Transparenz


Transparenz

Definition 

Der Brockhaus übersetzt das Fremdwort mit dem deutschen Begriff „Durchsichtigkeit“. Dabei werden verschiedene Anwendungsfelder unterschieden.

  • Physikalisch-technisch wird „Transparenz“ als Durchlässigkeit für (Licht-)Strahlung bzw. Übertragungsmerkmale wie Codes oder Bitgeschwindigkeiten definiert.
  • Als allgemeine Bedeutung werden „Deutlichkeit“ und „Verstehbarkeit“ sowie „Durchschaubarkeit“ – auch unter dem Aspekt der Nachvollziehbarkeit – angeführt und beispielhaft auf Institutionen und politische Entscheidungen bezogen. Als Institutionen können dabei alle privaten und öffentlichen Einrichtungen, von der Personen- und der Kapitalgesellschaft über den Verwaltungsapparat und Verbände bis hin zu beispielsweise gemeinnützigen oder politischen Gemeinschaften und sozialen sowie kulturellen Einrichtungen, gezählt werden. Mit politischen Entscheidungen kann die gesamte Spannweite von gesamtgesellschaftlichen bis hin zu unternehmens- bzw. organisationsinternen Festlegungen gemeint sein.

Dieser Ansatz lässt sich zudem auf andere nicht nur technische, sondern beispielsweise auch psychologische und soziale Zusammenhänge übertragen:

  • Grafische Transparenz meint durchscheinend wirkende Elemente eines Bildes oder einer Computergrafik.
  • Akustische Transparenz bedeutet die Unterscheidbarkeit aufeinanderfolgender Töne.
  • Transparenz in Informations- und Kommunikationssystemen stellt darauf ab, dass die Übermittlung und die Verarbeitung von Daten reibungslos abläuft, ohne dass die dahinterstehende Hard- und Software direkt erkennbar sind oder bemerkt werden.
  • Verhaltenstransparenz steht für die Nachvollziehbarkeit und Kontinuität von Handlungen und Denkweisen von Individuen.

Transparenz in den Wirtschaftswissenschaften

In volkswirtschaftlicher Hinsicht steht die Markttransparenz im Vordergrund. Diese beschreibt den allgemeinen Informationsstand über einen Markt und die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung. Ziel ist eine idealerweise vollkommene Markttransparenz, denn je größer die Verfügbarkeit von Informationen in einem und über einen Markt ist, desto leichter ist es für alle Marktteilnehmer, sinnvolle ökonomische Entscheidungen ohne Unsicherheiten und Vorbehalte zu treffen. Mathematisch beschrieben werden kann der Grad der Markttransparenz als Quotient aus bekanntem (bzw. vorhandenem) und zugänglichem Wissen über den Markt.

Um die angestrebte Transparenz des Marktes grundsätzlich zu gewährleisten und Marktteilnehmer über Versuche der Marktbeeinflussung zu informieren, wurde in Deutschland die Markttransparenzstelle eingerichtet. Sie ist als Überwachungsstelle dem Bundeskartellamt zugeordnet. Das Ziel ist, verbotene Preisabsprachen aufzudecken sowie Kartellbildungen zu vermeiden, um damit (gesamtgesellschaftlichen) Wohlfahrtsverlusten zugunsten einzelner Akteure zu begegnen.

Auf der betriebswirtschaftlichen Ebene ist die Transparenz der Märkte, der Marktteilnehmer und der Rahmenbedingungen Ausgangspunkt für die Marktforschung, verschiedenste Analysen sowie theoretische Betrachtungen. Im Rahmen der Marktforschung werden Erhebungen wie Umfragen in der Bevölkerung oder Kundenbefragungen durchgeführt. Zu den systematischen Auswertungen gehören Markt-, Umfeld-, Konkurrenz- und Wettbewerbsanalysen. Wissenschaftlich betrachtet werden zum Beispiel die Verteilung von Informationen und die Ursachen von Informationsasymmetrien zwischen Marktteilnehmern. Bekannt ist hier die Prinzipal-Agent-Theorie, die sich mit den Ursachen und Auswirkungen des unterschiedlichen Informationsstands zwischen Auftraggebern (Prinzipalen) und Auftragnehmern (Agenten) befasst. Daraus wiederum können praktische Maßnahmen für Unternehmen und andere Organisationen abgeleitet werden – unter anderem zur Erhöhung der Transparenz.

