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Lagerbestand


Lagerbestand

Definition

Unter Lagerbestand versteht man den vorhandenen Vorrat an Sachgütern, der zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Verfügung steht. Je nach Branche oder Wirtschaftszweig kann es sich dabei um unterschiedliche Produkte oder Waren handeln:

  • Herstellende und veredelnde Gewerbetriebe lagern beispielsweise Ausgangsmaterialien, Halbfabrikate, Klein- und Bauteile sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe ein, um ihre handwerkliche oder industrielle Produktion aufrechterhalten zu können.
  • Handelsunternehmen nehmen Konsum- und Gebrauchsgüter für gewerbliche und private Abnehmer bzw. Endkunden auf Lager, zum Teil auch Investitionsgüter – vom Aal bis zur Zeitung und vom Automobil bis zum Zylinderschloss.
  • Dienstleister bevorraten je nach Ausrichtung und Serviceangebot Verbrauchsmaterialien wie Pflegeprodukte, Medikamente, Nahrungsmittel, Treib- und Schmierstoffe, aber auch Flip-Charts, Tafelkreide oder Lehrmittel wie Fachbücher und Seminarunterlagen.
  • Verwaltungseinrichtungen verfügen in der Regel über Bestände an Büromaterialien wie Bleistiften, Kugelschreiberminen, Druckerpapier und Tonerkassetten oder Formulare.

Bedeutung des Lagerbestands

Kurze Lieferzeiten sind ein zentrales Leistungsmerkmal wettbewerbsfähiger Produktions- und Handelsunternehmen. Um die Nachfrage auch bei (regionalen oder saisonalen) Schwankungen befriedigen zu können, müssen die angeforderten oder bestellten Produkte in der vom Abnehmer gewünschten Menge und Qualität bzw. Ausführung verfügbar sein. Die Bevorratung von Sachgütern, die für die Leistungserstellung notwendig sind, ist eine Voraussetzung, um den Bedarf schnell decken zu können. Die Anpassung des Lagebestands an den Bedarf ist Aufgabe der Lagerverwaltung, die die Lagerreichweiten undLagerumschlagshäufigkeiten für die einzelnen Sachgüter berechnen und festlegen muss.

Um die Kosten für die Lagerhaltung und die Kapitalbindung zu reduzieren, wird von Industrieunternehmen häufig das Just-in-Time-Prinzip (JIT) umgesetzt. Die benötigten Waren und Teile werden dann erst kurz vor deren Einsatz angeliefert. Diese Güter werden als Erzeugnisse bzw. Transportgut in der logistischen Kette („rollende und schwimmende Ware“) als sogenannter „auswärtiger Lagerbestand“ gewertet.

Bilanzposition

Die den Lagerbestand bildenden Sachgüter gehören bilanztechnisch zum Umlaufvermögen eines Unternehmens. Sie werden auf der Aktiva-Seite in der Bilanz unter dem Punkt „Vorräte“ wertmäßig aufgelistet.

Ermittelt wird Lagerbestand in der Regel durch die Inventur, also die körperliche Bestandsaufnahme. Hier gelten für Kapitalgesellschaften strenge Inventurrichtlinien. Diese sind vom Gesetzgeber festgelegt, da der Lagerbestand erheblichen Einfluss auf die Ermittlung des Unternehmenswerts und die Bemessung der Unternehmenssteuer hat. Alternativ können manche Unternehmen den Lagerbestand auch durch Skontration ermitteln, also die laufende Notierung der Zu- und Abgänge. Hier sind allerdings Differenzen zwischen Soll- und Ist-Bestand aufgrund nicht dokumentierter Entnahme oder Zuführung nicht auszuschließen.

Balance zwischen Lieferbereitschaft und Lagerkosten

Der Lagerbestand ist eine wichtige betriebswirtschaftliche Kennzahl, die einerseits die Wert- und Kostenseite der Bevorratung abbildet und andererseits Aussagen zur Lieferfähigkeit von Waren und Produkten erlaubt.

Aus finanzieller Sicht wird durch den Bestand am Lager Kapital gebunden, die Liquidität wird reduziert. Bei manchen Waren ist zudem der Wertverlust durch Alterung oder Verderben zu berücksichtigen – etwa durch Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums. Zudem verursacht die Lagerhaltung Kosten. Hier sind beispielsweise Aufwendungen für die genutzte Fläche, die Anpassung der Umgebungsbedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) sowie die Verwaltung einzuberechnen. Mit der Größe des Lagerbestands wächst in der Regel daher auch das unternehmerische Risiko.

Allerdings ermöglicht die Lagerhaltung in herstellenden Betrieben erst eine zeitnahe Produktion ohne lange Vorlaufzeiten und damit eine hohe Lieferfähigkeit. Letzteres gilt ebenso für Handelsunternehmen. Der Lieferbereitschaftsgrad, auch Servicegrad genannt, sollte idealerweise 100 % betragen, um Nachfrage auf Kunden- bzw. Abnehmerseite sofort befriedigen zu können.

Damit sind Lagerkennzahlen wie Lagerdauer, Lagerumschlagshäufigkeit sowie Lieferfähigkeit die Grundlage für unternehmerische Entscheidungen. Aus Sicht des Controllings sollte hier eine Optimierung des Lagerbestands durchgeführt werden, um das unternehmerische Risiko zu minimieren. Hierbei besteht allerdings ein klassischer Zielkonflikt: Der vorgegebene Lieferbereitschaftsgrad sollte minimale Gesamtkosten verursachen, die unter anderem die Lager-, Verwaltungs-, Beschaffungs- und Kapitalbindungskosten beinhalten. Um einen hohen Lieferbereitschaftsgrad zu erreichen, sind aber der notwendige Sicherheitsbestand des Lagerguts ebenso zu berücksichtigen wie die Beschaffungsmöglichkeiten und -konditionen über die Lieferkette. Viele größere Unternehmen setzen hier auf Just-in-Time-Lieferungen, um ihre eigenen Lagerbestände gering zu halten und dennoch Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Hier setzt das Bestandsmanagement an. Ziel ist eine Bestandsoptimierung, um eine optimale Lieferfähigkeit bei gleichzeitig möglichst geringem Lagerbestand zu erreichen.

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