gehandelt werden, ist dies der Marktpreis. Eingesetzte Güter, die selbst gefertigt werden, sind stattdessen mit den Herstellungskosten anzusetzen. Dazu kommen, je nach Berechnungsansatz und Perspektive, weiter fixe und variable Kosten bis hin zur Vollkostenrechnung. Danach lässt sich die Wirtschaftlichkeit bestimmen: Hierzu wird der Wert des Produktionsergebnisses (gemessen an den Verkaufspreisen) zu den Herstellkosten ins Verhältnis gesetzt.
Die Produktivität – aufgeschlüsselt nach Produktionsfaktoren
Die Produktivität lässt sich weiterhin auch anhand der beteiligten Produktionsfaktoren untergliedern. Meist wird unterschieden zwischen den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital, aber auch die Arbeitsmittel – Maschinen, Material – können zur Feststellung der Produktivität herangezogen werden.
Die Kennzahl Arbeitsproduktivität ist ein Maß für die Wertschöpfung durch den Arbeitseinsatz. Die Wertschöpfung steht dabei in direktem Verhältnis zur Ausbringungsmenge. Diese wiederum hängt unmittelbar von der Arbeitsleistung ab. Hier spielen Faktoren wie das eingesetzte Personal und der Geräte- oder Maschineneinsatz mit hinein, also auch die eingesetzten Arbeitsmittel.
Mit der Kennzahl Kapitalproduktivität wird das Verhältnis des eingesetzten Kapitals zur Wertschöpfung, also zur Ausbringungsmenge, angegeben. Je nach Verwendungszweck – sei es ein internes oder externes Reporting oder die Erstellung einer Benchmark – kann die Berechnungsgrundlage des Kapitaleinsatzes sehr individuell gestaltet werden. Die Kapitalproduktivität ist daher nur ein Anhaltspunkt bei der Bewertung der Produktivität einer Organisation.
Die Kennzahl Maschinenproduktivität gibt das Verhältnis von Ausbringungsmenge und Maschineneinsatz an. Die Wertschöpfung steht dabei in direktem Verhältnis zur Laufzeit – oder besser: zur Overall Equipment Effectiveness (OEE) bzw. zur Gesamtanlageneffektivität (GAE) und damit zur Operational Excellence (OE).
Als weitere technische Größe für die Produktivität kann die Materialproduktivität angesehen werden. Da hier Mengen als Input und Output angegeben werden, lassen sich physikalische Einheiten zu deren Beschreibung verwenden.
Der Faktor Mensch – die persönliche Produktivität
Der Mensch ist zwar in vielen Fällen ein Produktionsfaktor – in der Volkswirtschaftslehre klassisch mit dem Begriff „Arbeit“ belegt –, aber eben keine Maschine. Wie leistungsfähig und damit produktiv er ist, hängt davon ab, wie seine individuellen Voraussetzungen sind und auch davon, welchen Biorhythmus er hat, denn auch dieser beeinflusst die Leistungsfähigkeit stark.
Die persönlichen Voraussetzungen lassen sich in Hard Skills – rein fachliche Qualifikationen – und Soft Skills – Kompetenzen im zwischenmenschlichen Bereich – unterteilen.
- Zu den Hard Skills zählen unter anderem Fähig- und Fertigkeiten, Erfahrungen, belegbare Ausbildungsabschlüsse sowie (nachgewiesene) Qualifikationen durch Fort- und Weiterbildungen.
- Zu den Soft Skills gehören beispielsweise Empathie, Wertschätzung, Motivation, Engagement, Begeisterungsfähigkeit, aber auch (Selbst-)Disziplin, Zeitmanagement und Führungsfähigkeiten.
Der individuelle Biorhythmus zeigt auf, zu welcher Tageszeit ein Mensch wie leistungsfähig – und damit produktiv – ist. Generell weist die Leistungskurve pro Tag zwei Maxima auf, eines am Vormittag und eines nach einem Einbruch am Mittag am Nachmittag. Wann die Maxima erreicht werden, hängt vom Persönlichkeitstyp ab. Sogenannte „Lerchen“ sind früher produktiv und erreichen ihr absolutes Maximum am Vormittag, bauen aber am späten Nachmittag schnell ab. Sogenannte „Eulen“ sind vormittags nicht so leistungsfähig wie die Lerchen, erreichen dafür aber am Nachmittag ihr absolutes Leistungshoch und sind auch noch am Abend produktiv.
Da der Biorhythmus zudem circadian verläuft, der Mensch sich also im Lauf der Evolution mit seinen Aktivitäts- und Ruhephasen an den Tag-Nacht-Wechsel angepasst hat, ist die Leistungsfähigkeit nachts generell niedriger als tagsüber.
Unternehmen sollten daher beim Einsatz des Faktors Arbeit berücksichtigen, dass die Produktivität der Mitarbeiter nicht nur von den Hard Skills abhängt, sondern von vielen weiteren persönlichen Merkmalen – und auch der Uhrzeit. Um Belastungen zu reduzieren und die Produktivität zu erhalten, sind entsprechende Pausen und Ruhezeiten einzuhalten. Arbeitgeber können viel für die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter tun, wenn sie Arbeiten priorisieren, Arbeitszeiten, das Pensum und auch die Arbeitsorte individuell mit den Arbeitnehmern absprechen, damit ihre Leistungsfähigkeit möglichst voll ausgeschöpft werden kann. Dies setzt voraus, dass im Unternehmen ein gutes Betriebsklima herrscht, respektvoll und wertschätzend kommuniziert und eine offene Organisationskultur gelebt wird. Die daraus resultierende Motivation führt zu einer positiven Grundeinstellung gegenüber der Arbeit. Sie erhöht die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten und ist Grundlage für eine konstant hohe Produktivität.