Routenzüge versorgen nach einem festgelegten Konzept auf einer Tour verschiedene Bereitstellorte (Senken) just-in-time (JIT; Just-in-Time-Prinzip) mit unterschiedlichen Materialien aus Lagerorten (Quellen) und sammeln verschiedene Materialien von mehreren Orten ein (Milkrun). Dabei verkehren sie üblicherweise auf einer festgelegten Route (einem festgelegten Fahrweg), auch getaktet oder nach einem festen Fahrplan. Da sie auf den Anhängern (Warenträgern) mehrere und unterschiedlichste Ladungsträger (z. B. Paletten) auch in kleinen Losen pro Fahrt transportieren können, sind sie im Vergleich zu anderen Flurförderfahrzeugen hocheffizient und minimieren gleichzeitig das innerbetriebliche Verkehrsaufkommen. Damit gelten Routenzüge als die wirtschaftlichste und sicherste Lösung für innerbetriebliche horizontale Materialflüsse.
Routenzüge können manuell, teilautomatisiert (halbautonom) oder automatisiert als fahrerloses Transportsystem (FTS) betrieben werden, also als
- manuelle Fahrt mit manuellem Lasthandling;
- automatisierte Fahrt mit manuellem Lasthandling;
- manuelle Fahrt mit automatisiertem Lasthandling;
- automatisierte Fahrt mit automatisiertem Lasthandling.
Bei der Planung von Routenzügen sind diese Systemelemente zu betrachten:
- der Routenzugbahnhof (Quelle, z. B. Lager);
- die Haltepunkte und Bereitstellorte (Senken; z. B. definierte Arbeitsplätze);
- der Routenzug selbst (Zugmaschine und Anhänger mit entsprechender Technik);
- die Steuerung des Routenzugs und des Nachschubs;
- die Besonderheiten der Fertigungslinie sowie die mögliche Arbeitsteilung (z. B. Integration von Beladung und Leergut in den Routenzugzyklus).
Der Einsatz der Routenzüge kann über die Aspekte Produkte, Ort, Zeitpunkt, Menge und Qualität/Zustand strukturiert werden. Hierbei ist eine entsprechende Flexibilität bei der Umsetzung und realen Anwendung zu gewährleisten:
- Produkte: Welche Materialien sollen bereitgestellt, welches Leergut abgeholt werden? Hier sind die Mengen, die Behältnisse und deren Dimensionierung sowie das maximale Fassungsvermögen für das jeweilige Material zu berücksichtigen.
- Ort: Wo sollen die Materialien abgeholt, wo bereitgestellt werden? Über das Layout der (Produktions-)Anlage kann der Bereich eingegrenzt werden, in dem ein Routenzug sinnvoll eingesetzt werden kann. Hier lassen sich Bereitstellungszonen wie Fertigungsinseln als Halteorten definieren.
- Zeitpunkt: In welcher Taktung und auf welchem Servicelevel sollen Materialien bereitgestellt werden? hier sind der Vorlauf für die Bereitstellung und Koordinationsaufwände zu berücksichtigen.
- Menge: In welcher Menge sollen die Teile bereitgestellt werden? Basis für eine Abschätzung ist das Produktionsprogramm der nächsten Planungsperiode samt Stücklisten mit den jeweiligen Bedarfen an Materialien am jeweiligen Ort. Hier sind die Losgrößen und die Produktvarianten einzubeziehen, um Schwankungen des jeweiligen Materialbedarfs abfedern zu können.
- Qualität/Zustand: Wie sollen die Materialien am Bereitstellungsort eintreffen? Hier ist zu klären, ob Sets von Materialien gebildet, Verpackungen vor dem Transport entfernt oder spezielle Ladungsträger gebraucht werden.
Die Vorteile von Routenzügen beim horizontalen Materialtransport lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- wirtschaftliche Vorteile: Routenzüge können viel Material in kurzer Zeit über längere Wegstrecken transportieren und auf einer Tour mehrere Senken anfahren. So werden Fahrzeuge und Personal zu deren Bedienung eingespart.
- ökologische Vorteile: Weniger Fahrzeuge heißt geringere Umweltbelastung. Da Routenzüge elektrisch betrieben werden, verursachen sie keine (direkte) Abgasemission.
- sicherheitsrelevante Vorteile: Eine geringere Anzahl an Fahrzeugen resultiert in geringerem innerbetrieblichen Verkehrsaufkommen. Das Risiko für gefährliche Situationen bzw. Unfälle wird gesenkt, die Sicherheit für Mensch und Material steigt.