Gemeinsam den Erfolg sichern

Verfasser: Eckhard Eyer, Perspektive Eyer Consulting, Ockenfels
Die Steuerung von Unternehmen erfolgt untern anderem über Management-Informationssysteme und betriebswirtschaftliche Kennzahlen. In produzierenden Unternehmen spielt dabei die Leistungskennzahl Overall Equipment Effectiveness (OEE), im Deutschen auch Gesamtanlageneffektivität (GAE) genannt, eine Schlüsselrolle.
Die bereits im Betrieb genutzten Schlüsselkennzahlen, die sogenannten Key Performance Indicators (KPI), lassen sich auch bei der Einführung von Leistungsentgeltsystemen heranziehen.
Overall Equipment Effectiveness
Die Overall Equipment Effectiveness (OEE), also die Gesamtanlageneffektivität (GAE), wird in vielen produzierenden Unternehmen erhoben und als wichtige Leistungskennzahl genutzt. Sie ist einer der Key Performance Indicators (KPI), da mit ihr quantifizierbare Aussagen zur Produktivität, Rentabilität und Gesamteffektivität von Produktionsanlagen, also Maschinen, Fertigungszellen, Fließbändern usw., möglich sind. Damit kann die OEE unter anderem zur Steuerung, Überwachung und Verbesserung der Fertigungsprozesse eingesetzt werden. Der OEE-Wert wird anhand der drei Faktoren Verfügbarkeit, Leistung und Qualität berechnet und berücksichtigt die häufigsten und wichtigsten Quellen von Produktivitätsverlusten in der Fertigung.
Bei der Ermittlung und der Nutzung der Kennzahl OEE stehen die vorhandenen Anlagen, also das Investment, und ihr effizienter Einsatz im Fokus der Betrachtung. Eine angemessene Leistungsvergütung als Honorierung der menschlichen Arbeit muss aber darüber hinaus gehen. Zusätzlich, als flankierende KPI, sollte daher auch die Produktivität der Mitarbeiter, die Arbeitsproduktivität (AP), gemessen werden. Denn diese hängt einerseits von dem bestehenden Maschinenpark ab – und beeinflusst andererseits auch deren wirtschaftlichen Betrieb und die Wertschöpfung in der Produktion. Außerdem kann dadurch verhindert werden, dass die OEE mit einem betriebswirtschaftlich nicht zu rechtfertigenden Aufwand an Mitarbeitern maximiert wird.
Arbeitsproduktivität
Die Arbeitsproduktivität ist definiert als das Verhältnis des Outputs eines Arbeitssystems zum Input an Arbeitszeit. Der Output kann anhand von arbeitswirtschaftlichen Daten wie produzierter Stückzahl, Anzahl Gutstücke oder Durchlaufzeit gemessen oder mit betriebswirtschaftlichen Daten, zum Beispiel Rohertrag, Umsatz oder Wertschöpfung, quantifiziert werden. Als Arbeitszeit kann, je nach Situation im Unternehmen, die erfasste tatsächliche oder die vertraglich vereinbarte und vergütete Arbeitszeit zugrunde gelegt werden.
Gestaltung von Leistungsentgeltsystemen mit OEE und AP
Die Gestaltung eines Leistungsentgeltsystems hat sowohl die Kosten des Leistungsentgelts als auch die Kosteneinsparungen des Unternehmens zu berücksichtigen. Die finanziellen Belastungen durch Prämien sind also den betriebswirtschaftlichen Vorteilen aufgrund der Leistungssteigerung gegenüberzustellen.
Denn in der betrieblichen Praxis werden nicht selten die Vorteile der verbesserten OEE von der Produktionsabteilung und dem Industrial Engineering hervorgehoben. Das Controlling hingegen fragt danach, was die Leistungssteigerung in Euro und Cent bringt, wenn die gewonnenen Kapazitäten nicht durch zusätzliche Aufträge ausgelastet werden. Die Argumentation des Controllings ist dann häufig, dass die Investitionskosten auf weniger Betriebsstunden umzulegen sind und damit die Maschinenstundensätze ansteigen. Eine Win-win-Situation ergibt sich aber erst durch die erhöhte Arbeitsproduktivität, die wiederum zu geringeren Lohnstückkosten führt. Aus dieser Einsparung kann dann die Prämie für die gestiegene Arbeitsproduktivität finanziert werden.
Gemeinsam erfolgreich
Erfahrungsgemäß werden im Zweifelsfall die Argumente des Controllings vom CEO als stichhaltiger eingestuft als die des Industrial Engineerings. In der Praxis hat sich deshalb ein Vorgehen durchgesetzt, bei dem das Industrial Engineering das Controlling rechtzeitig in den Gestaltungsprozess des Leistungsentgelts einbezieht. Voraussetzung ist, dass das Controlling das Denken und Handeln der Produktion verstehen sollte und das Leistungsentgelt nicht mit einer Erfolgsbeteiligung gleichsetzt – was allerdings häufiger geschieht.
Um beim Leistungsentgelt zu einer für alle akzeptablen Lösung zu kommen, sollte das Industrial Engineering daher nicht nur die Human Ressources und den Betriebsrat als Vertretungen der Mitarbeiterbelange einbeziehen, sondern auch das Controlling.