Ideenmanagement


Ideenmanagement

Das Ideenmanagement umfasst den systematischen und strukturierten Umgang mit Einfällen für Neuerungen und Vorschlägen für Verbesserungen. Es beginnt in der Regel mit der spontanen Identifizierung eines Anlasses für eine Veränderung oder mit der gezielten Suche nach Optimierungspotenzialen. Darauf folgen die Generierung von Optionen hin zum gewünschten Wandel, die Bewertung der vorliegenden Alternativen und die Auswahl eines adäquaten Ansatzes. Den Abschluss bildet dessen Realisierung durch die Organisation von Maßnahmen zur Umsetzung und die Etablierung der Änderung als neuen Status quo.

Was sind Ideen?

Ideen sind die Grundlage von Neuerungen aller Art – von revolutionären Innovationen mit disruptivem Potenzial bis hin zu evolutionären Anpassungen an sich ändernde Wirtschafts- oder Lebensumstände und Randbedingungen. Das Spektrum reicht von gesellschaftlichen oder geschäftlichen Visionen über Forschungsansätze, Erfindungen, Tüfteleien, Geschäftsmodelle, Konstruktionen, Produkte und Gestaltungsoptionen bis hin zu Einfällen für kleinste Verbesserungen im beruflichen oder privaten Alltag.

Ohne Ideen gibt es keinen wie auch immer gearteten Fortschritt, keine Entwicklung. Der bewusste Umgang mit Ideen ist daher nicht nur für ganze Gesellschaften, sondern insbesondere auch für Organisationen und soziotechnische Systeme – wie wirtschaftlich agierende Unternehmen oder Einrichtungen der Verwaltung – von höchster Bedeutung, um sich auf die ändernden Bedürfnisse und Anforderungen der Kundschaft einzustellen. Hier setzt das Ideenmanagement an.

Definition Ideenmanagement

In einer sehr allgemeinen Form kann unter Ideenmanagement die selbstständige Weiterentwicklung und Transformation einer Organisation oder eines soziotechnischen Systems durch Einbezug von internen und Orientierung an externen Stakeholdern verstanden werden.

Aus der Management-Perspektive lässt sich das Ideenmanagement definieren als Planung, Organisation, Koordination und Kontrolle aller Tätigkeiten und Abläufe, die von der Initiierung und Generierung über die Sammlung, Verwaltung, Bewertung und Auswahl von Entwürfen für Neuerungen und Vorschlägen für Verbesserungen bis hin zu deren Umsetzung, Etablierung und Abgeltung reichen.

Im organisationalen Umfeld oder im betrieblichen Kontext wird unter dem Begriff „Ideenmanagement“ eine etablierte bzw. institutionalisierte Vorgehensweise verstanden, die durch Einbezug aller Angehörigen des soziotechnischen Systems und Rückgriff auf deren Potenzial an Einfällen und Vorschlägen die Position der Einrichtung gegenüber anderen Leistungsanbietern verbessert.

Ideenmanagement = BVW + KVP … und was noch?

Der Begriff „Ideenmanagement“ geht auf den österreichischen Ingenieur Siegfried Spahl zurück. Er formulierte 1975 seine Vorstellung vom Ideenmanagement als ein umfassendes System, das alle Ideenfindungs- und Kreativitätsmethoden nutzt und sämtliche Aktivitäten, die zum Vorschlagswesen gerechnet werden können, einschließt. Nach dieser Auffassung gehören also beispielsweise Techniken wie Mind Mapping oder Brainstorming dazu. Ergänzt werden diese durch Instrumente und Ansätze wie die Wertstromanalyse, Null-Fehler-Toleranz, Qualitätsförderung oder (Lean) Six Sigma. Hinzugerechnet wird außerdem die Generierung von geistigem Eigentum, das in Form von Mustern, Marken und Patenten sichtbar wird.