Auf der Unternehmens- bzw. Organisationsebene ist Transparenz nicht nur eine Grundlage für die Umsetzung des Geschäftsmodells unter den Bedingungen des Marktes, sondern auch die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Organisationsmitglieder.

Transparenz als Basis der unternehmerischen Tätigkeiten

Um ein bestehendes Geschäftsmodell erfolgreich umzusetzen oder zielführend weiterzuentwickeln, müssen alle Abläufe und Vorgänge in der eigenen Organisation bekannt sein. Alle Zuständigkeiten in der Aufbau- und Prozesse in der Ablauforganisation müssen also transparent sein, um an verantwortlicher Position konkrete Entscheidungen treffen, aber auch Verbesserungspotenziale zur (qualitativen und quantitativen) Optimierung von Prozessen erkennen zu können. Das reicht von der Kalkulation von Mengen, Preisen und Zeiten über die gesamte Wertschöpfungskette (von der Beschaffung bis zum Vertrieb) bis zur Festlegung des Portfolios an Sach- und Dienstleistungen. Einzubeziehen sind aber ebenso der Personaleinsatz und die Entlohnung der Beschäftigten sowie letztlich die Offenlegung von Finanzinformationen gegenüber Anspruchsberechtigten: Ohne eine solide Informationsgrundlage bestehen keine Handlungsmöglichkeiten. Transparenz ist damit der Schlüssel zu allen betrieblichen Planungs- und Steuerungsaufgaben sowie organisatorischen Herausforderungen, sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene.

Grundlage für eine solche Transparenz ist unter anderem eine solide Datenbasis, die auf einer systematischen und statistisch abgesicherten Datenerfassung beruht. Diese sollte langfristig angelegt sein und regelmäßig erfolgen, um über ein Controlling sinnvolle Kennzahlen aufstellen sowie vergleichen zu können. Damit lässt sich dann die Entwicklung der Organisation verfolgen und steuern.

Transparenz spielt aber auch beim Betriebsklima und bei der Zusammenarbeit der Organisationsmitglieder eine herausragende Rolle:

  • Von großer Bedeutung ist sie in den persönlichen Beziehungen zwischen Organisationsangehörigen – auch über Hierarchieebenen hinweg. Denn Transparenz schafft Vertrauen, fördert das gegenseitige Verständnis und ist das Fundament für eine gute und verlässliche Zusammenarbeit. Führungskräfte sind also gehalten, Entscheidungen offen zu kommunizieren. Sie sollten Gründe und Auswirkungen erläutern und diskutieren, damit Mitarbeiter diese nachvollziehen und sich bei der Umsetzung mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen einbringen können, anstatt nur lästigen oder unverständlichen Weisungen folgen zu müssen. Transparenz zeigt Wertschätzung, fördert Eigenverantwortlichkeit und schafft damit eine der Voraussetzungen für moderne Führung – etwa bei der Umsetzung des Lean Managements.
  • Aber auch unter den Führungsverantwortlichen auf den verschiedenen Managementebenen ist Transparenz wichtig, um als Team – orientiert an den Werten, die sich in der Vision und der Mission der Organisation wiederfinden – führen zu können. Intransparenz bedingt sowohl im Management als auch auf Mitarbeiterseite Misstrauen und Konkurrenzdenken, da Vorgaben nur noch erfüllt, aber nicht mehr vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Zieles reflektiert werden. Transparenz hingegen hilft bei der Einschätzung des Ist-Zustands und der beteiligten Personen, festigt Bindungen, führt zu einem Wir-Gefühl und unterstützt die Eigenverantwortung bei Aktionen zur Zielerreichung.

Fazit

Transparenz ist, aus wirtschaftlicher Sicht, nicht nur eine Voraussetzung für einen funktionierenden Markt, sondern auch der Kitt, der Organisationen als sozio-kulturelle Gemeinschaften zusammenhält. Transparenz ist Ausdruck der Wertschätzung und des Miteinanders; sie führt zu einer offenen Kultur, in der auch Fehler toleriert werden. Damit ist sie ein wichtiger Baustein, um Verbesserungen auf allen Ebenen erkennen und umsetzen zu können.

Sichtbar wird Transparenz bereits in der Vision und der Mission einer Organisation, die die Ausrichtung der „Wertegemeinschaft“ festlegen. So wird es allen Mitgliedern einer Einrichtung möglich, eigenverantwortlich bei der Zielerreichung mitzuwirken.

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