Trotz dieses umfassenden Ansatzes wurde das Ideenmanagement weiterhin überwiegend mit dem betrieblichen Vorschlagswesen (BVW) gleichgesetzt; dieses geht auf Alfred Krupp und sein 1872 im „Generalregulativ“ vorgestelltes Verbesserungsvorschlagswesen (VV-Wesen), kurz Vorschlagswesen (VW), zurück. Mit dem Aufkommen partizipativer Führungsansätze wie dem Lean Management sowie modernerer Produktionsmethoden wie der Lean Production wurde seit Mitte der 1980er-Jahre dann unter dem Einfluss von Kaizen der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) eingeführt und etabliert.

Heute herrscht die Ansicht vor, dass sich das BVW und der KVP auf verschiedene Ebenen beziehen und sich gegenseitig ergänzen:

  • Das betriebliche Vorschlagswesen (BVW) steht allen Angehörigen der Organisation offen, Fach- und Führungskräften ebenso wie Geringqualifizierten oder temporär Beschäftigten, auch Werkstudenten oder Praktikanten. Es bietet die Möglichkeit, sich spontan mit Ideen einzubringen und an der Verbesserung von Strukturen, Abläufen oder Produkten beizutragen. Die eingereichten Vorschläge werden dann nach einem festgelegten Schema bearbeitet und in der Regel bei nachgewiesenem Nutzen vergütet.
  • Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) bezieht insbesondere die operativen Mitarbeiter ein, die als „Experten vor Ort“ – am Gemba, dem Ort des Geschehens – mit den Arbeitsabläufen und mit der technischen Ausstattung vertraut sind. Sie sind in der Lage, durch oft schon geringfügige Änderungen Optimierungen zu erreichen. Die neuen Vorgehensweisen werden dann als neuer Standard etabliert.

Wertschöpfung durch Wertschätzung

Mit dem Ideenmanagement wird ein wirtschaftliches Hauptziel verfolgt: die von der Organisation angebotenen Leistungen – ob Produkt, Dienstleistung oder Verwaltungsakt – sollen effizienter erbracht werden. Abläufe sollen schneller und kostengünstiger werden, um die Wertschöpfung zu steigern und die Durchlauf- oder Bearbeitungszeiten zu verringern, also den Wertstrom zu beschleunigen. Verschwendung (Muda) in jeglicher Form ist zu minimieren und möglichst zu vermeiden, die Qualität der Angebote mindestens zu sichern, besser noch zu erhöhen.

Das zweite Ziel ist als Führungsanspruch von fast ebenso großer Bedeutung: die Einbindung und Motivation der Mitarbeiter. Hier steht der wertschätzende Umgang unter den Organisationsmitgliedern aller Hierarchieebenen als gelebte Führungs- und Arbeitskultur im Vordergrund. Wichtig ist eine offene Umgebung, die eigenverantwortliches und in Teilen selbstbestimmtes Arbeiten ermöglicht. In einem Umfeld, das Freiräume auch zur Reflexion von Abläufen und (eigenen) Tätigkeiten bietet, steigen die Kreativität und die (intrinsische) Motivation, sich einzubringen und Ideen zu entwickeln. Ein vertrauensvolles Zusammenwirken mit Kollegen und Vorgesetzten erleichtert die Vorlage von Vorschlägen. Auch wenn der angestrebte Zweck nicht erreicht wird, sollte die Kultur des Betriebs den Versuch gutheißen und nicht als Fehler werten oder gar sanktionieren.

Die Wertschätzung der Angehörigen des soziotechnischen Systems fördert deren Motivation, sich in die Organisation einzubringen und Vorschläge zu generieren und vorzulegen. Viele dieser Vorschläge führen zu Verbesserungen bei betrieblichen Abläufen und erhöhen deren Effizienz. Wertschätzung führt so zu Wertschöpfung und stärkt die Position der eigenen Einrichtung gegenüber anderen Anbietern.

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